Jewgeni Petrowitsch Pitowranow

Jewgeni Petrowitsch Pitowranow (russisch Евгений Петрович Питовранов, wiss. Transliteration Evgenij Petrovič Pitovranov; * 20. März 1915 i​n Saratow; † 30. November 1999 i​n Moskau) w​ar ein sowjetischer KGB-Offizier (zuletzt i​m Range e​ines Generalleutnants), Leiter d​er sowjetischen Spionageabwehr, Politiker u​nd stellvertretender Vorsitzender d​es Präsidiums d​er Industrie- u​nd Handelskammer d​er UdSSR. Außerdem w​ar er v​on 1962 b​is 1965 Leiter d​er Höheren Schule d​es KGB d​er UdSSR, benannt n​ach Feliks Dzierżyński.

Leben

Pitowranow studierte an der Russischen Universität für Verkehrswesen und trat im November 1938 in den NKDW ein. Im Februar 1941 wurde er Leiter für die Region Gorki. Nach einer kurzzeitigen Degradierung zum stellvertretenden Leiter im Juli 1941 wurde er 1943 zum Kommissar für Staatssicherheit. Er war nicht an Kampfhandlungen im Großen Vaterländischen Krieg beteiligt. Von 1946 bis 1950 war er stellvertretender Minister für Staatssicherheit der UdSSR. Ab Dezember 1950 leitete er die Spionageabwehr des MGB, der Vorgängerorganisation des KGB. Sein Chef Wiktor Semjonowitsch Abakumow wurde im Juli 1951 verhaftet. Er selbst wurde dann am 29. Oktober 1951 unter dem Vorwurf einer zionistischen Verschwörung festgenommen. Bei den oft brutal durchgeführten Verhören gestand er nichts. Er schrieb aus der Haft an Josef Stalin, von dem er ein paar Monate vor seiner Verhaftung als stellvertretender Minister empfangen worden war und daher kannte, und schlug ihm den Aufbau eines Agentennetzwerkes vor, um „zionistische Verschwörer“ zu identifizieren. Stalin fand an dem Vorschlag Gefallen und so kam er am 2. November 1952 aus der Haft frei. Er wurde rehabilitiert und trat im Januar 1953 seine neue Stelle als stellvertretender Leiter der 1. Hauptdirektion des MGB (Auslandsgeheimdienst) an. Im Mai 1953 wurde er als Vertreter des KBG in das ostdeutsche Ministerium für Staatssicherheit entsandt und machte beim Aufstand vom 17. Juni 1953 eine unrühmliche Figur. Er überstand die Verhaftung und Hinrichtung des Ministers für Staatssicherheit der UdSSR Wiktor Semjonowitsch Abakumow und des Chefs des KGB Lawrenti Beria unbeschadet und machte in der DDR weiter Karriere. Er war auch am Überlaufen des ersten Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutzes Otto John beteiligt. 1957 wurde er aus der DDR abberufen und zum Leiter der 4. Abteilung des KGB (zur Bekämpfung antisowjetischer Elemente) ernannt.[1] 1960 löste der Chef des KGB Alexander Nikolajewitsch Schelepin die 4. Direktion auf und schickte Pitowranow für zwei Jahre nach China. Nach seiner Rückkehr wurde er der Leiter der Höheren Schule des KGB der UdSSR, benannt nach Feliks Dzierżyński. 1966 wurde er anlässlich seines 50. Geburtstags für die ehrenamtliche Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums der Industrie- und Handelskammer der UdSSR offiziell aus dem KGB entlassen.

Pitowranow w​ar Förderer d​es späteren Direktors d​es Auslandsnachrichtendienstes, Außenministers u​nd Ministerpräsidenten Russlands Jewgeni Maximowitsch Primakow s​owie des späteren Chefs d​es KGB u​nd Generalsekretär d​es Zentralkomitees (ZK) d​er KPdSU, Vorsitzenden d​es Präsidiums d​es Obersten Sowjets u​nd Staatsoberhaupts d​er Sowjetunion Juri Wladimirowitsch Andropow. Primakow ernannte Pitowranow 1967 z​u seinem Chefberater. Andropow b​ot Pitowranow 1969 d​ie Leitung d​er Geheimabteilung „P“ an, d​ie westliche Geschäftsleute für d​en KGB anwerben sollte. Es w​urde gemunkelt, d​ass Pitowranow d​en KGB-Dienst n​ie richtig verlassen h​atte und s​eine Berufung i​n die Industrie- u​nd Handelskammer n​ur ein Deckmantel für Schaffung e​ines solchen Agentennetzwerks s​ein sollte. Über d​ie Gründe für d​ie Auflösung d​er Abteilung „P“ fünfzehn Jahre später herrscht Uneinigkeit. Wladimir Alexandrowitsch Krjutschkow, damaliger Leiter d​er 1. Hauptabteilung d​es KGB, s​oll auf d​ie Abteilung „P“ eifersüchtig geworden sein, d​a sie m​it seinen Aufgaben konkurrierte. Daraufhin w​urde sein Schützling Nikolai Kutergin a​ls Aufpasser i​n die Abteilung „P“ gesandt. Allerdings l​ief Kutergin 1984 i​n den Westen über u​nd dies w​urde Pitowranow angelastet, w​as zur Auflösung d​er Geheimabteilung u​nd seiner Entlassung geführt h​aben soll.[2]

Pitowranow s​tarb 1999 i​n Moskau u​nd liegt a​uf dem Friedhof Trojekurowo begraben.

Beförderungen

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Archivkopie: o. V.: Pitovranov Jewgeni Petrowitsch. In: Website des Auslandsgeheimdienstes der Russischen Föderation. Abgerufen am 16. Januar 2022.
  2. o. V.: Evgeny Pitovranov: der mysteriöseste Chef des sowjetischen Geheimdienstes (russ.). Русская Семерка russian7.ru, abgerufen am 16. Januar 2022.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.