Jerry Springer
Gerald Norman „Jerry“ Springer (* 13. Februar 1944 in Hampstead, London) ist ein US-amerikanischer Politiker und Moderator.
Springer war demokratischer Bürgermeister von Cincinnati. Er ist vor allem für seine Talk-Sendung The Jerry Springer Show bekannt, die Boulevardthemen mit häufigen Handgreiflichkeiten unter Gästen paart, und gilt als Erfinder der Krawall-Talkshow.
Leben
Gerald Norman Springer wurde als Sohn jüdischer Flüchtlinge im U-Bahnhof Highgate in London, England, im Zweiten Weltkrieg während eines Bombenangriffs geboren. Seine Mutter Margot war Bankangestellte und sein Vater Richard Springer betrieb ein Schuhgeschäft in Landsberg an der Warthe. Seine beiden Großmütter starben im Holocaust[1]. Im Januar 1949 wanderten seine Eltern in die Vereinigten Staaten aus und ließen sich in Kew Gardens, Queens (New York City), nieder. Dort besuchte er die Forest Hills High School. Gerald Norman und seine Schwester Evelyn lebten zusammen mit ihren Eltern in einem kleinen Vier-Zimmer-Apartment. Sein Interesse am politischen Tagesgeschehen wurde in seinem 12. Lebensjahr geweckt, als er eine Fernsehübertragung der Parteiversammlung der Demokraten verfolgte und von John F. Kennedy beeindruckt war.
Bevor Springer TV-Moderator wurde, war er als Berufspolitiker tätig. So kandidierte er 1970 für einen Sitz im US-Repräsentantenhaus; als er dort scheiterte, ließ er sich 1971 in den Gemeinderat der Stadt Cincinnati wählen. 1974 musste er wegen eines Prostituiertenskandals zurücktreten[2], gewann als unabhängiger Kandidat seinen Sitz im Jahr darauf jedoch wieder zurück. 1977 kandidierte er – im Alter von 33 – erfolgreich für den Posten des Bürgermeisters der Stadt, den er ein Jahr innehatte. 1982 bewarb er sich erfolglos um das Amt des Gouverneurs von Ohio. Er arbeitete daraufhin für über ein Jahrzehnt äußerst erfolgreich als politischer Reporter und Kommentator für die Cincinnatier NBC-Tochter WLWT-TV. Am 30. September 1991 startete schließlich die Talk-Sendung The Jerry Springer Show, die in Chicago aufgenommen wurde und bis Mitte 2018 im Fernsehen lief. Die Show galt als popkultureller Archetypus der zeitgenössischen Krawall-Talkshow und wurde vielfach parodiert. Themen, die zu handgreiflichen Aktionen der Gäste führten, wurden beispielsweise in Austin Powers, Die Simpsons, Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge oder Hör mal, wer da hämmert dargestellt.
In dem britischen Musical Jerry Springer – The Opera von Stewart Lee und Richard Thomas wird die von vielen als absurd bewertete Jerry Springer Show mit Elementen wie stepptanzenden Ku-Klux-Klan-Mitgliedern noch weiter ins Surreale gesteigert. Das Musical wurde 2002 in Edinburgh uraufgeführt und wurde inzwischen im Cambridge Theatre im Londoner West End und auch im britischen Fernsehen gezeigt.
Seit September 2019 ist Springer Gastgeber der Reality-Gerichtsshow Judge Jerry.[3]
Sonstiges
Springer war in einer Folge der US-Sitcom Eine schrecklich nette Familie zu sehen, in der er die Rolle eines männlichen Feministen spielte. Zu sehen war er auch in den US-Sitcoms Sabrina – Total Verhext! in der Folge Mrs Kraft, in der er sich selbst spielte sowie in Roseanne, wo die Connors nach einem Lottogewinn in der dritten Folge der letzten Staffel in Springers Show auftraten.
Springer hat auch in mehreren Filmen mitgespielt, z. B. an der Seite von Dolph Lundgren in The Defender im Jahre 2004.
Auch trat er als Gast in der US-Comedy Show MADtv und bei der Wrestling-Liga WWE in den Jahren 2010 und 2014 auf.
Einzelnachweise
- Who do you think you are BBC Dokumentation
- David Plotz: Jerry Springer. In: Slate. 22. März 1998. Abgerufen am 29. Juni 2014.
- Nellie Andreeva, Dino-Ray Ramos: Jerry Springer Syndicated Court Show ‘Judge Jerry’ From NBCU TV Distribution To Launch In Fall 2019. In: deadline.com. 26. November 2018, abgerufen am 1. November 2019 (englisch).
Weblinks
- Offizielle Website
- Jerry Springer in der Internet Movie Database (englisch)