Jean Zay

Jean Zay (* 6. August 1904 i​n Orléans; † 20. Juni 1944 i​m Wald v​on Molles, Département Allier) w​ar ein französischer Politiker.

Jean Zay (1937)

Leben und Werk

Sein jüdischer Vater w​ar Journalist, s​eine protestantische Mutter Grundschullehrerin. Erzogen w​urde er protestantisch u​nd laizistisch. Er besuchte i​n Orléans d​ie Grundschule u​nd das Gymnasium.

Nach einem Jurastudium wurde er Rechtsanwalt, interessierte sich aber auch sehr für den Journalismus und Literatur. So schrieb er unter anderem für die Zeitungen Progrès du Loiret und La France du Centre. Schon früh fühlte er sich von der Politik angezogen, wurde 1925 Mitglied der Parti radical und engagierte sich in deren Jugendverband. 1932 wurde Jean Zay im Wahlkreis Loiret im zweiten Wahlgang zum Abgeordneten gewählt und war mit 27 Jahren der jüngste Abgeordnete der französischen Abgeordnetenkammer. Vier Jahre später wurde er als Kandidat der Volksfront, an deren Zustandekommen er aktiv beteiligt war, am 3. Mai 1936 wiedergewählt. Der sozialistische Ministerpräsident Léon Blum ernannte Jean Zay am 4. Juni 1936 zum Minister für nationale Bildung und der Schönen Künste. Dieses Ministeramt behielt er unter den wechselnden Regierungen bis zu seinem Rücktritt am 2. September 1939 inne. Durch den Eintritt in die französische Armee wollte er sich als Soldat solidarisch mit den Menschen seiner Generation zeigen. Er nahm im Einverständnis mit seinem Vorgesetzten an der außerordentlichen und dramatischen Sitzung der Abgeordnetenkammer am 18. Juni 1940 in Bordeaux teil. Mit weiteren Abgeordneten reiste er nach Nordafrika ab, um von dort aus den Krieg fortzuführen. Am 16. August 1940 wurde Zay in Rabat, Marokko, verhaftet, von der Vichy-Regierung der Fahnenflucht angeklagt und nach Frankreich zurückgeführt und in einem politischen Prozess am 4. Oktober 1940 in Clermont-Ferrand zu lebenslanger Haft verurteilt. Während seines Haftaufenthalts in Clermont-Ferrand, dann in Marseille und schließlich in Riom schrieb er unter immer beschwerlicheren Haftbedingungen seine Gedanken über die politische Zukunft Frankreichs sowie Begebenheiten während der Haft nieder. Sie erschienen 1945 unter dem Titel Souvenirs et solitude (Erinnerungen und Einsamkeit).

Während d​ie Alliierten s​chon in d​er Normandie gelandet waren, w​urde Jean Zay a​m 20. Juni 1944 v​on der Vichy-Miliz a​us dem Gefängnis i​n Riom entführt u​nd am selben Tag i​m Wald v​on Molles b​ei Vichy hingerichtet.

Sein Wirken als Minister

Unter d​em Minister für nationale Bildung u​nd der Schönen Künste Jean Zay wurden wichtige Projekte d​er Bildungspolitik a​uf den Weg gebracht u​nd grundlegende Reformen beschlossen, d​enn für i​hn zählte d​ie Erziehung u​nd Bildung z​u den wichtigsten Aufgaben d​er Volksfrontregierung:

  • Die Schulzeit wurde ab Oktober 1937 vom 13. auf das 14. Lebensjahr als frühestmöglicher Schlusspunkt ausgedehnt
  • Erhöhung der Anzahl der Klassen
  • Der Sportunterricht wurde verpflichtend.
  • Einrichtung von Schulkantinen und Schulmedizin
  • Förderung des Technik- und Hygieneunterrichtes
  • Erhöhung der Anzahl der Stipendien und deren finanzielle Aufstockung
  • Erhöhung der Zahl an Ferienlagern
  • Gründung des Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) am 19. Oktober 1939 unter Staatspräsident Albert Lebrun
  • Gründung des Musée de l’Homme
  • Eröffnung des Palais de la découverte
  • Projekt einer Verwaltungshochschule École nationale d’administration, das allerdings erst 1945 verwirklicht wurde

Ehrung

Feier zur Überführung von Geneviève de Gaulle-Anthonioz, Germaine Tillion, Pierre Brossolette und Jean Zay in den Panthéon am 27. Mai 2015

Am 27. Mai 2015 wurden d​ie sterblichen Überreste Zays, gemeinsam m​it denen v​on Germaine Tillion, Pierre Brossolette u​nd Geneviève d​e Gaulle-Anthonioz, i​ns Panthéon überführt. Dieses i​st die höchste postume Ehrung i​n Frankreich; d​er 27. Mai i​st seit 2014 d​ie Journée nationale d​e la Résistance, e​in landesweiter staatlicher Gedenktag.[1]

Filme

Commons: Jean Zay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dokumente – Documents. Zeitschrift für den deutsch-französischen Dialog. H. 2, Sommer/Éte 2014, ISSN 0012-5172 S. 109
  2. https://www.kubweb.media/fiche/catherine-bernstein-realisatrice/ Kultur Bretagne abgerufen am 20. Dezember 2020
VorgängerAmtNachfolger
Henri GuernutBildungsminister von Frankreich
4. Juni 1936 – 2. September 1939
Yvon Delbos
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.