Jan Bejsovec
Jan Bejšovec (* 30. Juni 1975 in Freiberg) ist ein deutscher Textilkünstler.
Leben
Bejšovec verbrachte seine Jugend in der DDR, was sich u. a. in Themen und textilen Materialien widerspiegelt.
Künstlerisches Wirken
Unter dem Label KONFLIKTSTOFF stellt sich Bejšovec der künstlerischen Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Themen. Die gegenständliche und oft provokative Darstellung wird durch das textile Medium bewusst gebrochen. Um die Authentizität der Motive zu verstärken, verwendet er u. a. Militärtextilien wie Planen, Effekten und Uniformteile[1]. Neben der politischen Aussage der Werke ist ihm dabei der Verweis auf die lange Tradition von textilem Kunsthandwerk im herrschaftlich-propagandistischen und militärischen Bereich wichtig. Daneben versucht der Künstler im öffentlichen Raum durch textile Installationen Aufmerksamkeit auf geschichtlich interessante und relevante Orte zu lenken.
Bejšovec ist ein Vertreter des modernen Aufbruchs in der Textilkunst, bei dem sich traditionelle Handarbeitstechniken mit dem Einsatz des Computers und uralte Motive mit den Einflüssen von Street-Art bzw. Stencil-Art verbinden. Durch den überwiegenden Einsatz von aufwendiger Handstickerei selbst auf großformatigen Bildern werden die Vorlagen in ein textiles Bildrelief umgewandelt. Moderne Bildbearbeitungssoftware ermöglicht dabei die Umsetzung photographisch genauer Stickvorlagen. Das textile Bild wird aber immer per Hand, d. h. in Handstickerei bzw. Nähmaschinenapplikation erstellt. Bejšovec verzichtet damit bewusst auf den Einsatz von „Stickrobotern“, welche ein eingelesenes Motiv in Maschinenstickerei umsetzen. Durch die oft monatelange Handarbeit an einem Bild und die Ungleichförmigkeit der Stickereien wird eine höhere Authentizität erreicht, welche durch die Verwendung im Motivkontext stehender Stoffe noch unterstützt wird.
2014 wurde Bejšovec vom Bundesvorsitzenden der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft Rainer Wagner wegen Volksverhetzung angezeigt. Grund war das Werk „Totaler Theoretiker“, das den Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, mit einer zum Hitlergruß gereckten und einer erhobenen geballten „Arbeiterfaust“ zeigt. Bejsovec erklärte, er greife damit Hubertus Knabe nicht persönlich an, sondern die von ihm vertretene Totalitarismustheorie.[2] Die Staatsanwaltschaft Berlin wies die Strafanzeige mit Verweis auf die besonders geschützte Freiheit der Kunst ab.
Ausgewählte Ausstellungen
- 2017: Hyvinkää, Gruppenausstellung "Kolonie Wedding - Zeitgenössische Kunst aus Berlin", Hyvinkää Art Museum
- 2016: Berlin, Premiere des Dokumentarfilms "Die vergessene Armee" von Signe Astrup
- 2016: Maribor, Gruppenausstellung "MUS 2016 ART METROPOLIS"
- 2016: Ljubljana, Einzelausstellung „The Other Self -a textile perspective on exploring identity and belonging“ in der Galerija Alkatraz
- 2016: Kranj, Zweiteilige Einzelausstellung "Cause for conflict" im Artillerieturm Škrlovec (Layer Haus)
- 2016: Kranj, Aufenthaltsstipendium im Layer Haus
- 2015: Chemnitz, Gruppenausstellung „ausgezeichnet! most excellent!“ Wasserschloss Klaffenbach
- 2015: Halle, Gruppenausstellung „Kunstverortung - Liebe deine Heimatstadt“ Galerie temporaire
- 2015: Ljubljana, Einzelausstellung „Stadt der Fahnen“ in Nocna izložba Pešak
- 2015: Berlin, Co-Kurator der Gruppenausstellung „7713 Politische Kunst im Widerstand in der Türkei“ in der NGBK
- 2015: Ljubljana, Writer-in-residence in der Galerija Alkatraz
- 2014: Miami, Gruppenausstellung mit Galerie LÄKEMÄKER auf der Art Miami
- 2014: Berlin, Einzelausstellung „metabole“ Galerie LÄKEMÄKER[3]
- 2014: Berlin, Gruppenausstellung „Krieg und Reaktion“ im okk
- 2014: Born a. Darß, Gruppenausstellung „Künstler der Galerie“ im Kunstraum Darß
- 2014: Berlin, Einzelausstellung „Beim Barte des Propheten“
- 2013: Berlin, „24 Stunden“ Konfliktstoff in der Deutschen Bank Kunsthalle Alte Münze
- 2013: Berlin, Einzelausstellung „Menschen/Rechte“ im OKK
- 2013: Chemnitz, Gruppenausstellung „2+2 / Phönix Chemnitz – Eine Ausstellung zum Friedenstag“
- 2012: Berlin, Gruppenausstellung „Kosmos as Presence, V5 Russisch-Deutscher Art Convent“ bei InteriorDAsein
- 2012: Berlin, Gruppenausstellung „Kaffee Konstantin“ in der Michaela Helfrich Galerie
- 2012: Berlin, Kurator der Gruppenausstellung „Vis-à-vis. Frauenportraits 1936-94“
- 2012: Dresden, Gruppenausstellung „Bilderstreit – Panzer und Positionen zeitgenössischer Kunst“ im MHM – Militärhistorisches Museum der Bundeswehr mit Werken von Anselm Kiefer, Frank Bölter, Michael Sailstorfer und Jan Bejsovec
- 2011: Berlin, Gruppenausstellung in der Michaela Helfrich Galerie
- 2011: Berlin, Teilnahme an der Ausstellung „Zeitenwende“ im ARD-Hauptstadtstudio
- 2011: Chemnitz, Teilnahme an „Begehungen Nr. 8“ – Festival für Junge Kunst
- 2011: Berlin, Einzelausstellung „Konfliktstoff Deutschland“ im ARD-Hauptstadtstudio
- 2011: Berlin, Einzelausstellung „Mein Stoff - Euer Luxus“ im Kunstraum M7 und Teilnahme an „48 h Neukölln 13“
- 2010: Berlin, Einzelausstellung „Textilkunst aus Konfliktstoff“ in der Nikodemuskirche
- 2009: Berlin, Teilnahme an „48 h Neukölln 11“
- 2009: Berlin, Textile Installation „Friedenssäule“ auf dem Mehringplatz (öffentliche Kunstaktion)
- 2008: Berlin, Teilnahme an der Ausstellung QUERSCHNITT 21
Weblinks
Einzelnachweise
- Artikel über den Künstler im Blog Wartist
- Podium für Geschichtsrevisionismus (Memento vom 2. Mai 2014 im Internet Archive), in: „Junge Welt“ vom 28. März 2014
- LÄKEMÄKER - Künstler - Jan Bejšovec. Abgerufen am 17. November 2020 (deutsch).