James Lorimer
James Lorimer (* 4. November 1818 in Aberdalgie, Perth and Kinross; † 13. Februar 1890 in Edinburgh) war ein britischer Jurist und Rechts- und Staatsphilosoph. Er war 1862 bis 1890 Regius Professor of Public Law and the Law of Nature and Nations (Professor für öffentliches Recht) an der University of Edinburgh und Mitbegründer des Institut de Droit international (Institut für Völkerrecht). Darüber hinaus gilt er als einer der frühen Vordenker einer politischen Integration der europäischen Staaten.
Leben
Lorimer wurde 1818 in Aberdalgie geboren und studierte nach dem Schulbesuch in Perth an den Universitäten in Edinburgh sowie von 1840 bis 1843 in Berlin, Bonn und Genf. Er schloss das Studium nach seiner Rückkehr nach Edinburgh mit dem Doktorat der Rechtswissenschaften (LL.D.) ab und erhielt 1845 seine Zulassung als Rechtsanwalt. Zu den Lehrern, die seine politischen und juristischen Ansichten beeinflussten, zählten in Bonn unter anderem der Historiker Friedrich Christoph Dahlmann sowie in Berlin der Jurist Georg Friedrich Puchta und insbesondere der Chemiker Eilhard Mitscherlich. Dieser trug nach Darstellung von Lorimer mehr als die meisten Juristen zu seiner eigenen Rechtsphilosophie bei, die vor allem durch naturrechtliche Prinzipien geprägt war.
Da er als praktizierender Anwalt erfolglos blieb, widmete er sich weiteren Studien im Bereich der politischen Philosophie und veröffentlichte entsprechende Abhandlungen zu staats- und rechtswissenschaftlichen Themen sowie im Bereich des Völkerrechts. Im Februar 1861 wurde er zum Fellow der Royal Society of Edinburgh ernannt. Von 1862 bis zu seinem Tod wirkte er als Professor für öffentliches Recht an der University of Edinburgh. Die Professur war seit 1832 nicht mehr besetzt worden. Am 11. September 1873 war er in Gent als einer von elf Mitbegründern an der Gründung des Institut de Droit international beteiligt.
James Lorimer war ab 1851 verheiratet und starb 1890 in Edinburgh. Sein Sohn Robert Lorimer war ein bekannter Architekt, sein Sohn John Henry Lorimer (1856–1936) wirkte als Kunstmaler. Seine Tochter, Hannah Cassels Lorimer, heiratete 1895 den Forscher Everard Im Thurn.
Wirken
Zu den bekanntesten Werken von James Lorimer zählt das 1884 veröffentlichte Buch „The Institutes of the Law of Nations: A Treatise of the Jural Relations of Separate Political Communities“. Dieses enthielt unter anderem einen Vorschlag für eine Europäische Föderation in Form einer internationalen Republik, die den Frieden in Europa sicherstellen sollte. Lorimer gilt aus diesem Grund als einer der Vordenker der europäischen Integration.
Seine Ansichten wurden jedoch zum Teil auch als exzentrisch und elitär wahrgenommen. Nach Ansicht seiner Kritiker unterstützte er außerdem in seinen Schriften den kolonialen Imperialismus der damaligen Zeit. Er galt darüber hinaus hinsichtlich seiner Einstellungen als antisemitisch und betrachtete den Islam als „degenerierte Religion“ (siehe dazu Martti Koskenniemi, 2005). Obwohl er von seinen Kollegen respektiert wurde, erlangte er aus diesen Gründen beispielsweise keinen nennenswerten Einfluss innerhalb des Institut de Droit international.
Werke (Auswahl)
- A Handbook of the Law of Scotland: Adapted to the Use of the General Public and of Students and Strangers. T. & T. Clark, Edinburgh 1859
- The Institutes of Law: A Treatise of the Principles of Jurisprudence, as Determined by Nature. W. Blackwood and Sons, Edinburgh 1872
- The Institutes of the Law of Nations: A Treatise of the Jural Relations of Separate Political Communities. W. Blackwood and Sons, Edinburgh 1884
Literatur
- Lorimer, James. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 17, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 541. – Ergänzungsband
- Former Fellows of the Royal Society of Edinburgh 1783–2002. Biographical Index Part Two. The Royal Society of Edinburgh, Edinburgh 2006, ISBN 0-902198-84-X, S. 555
- A. H. Campbell: James Lorimer: A Natural Lawyer of the Nineteenth Century. In: Transactions of the Grotius Society. 39/1953. Oxford University Press und British Institute of International and Comparative Law, S. 211–234, ISSN 1479-1234
- Peter Macalister-Smith: Bio-Bibliographical Key to the Membership of the Institut de Droit International, 1873–2001. In: Journal of the History of International Law. 5(1)/2003. Brill Academic Publishers, S. 77–159, ISSN 1388-199X
- Martti Koskenniemi: Nationalism, Universalism, Empire: International Law in 1871 and 1919. Beitrag zur Konferenz Whose International Community? Universalism and the Legacies of Empire. Columbia University, 29.–30. April 2005