Jakob von Jonas
Jakob (von) Jonas, auch: Jacob Jonas, Jon, (* um 1500 in Götzis; † 28. Dezember 1558 in Abensberg) war ein deutscher Philologe, Rechtswissenschaftler, Politiker und Diplomat.
Leben
Als Sohn des Bauern Leonhard Jon und seiner Frau Klara (geb. Benzer) geboren, besuchte er die Stiftsschule in Chur. Danach bezog er 1522 die Universität Leipzig und die Universität Wittenberg. 1523 kehrte er nach Chur zurück, wo er seine Priesterweihe erhielt und Lehrer an der dortigen Stiftsschule St. Luzi wurde. Andere Quellen sagen, dass er nur eine Prüfung in Hinblick auf die beabsichtigte Weihe ablegte, was wahrscheinlicher ist, da er sonst später als Katholik nicht hätte verheiratet sein dürfen.[1] Jedenfalls verließ er die Stiftsschule wieder und ging am 26. Februar 1526 an die Universität Tübingen, wo er am 1. Mai desselben Jahres Professor der hebräischen und griechischen Sprache wurde. Der ursprünglich zum Juristen bestimmte Jonas promovierte 1532 in Tübingen zum Doktor der Rechte.
Er machte trotz seiner Berührungspunkte mit der Reformation nie einen Hehl daraus, auf der Seite der katholischen Konfession zu stehen, und war ein erklärter Feind der evangelischen Seite. So wurde er 1533 Kanzler des Bischofs von Konstanz, war seit 1538 Assessor des fränkischen Kreises am Kammergericht in Speyer, wo er freundschaftliche Kontakte mit Konrad Braun und Matthias von Held schloss. Dort wurde er auch 1541 in den Reichsadel aufgenommen. Nachdem er Kanzler von Kurmainz geworden war, sollte er sich 1543 als Visitator des Reichskammergerichtes betätigen. Er wurde jedoch von den evangelischen Ständen abgelehnt und folgte einem Ruf als Hofvizekanzler Ferdinands I. nach Wien.
Dort wurde er Mitglied der juristischen Fakultät der Universität Wien, beteiligte sich an der Universitätsreform 1554 und förderte die Jesuiten. Maßgeblich war er an der königlichen Resolution am Religionsfriedensentwurf beteiligt, die noch über die Vorstellungen der katholischen Kirche hinausgingen. Nachdem Karl V. abgedankt hatte, übernahm er zudem auch als Reichsvizekanzler die Reichskanzlei, in welcher Stellung er als weltgewandter, geistvoll-leidenschaftlicher Politiker und Diplomat verstarb. Kurz vor seinem Tod konvertierte Martin Eisengrein (1535–1578), der Neffe seiner Frau, unter seinem Einfluss zum Katholizismus.
Jakob von Jonas hatte um 1530 Anna Elisabeth Eisengrein (1505–1556) geheiratet, die Tochter des Stuttgarter Bürgermeisters Martin Eisengrein und seiner Frau Agathe geb. Schell. Aus dieser Ehe sind vier Söhne und eine Tochter hervorgegangen. Anna Elisabeth soll vor ihrer Ehe die Geliebte des Herzogs Ludwig X. von Bayern gewesen sein, mit dem sie die Tochter Anna von Leonsberg (1525–1559) gehabt habe. Diese ehelichte später den Humanisten und Staatsmann Johann Albrecht Widmannstadt bzw. Widmanstetter (1506–1557).[2]
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Jonas, Jacob. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 10. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1863, S. 259 (Digitalisat).
- Jakob Franck: Jonas, Jakob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 491 f.
- Karl Heinz Burmeister: Jonas, Jakob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 593 (Digitalisat).
- Karl Heinz Burmeister: Jakob Jonas. Humanist und Staatsmann, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 89. Jg. 1971, S. 83–94 (Digitalisat)
Weblinks
Einzelnachweise
- Oskar Vasella: Über das Problem der Klerusbildung im 16. Jahrhundert. Nebst Protokollen von Weiheprüfungen des Bistums Chur (1567–1672). In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 58, 1950, S. 441–456, hier S. 446, (Ausschnittscan).
- Sigmund Ritter von Riezler: Widmanstetter, Johann Albrecht. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42, Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 357–361.