Jacob Kurz von Senftenau
Jacob Kurz Freiherr von Senftenau (* 1553; † 11. März 1594) (teilweise auch Kurtz von Senftenau, latinisiert: Jacob Curtius, tschechisch: Jakub Kurz ze Senftenavy) war Reichsvizekanzler des Heiligen Römischen Reiches.
Leben
Er stammte aus Tirol und war Herr von Senftenau und Toblach. Er studierte in Siena und Bologna Rechtswissenschaften. Er schloss mit dem Doktortitel ab.
Kurz von Senftenau war von 1570 bis 1586 unter Kaiser Rudolf II. Mitglied des Reichshofrates. Zwischen 1585 und 1594 war er kaiserlicher geheimer Rat. Im Jahr 1582 hat ihn der Kaiser zum Kölner Kurfürsten Gebhard I. von Waldburg entsandt, um diesen zu fragen, ob es richtig sei, dass der Kurfürst den geistlichen Stand verlassen hätte und trotzdem Kurfürst bleiben wollte.[1] Dieser antwortete ausweichend, ließ aber ein Edikt verbreiten, in dem er seine Trennung von der katholischen Kirche bestätigte.
Kurz von Senftenau war seit 1587 Verwalter der Reichshofkanzlei und kurze Zeit vor seinem Tod auch offiziell Reichsvizekanzler.
Verheiratet war er seit 1581 mit Ursula Weber. Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor. Der Sohn Johann Baptist Jacob Kurz von Senftenau war zunächst kaiserlicher Gesandter im Osmanischen Reich und trat später in den Jesuitenorden ein.
Kurz war offenbar sehr wohlhabend. Er hatte den Prälaten der Steiermark 12.500 Gulden geliehen. Erzherzog Matthias wies deren Mitglieder nach dem Tod von Kurz an, die laufenden Steuern zu erstatten um die Schuld des Standes gegenüber der Witwe zu bezahlen.[2]
Kurz von Senftenau war an Literatur und den Naturwissenschaften interessiert. Er soll sogar selbst astronomische Geräte gebaut haben. In Prag vermittelte er zwischen den Gelehrten und dem Hof. Dies gilt etwa für den Versuch von John Dee in Kontakt mit dem Kaiser zu kommen.[3] Er gehörte unter anderem zu den Förderern des Späthumanisten und Dichters Nicodemus Frischlin am kaiserlichen Hof.[4] Auch Tycho Brahe hat er gefördert. Dieser hat auch in seinem Sommerschloss in Prag gewohnt. Dort hat später auch zeitweise Johannes Kepler gelebt.[5][6] Begraben ist er in der St.-Thomas-Kirche in Prag.[7]
Literatur
- Ingrid Matschinegg: Österreicher als Universitätsbesucher in Italien (1500–1630). Regionale und soziale Herkunft – Karrieren – Prosopographie. Diss., Graz 1999, S. 272 online
- Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen Nieder-Österreichischen Adels. Bd. 5 Wien, 1804 S. 345 GoogleBooks
Weblinks
- Eintrag auf documenta.rudolphina.org
Einzelnachweise
- Johann Daniel Wilhelm Richter: Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Bd. 1, Leipzig 1840, S. 314
- Ferdinand Hutz: Styriaca aus dem Stiftsarchiv Herzogenburg (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 881 kB)
- Erich H Peter Roitzsch: Das Voynich-manuskript ein ungelöstes Rätsel der Vergangenheit. Monsenstein und Vannerdat 2008, S. 93
- David Friedrich Strauß: Nicodemus Frischlin. Frankfurt 1856, S. 404
- John Robert Christianson: On Tycho’s Island. Cambridge Press, 2002, S. 218
- vgl. Schreiben von Jacob Kurz von Senftenau an Tycho Brahe von 1590 (engl. Übers.)
- Kopernikus und Keppler. Zwei Europäer verbinden Deutschland, Polen und Tschechien. S. 48 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF)