Insula-Kirche
Die Insula-Kirche, eingerichtet 1951 im Bischofswiesener Ortsteil Strub als Teil der „Lebenswelt Insula“, gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Berchtesgaden.
Geschichte
Das Gelände und die Gebäude der Insula dienten während der Zeit des Nationalsozialismus als BDM-Schule, wofür zuvor ein Hochmoor entwässert und ein Berg (Schusterbichlberg) sowie ein Barockschlösschen abgetragen wurden. In den 1940er Jahren übernahm die Wehrmacht das Gelände und nutzte es nach weiterem Ausbau als Kaserne.
Nach Kriegsende dienten die Gebäude bis 1946 der Spezialorganisation der UNO United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) als Repatriierungslager für Displaced Persons (DP). Ab 1947 boten sie unter Trägerschaft der International Refugee Organization (IRO)[1][2] und in Zusammenarbeit mit dem Lutherischen Weltbund[2] Unterkunft insbesondere für bis dahin nicht repatriierte lettische Flüchtlinge und dienten einer lettischen Schule.[3] 1949 wechselte die Trägerschaft zur Inneren Mission München; 1974 ging sie an das Evang.-Luth. Diakoniewerk Hohenbrunn über.[2]
Am 6. Mai 1951 wurden nach entsprechenden Umbauten die Gebäude ihrer neuen Nutzung als Evangelisch-Lutherisches Altenheim übergeben und feierlich eingeweiht. Bei diesem Festakt in Anwesenheit zahlreicher hochrangiger Ehrengäste wurde auch das von einer Turnhalle zur Insula-Kirche umgebaute Gotteshaus seiner Bestimmung übergeben.[3]
Ausstattung
Die beherrschenden Wandmalereien im Kirchenraum wurden laut Angaben auf der Homepage der zuständigen Kirchengemeinde sowie laut in der Kirche nachlesbaren Kurzvita bis Ende 1950 von Erich Gindler geschaffen. Er habe demnach zu den ersten Flüchtlingen gehört, die nach dem Krieg in der Insula eine Bleibe gefunden hatten und die auf den Gemälden dargestellten Personen würden Züge seiner lettischen Mitbewohner tragen.[3] In der vom Ostpreußischen Landesmuseum veröffentlichten Kurzvita zu Gindler werden zwar für die 1950er Jahre seine Annahme öffentlicher Aufträge, nicht aber ein Aufenthalt in der Insula zwischen seiner Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft im Februar 1946 und seinem anschließend längeren Aufenthalt in Murnau vermerkt,[4] so dass womöglich von einer zufälligen Namensgleichheit eines anderen Künstlers ausgegangen werden muss.
Die regelmäßigen Sonntagsgottesdienste werden für Heimbewohner, die am Kirchgang verhindert sind, auch auf ihre Zimmer übertragen.[3]
- Blick vom Eingang zum Altar
- Altar
- Mutter Gottes Statue
- Blick zum Ausgang – Empore mit Orgel
- Selbstporträt von Erich Gindler
- Kurzvita von Erich Gindler in der Insula-Kirche
Zuständige Kirchengemeinde
Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Berchtesgaden ist neben ihrer Christuskirche als Hauptkirche in Berchtesgaden auch für die evangelisch-lutherischen Kirchengebäude in Bischofswiesen, Ramsau bei Berchtesgaden und Schönau am Königssee zuständig. Die Kirchengemeinde gehört zum Dekanat Traunstein[5] innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Angesichts des prozentual geringen Anteils ihrer Gemeindemitglieder innerhalb der genannten Gemeinden des Landkreises Berchtesgadener Land besteht sie in der Minderheitssituation einer Diaspora. (→ Siehe hierzu auch den Abschnitt: Religion in Berchtesgaden)
Einzelnachweise
- Ieva Zake: American Latvians. Politics of a Refugee Community. Transaction Publishers, New Brunswick 2010, ISBN 978-1-4128-1451-5, S. 32.
- Lebenswelt Insula, Abschnitt Geschichte, online unter dw-hohenbrunn.de
- berchtesgaden-evangelisch.de (Memento des Originals vom 30. Juni 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Zur Insula-Kirche auf der Homepage der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Berchtesgadens
- archiv.ostpreussisches-landesmuseum.de Kurzvita zur Wechselausstellung 2008 von Werken von Erich Gindler im Ostpreußischen Landesmuseum
- ev-dekanat-traunstein.de Zugehörigkeit der ev.-luth. Kirchengemeinde Berchtesgaden zum Evangelischen Dekanats Traunstein