Ilse Molzahn
Ilse Molzahn (* 20. Juni 1895 in Kowalewo, Kreis Kolmar i. Posen, als Ilse Theodore Lisette Schwollmann[1]; † 15. Dezember 1981 in Berlin) war eine deutsche Autorin.
Leben
Ilse Molzahn war die Tochter eines Winterschuldirektors. Die Textilkünstlerin Immeke Mitscherlich war ihre Schwester. Von 1913 bis 1915 wurde sie zur Jugendfürsorgerin ausgebildet.[2] 1919 heiratete sie in Weimar den expressionistischen Maler Johannes Molzahn[1], mit dem sie zwei Söhne hatte. Von 1928 bis 1933 und von 1942 bis 1945 lebte sie in Breslau.[3] Sie verfasste Artikel für Feuilletons, Theaterrezensionen und Kulturberichte u. a. für die Vossische Zeitung sowie die Deutsche Allgemeine Zeitung. Zudem verfasste sie Hörspiele für die Schlesische Funkstunde in Breslau. Ihre Erzählungen, Gedichte und Buchrezensionen wurden auch in den Schlesischen Monatsheften publiziert.
Mit ihren progressiven Artikeln geriet sie immer wieder in Konflikt mit konservativeren Kreisen in Breslau. Ihr Artikel O Wratislawia in der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom September 1929 löste durch ihre scharfen und sehr kritischen Charakterisierungen der Breslauer einen Sturm der Entrüstung aus. Die Schlesischen Monatshefte druckten im Februar 1930 eine satirische Zeichnung, die sich gegen Molzahn richtete.
Ilse Molzahn wurde mehrfach von bedeutenden Künstlern porträtiert: zum einen von ihrem Mann Johannes (Porträt meiner Frau), zum anderen von Oskar Moll, der sogar mehrere Porträts Molzahns schuf. Mit dem Künstlerehepaar Oskar und Marg Moll stand Molzahn in engem Kontakt.
1932 begann Molzahn mit der Niederschrift ihres ersten Romans Der Schwarze Storch. Das Buch erschien 1936 in Berlin und wurde kurze Zeit später verboten. 1933 wurde die Breslauer Kunstakademie, an der Johannes Molzahn lehrte, geschlossen. Das Ehepaar Molzahn zog nach Berlin um, wo Ilse Molzahn weiter journalistisch tätig war. 1938 musste Johannes Molzahn in die USA fliehen, während Ilse Molzahn in Berlin blieb, möglicherweise auch aufgrund einer Liebesbeziehung zum Kunstkritiker und Schriftsteller Paul Fechter. 1939 ließ sie sich von ihrem Ehemann scheiden[1]. Bis zum Ende der NS-Herrschaft publizierte Molzahn weiter, u. a. ihren zweiten Roman Nymphen und Hirten tanzen nicht mehr. Sie zeigte eine durchaus ambivalente Haltung zwischen Widerstand und Anpassung.
Seit 1953 lebte Molzahn in West-Berlin und arbeitete weiterhin als Journalistin und Schriftstellerin. Ihre beiden Söhne waren im Zweiten Weltkrieg gefallen. Ilse Molzahn liegt auf dem Waldfriedhof Dahlem begraben.[4]
Auszeichnungen
- 1977: Andreas-Gryphius-Preis, Düsseldorf
Werke
- Der schwarze Storch. Rowohlt, Berlin 1936
- Nymphen und Schäferhunde tanzen nicht mehr. Rowohlt, Berlin 1938
- Töchter der Erde. Goverts, Hamburg 1941
- Schnee liegt im Paradies. Bertelsmann, Gütersloh 1953.
- Dieses Herz will ich verspielen. Gedichte. Jerratsch, Heidenheim 1977, ISBN 3-921519-19-5.
Literatur
- Teresa Laudert: Ilse Molzahn in Breslau. Das Porträt einer kritischen Beobachterin, Journalistin und Autorin. In: Dagmar Schmengler, Agnes Kern, Lidia Gluchowska (Hgg.): Maler. Mentor. Magier. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau. Kehrer, Heidelberg und Berlin 2018, ISBN 978-3-86828-873-5, S. 148–155.
Einzelnachweise
- Heiratsregister Nr. 453/1919, StA Weimar
- Redaktionsbüro Harenberg: Knaurs Prominentenlexikon 1980. Die persönlichen Daten der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit über 400 Fotos. Droemer Knaur, München/Zürich 1979, ISBN 3-426-07604-7, Molzahn, Ilse, S. 316.
- Ilse Molzahn: Im Schatten des heiligen Nepomuk. In: Herbert Hupka (Hrsg.): Meine schlesischen Jahre. Erinnerungen aus sechs Jahrzehnten (= Denk ich an Schlesien, Bd. 2). Gräfe und Unzer, München 1964, S. 109–124.
- berlin.friedparks.de. Abgerufen am 25. Dezember 2018.