Ilse Barea-Kulcsar
Ilse Barea-Kulcsar (* 20. September 1902 in Wien als Ilse Pollak; † 1. Januar 1973 ebenda) war eine österreichische Journalistin, Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg und Autorin.
Leben und Werk
Ilse Pollak wurde September 1902 als Tochter des Gymnasialprofessors Valentin Pollak und dessen Frau Alice von Zieglmayer in Wien geboren.[1] In ihrer Jugend gehörte sie der Sozialistischen Arbeiter-Jugend, der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), dem Kommunistischen Jugendverband und der KPÖ an. 1922 heiratete sie den zwei Jahre älteren[2] Leopold Kulcsar. Nach ihrem Austritt aus der KPÖ kehrte sie 1926 wieder zur SDAP zurück. Ab 1933 wurde sie in der Gruppe Neu Beginnen aktiv. 1934 reiste sie mit ihrem Mann in die Tschechoslowakei. Nach dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges reisten die beiden im Oktober 1936 aus Brünn über Paris nach Spanien. Dort wurde Ilse Kulcsar in Madrid Leiterin der Zensurstelle für die Auslandspresse, wo sie den spanischen Schriftsteller Arturo Barea kennen lernte. Angesichts der drohenden Niederlage verließ sie mit ihrem Mann Spanien und ging 1938 nach Frankreich. Leopold Kulcsar starb ebenda am 28. Januar 1938[1][3] an einer Nierenerkrankung[4] in Paris.[3] Nach dem Tod ihres Mannes heiratete sie Barea und folgte diesem 1939 ins englische Exil. Dort arbeitete sie für den Abhördienst der BBC und wurde publizistisch tätig, unter anderem als Übersetzerin. 1965 kehrte sie, mittlerweile verwitwet, nach Österreich zurück und ließ sich in Wien nieder. Sie arbeitete bei den Zeitungen des ÖGB und fungierte als Bildungsfunktionärin der SPÖ.
Im November 2021 wurde an ihrem ehemaligen Wohnort in der Bernhardstalgasse 38 im 10. Wiener Gemeindebezirk eine Gedenktafel für Ilse Barea-Kulcsar angebracht.[5]
Schriften
- Die Grossmächte der Finanz und Industrie: Konkurrenz und Monopol im modernen Kapitalismus (1930)
- Spain in the Post-War World (mit Arturo Barea, 1945)
- Telefónica (Roman, 13. März bis 4. Juni 1949 in der Arbeiter-Zeitung, Edition Atelier[6]), Wien: Edition Atelier, [2019], ISBN 978-3-99065-017-2
- Vienna. Legend and Reality (1966), in deutscher Übersetzung von Julia Brandstätter und Gernot Trausmuth: Wien. Legende und Wirklichkeit, Wien: Edition Atelier, 2021, ISBN 978-3-99065-059-2)[7]
Literatur
- Amanda Vaill: Hotel Florida. Wahrheit, Liebe und Verrat im Spanischen Bürgerkrieg. Aus dem Englischen von Susanne Held. Klett-Cotta, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-60894-915-5.
- Edgar Schütz: Österreichische JournalistInnen und PublizistInnen im Spanischen Bürgerkrieg 1936 - 1939. Medienpolitik und Presse der Internationalen Brigaden. Reihe: Österreichische Kulturforschung Bd. 20, 2016, ISBN 978-3-643-50759-4
- Georg Pichler: Österreichisches Alphabet: Ilsa Barea-Kulcsar (1902-1973) in: Literatur und Kritik 537/538 S. 101ff, Salzburg, September 2019
Weblinks
- „Barea-Kulcsar, Ilse“, in: Spanienarchiv online des DÖW
- „Ilsa Barea-Kulcsar“, Kurzbiografie auf der Website des Verlages Edition Atelier
Einzelnachweise
- Herbert Zeman: Die österreichische Literatur (1989)
- Doris Ingrisch, Ilse Erika Korotin, Charlotte Zwiauer: Die Revolutionierung des Alltags (2004)
- „Kulcsar, Leopold“ (1900–1938), in: Spanienarchiv online des DÖW.
- Otto Leichter: Zwischen zwei Diktaturen (1968, S. 112)
- Enthüllung der Gedenktafel für Ilse Barea-Kulcsar
- Telefónica, Infos auf der Website des Verlages
- Wien. Legende und Wirklichkeit, Infos auf der Website des Verlages