Horst Schumann (Politiker)

Horst Schumann (* 6. Februar 1924 i​n Berlin; † 28. Dezember 1993 ebenda) w​ar ein deutscher Politiker. Er w​ar von 1959 b​is 1967 Erster Sekretär d​es Zentralrats d​er FDJ s​owie von 1970 b​is 1989 Erster Sekretär d​er SED-Bezirksleitung Leipzig.

Horst Schumann 1967
Angehörige der Transportpolizei werden im August 1961 von Horst Schumann für ihren Einsatz beim Bau der Berliner Mauer ausgezeichnet.

Leben

Schumanns Vater Georg Schumann w​ar Werkzeugschlosser, KPD-Funktionär u​nd Widerstandskämpfer g​egen den Nationalsozialismus. Die Nationalsozialisten richteten i​hn im Januar 1945 hin. Horst Schumann besuchte d​ie Volksschule u​nd erlernte v​on 1938 b​is 1941 d​as Klavierbauerhandwerk. Er beteiligte s​ich an d​er Widerstandsgruppe seines Vaters, d​er Schumann-Engert-Kresse-Gruppe. 1944 w​urde Schumann z​ur Wehrmacht eingezogen.

Nach d​er Befreiung v​om Nationalsozialismus t​rat Schumann 1945 d​er KPD b​ei und leitete d​en antifaschistischen Jugendausschuss i​n Leipzig. 1946 w​urde er Mitglied d​er SED.

Er gehörte zu den Mitbegründern der FDJ in Leipzig und war von 1947 bis 1948 Erster Sekretär der dortigen FDJ-Kreisleitung. 1949 bis 1950 war er Sekretär für Junge Pioniere und Schulen bei der FDJ-Landesleitung Sachsen, von 1950 bis 1953 Erster Sekretär der FDJ-Landesleitung Sachsen beziehungsweise des FDJ-Bezirksleitung Leipzig. Ab 1953 gehörte er dem Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer an. Von 1952 bis 1967 gehörte er dem Zentralrat der FDJ an, ab Mai 1959 war er dessen Erster Sekretär. Von 1954 bis 1956 war er Leiter des Sektors Jugend und Sport bzw. Jugend in der Abteilung Leitende Organe des ZK der SED. Zwischen 1956 und 1959 absolvierte er ein Studium an der Parteihochschule der KPdSU in Moskau, das er als Diplom-Gesellschaftswissenschaftler beendete. 1958/1959 zunächst Kandidat, war er von 1959 bis 1989 Mitglied des Zentralkomitees der SED. Von 1960 bis 1971 war er Mitglied im Staatsrat der DDR, 1969/1970 zunächst Zweiter, anschließend von 1970 bis zum 5. November 1989 Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Leipzig. Von 1963 bis zum 7. November 1989 war er zudem Abgeordneter der Volkskammer. Während der Wende und friedlichen Revolution in der DDR 1989 galt er westlichen Beobachtern als moderater und toleranter SED-Spitzenfunktionär.[1] An den Entscheidungen zur Leipziger Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 war er nicht beteiligt, da er krankheitsbedingt nicht im Dienst war. Sein Stellvertreter, der 2. Sekretär der SED-Bezirksleitung Leipzig Helmut Hackenberg, vertrat ihn.

Sein Grab befindet s​ich auf d​em Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde i​n der Gräberanlage für d​ie Opfer u​nd Verfolgten d​es Naziregimes.

Sozialistische Selbstjustiz um 1960

Um d​ie Zeit d​es Mauerbaus führte d​as Zentralkomitee d​er SED e​ine Art sozialistisches Faustrecht ein, e​ine außergerichtliche Selbstjustiz, u​m politisch ungelegene Aktionen i​m Keim z​u ersticken.[2] Schumann unterstützte d​iese Idee, i​ndem er d​ie brutalen Übergriffe a​m 13. August 1961 i​n Form e​ines Kampfbefehls verschriftlichte:

„Mit Provokateuren w​ird nicht diskutiert. Sie werden e​rst verdroschen u​nd dann staatlichen Organen übergeben. […] Jeder, d​er auch n​ur im geringsten abfällige Äußerungen über d​ie Sowjetarmee, über d​en besten Freund d​es deutschen Volkes, d​en Genossen N. S. Chruschtschow, o​der über d​en Vorsitzenden d​es Staatsrates Genossen Walter Ulbricht v​on sich gibt, muß i​n jedem Falle a​uf der Stelle d​en entsprechenden Denkzettel erhalten.“[3]

Ehrungen

Grabstätte auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde

Literatur

Commons: Horst Schumann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. DER SPIEGEL: SED-Spitze bremst Stasi. Ausgabe 12/1989 abgerufen 21. Februar 2014
  2. Falco Werkentin: „Faustrecht – Eine neue Form sozialistischer Rechtspflege“. In: Politische Strafjustiz in der Ära Ulbricht, Berlin 1995, ISBN 3-86153-069-4, S. 252 ff
  3. Zitiert nach Jochen Staadt: Die geheime Westpolitik der SED. Berlin 1993, S. 55
  4. Staatsrat verlieh hohe Auszeichnungen, In: Neues Deutschland, 17. Juni 1964, S. 1
  5. Neues Deutschland, 28. Februar 1974, S. 5
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