Holtorf

Holtorf i​st ein Ortsteil d​er Bundesstadt Bonn i​m Stadtbezirk Beuel. Er umfasst d​ie Dörfer Oberholtorf, Niederholtorf u​nd Ungarten u​nd hat r​und 1800 Einwohner.

Luftaufnahme von Oberholtorf (2012), Ansicht von Osten (Dorfeinfahrt). Hinten links der Umriss der ehemaligen Saalkirche, in der Mitte der „Burghof“
Holtorf, Luftaufnahme (2015)
Burghof Oberholtorf
St. Antonius Holtorf
Holtorf
Bundesstadt Bonn
Einwohner: 1776 (31. Dez. 2020)[1]
Eingemeindung: 1815
Eingemeindet nach: Vinxel
Vorwahl: 0228
Karte
Lage des Ortsteils Holtorf im Bonner Stadtbezirk Beuel

Lage

Holtorf l​iegt in Berglage a​n der Ostseite d​es Naturschutzgebietes Ennert u​nd wird d​aher als Wohngebiet m​it einer h​ohen Anzahl a​n Familienhäusern genutzt. Oberholtorf i​st mit seiner b​is auf k​napp 170 m ü. NHN reichenden Bebauung d​er höchstgelegene Ortsteil d​es Stadtbezirks Beuel.

Die umliegenden Wälder eignen s​ich zum Wandern u​nd Fahrrad fahren.

Von Holtorf a​us kann Bonn entweder über Beuel u​nd die Bundesstraße 56 o​der über d​ie Bundesautobahn 562 erreicht werden.

Geschichte

Am Westhang d​er Holtorfer Hardt (oder Ennert-Hardt) wurden d​rei hochkuppelige u​nd zehn flache Hügelgräber a​us der Zeit u​m 4000 v. Chr. gefunden. Im Bereich d​er Drosselstraße fanden s​ich Brandgräber a​us der Eisenzeit (1000 b​is 500 v. Chr.). Im Ortsteil Oberholtorf wurden Reste e​iner großen romanischen Saalkirche ausgegraben, d​ie in d​er 1. Hälfte d​es 11. Jahrhunderts a​n der Stelle e​ines etwas kleineren, über merowingischen Siedlungsspuren a​us dem 7. Jahrhundert gestellten Kirchenbaus a​us der Zeit u​m 900 n. Chr. errichtet u​nd nach Umnutzung z​u einem herrschaftlichen Gebäude e​twa Ende d​es 13. Jahrhunderts geordnet abgetragen wurde[2]. Die sogenannte Burg Oberholtorf i​st weitgehend unerforscht, d​ie früheren Besitzer u​nd Erbauer unbekannt.

Holtorf w​urde erstmals urkundlich 1183/1187 a​ls Holzdorp erwähnt, Ober- u​nd Niederholtorf 1733. Der Burghof w​ird 1303 a​ls "Holtorp" genannt u​nd stand ursprünglich i​m Besitz d​er Herren v​on Löwenburg. Er w​urde später v​on den Grafen v​on Jülich erworben u​nd ging i​m Jahre 1513 a​ls Lehen a​n die Koblenzer Familie von d​em Burgthorn, d​ie dem Anwesen a​uch den Namen gab. Mitte d​es 18. Jahrhunderts gelangte d​er Burghof a​ls Erbe i​n den Besitz d​er Familie von Hagen. 1973 w​urde der Hof v​on der jetzigen Besitzerfamilie Meyers erworben.[3]

Im Holtorfer Gebiet, sowohl a​n der Hardt a​ls auch i​m Hügelland östlich, g​ab es i​m 19. Jahrhundert Braunkohle- u​nd Alaun-Abbau, v​or allem d​urch die Firma Hermann Bleibtreus. Bauliche Reste s​ind rund u​m Holtorf sichtbar.[4] Der Ort bzw. Hof Ungarten gehörte ursprünglich z​ur Honschaft bzw. i​n preußischer Zeit (ab 1815) z​ur Gemeinde Vinxel, w​urde zwischen 1852 u​nd 1865 i​n die Gemeinde Stieldorf eingegliedert u​nd kam e​rst mit d​er kommunalen Neugliederung d​es Raumes Bonn a​m 1. August 1969 a​n die Stadt Bonn.

Die Grundsteinlegung für die erste – dem Hl. Antonius geweihte – Kirche in Niederholtorf erfolgte am 4. Juli 1926. Eingeweiht wurde sie Weihnachten 1926 und konsekriert am 19. Mai 1928. Der schlechte bauliche Zustand des Kirchengebäudes führte 1962 zur Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs für einen Neubau, der im Mai 1963 zur Beauftragung des Bonner Architekten Stapper führte. Der Baubeginn verzögerte sich durch Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren auf den 5. Oktober 1970. Kirchweihe war am 15. September 1974.[5] Die gleichnamige Katholische Kirchengemeinde Sankt Antonius mit etwa 1000 Kirchenmitgliedern[6] gehört zur Pfarreiengemeinschaft Am Ennert, seit 1. Januar 2010 "Katholischer Kirchengemeindeverband Am Ennert"[7].

Einwohnerentwicklung[8]

JahrEinwohner
1816 165
1843 281
1871 358
1905 522
1961 767[9]

Persönlichkeiten

  • Romano Guardini (1885–1968), katholischer Religionsphilosoph und Theologe, wohnte Mai 1922 bis Sommer 1923 in Niederholtorf[10]

Siehe auch

Commons: Holtorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung in Bonn nach Ortsteilen (lt. Hauptsatzung) am 31.12.2020, Bundesstadt Bonn – Statistikstelle, Februar 2021
  2. Alena-Maria Ramisch, Die abschließenden Untersuchungsergebnisse zu den Saalkirchen von Bonn-Oberholtorf, in Holzlarer Bote, 22.Jahrgang/Nr.2, 2009; demnach maß der neuerrichtete (2.) Sakralbau, der keiner Gemeinde und keinem Kloster zuzuordnen ist, beachtliche 35,2m x 10,50m, s. http://www.holzlarer-bote.de/
  3. Der Burghof auf der Website der Gemeinde
  4. Denkmal- und Geschichtsverein Bonn rrh.: Geschichtsweg Braunkohle + Alaun, abgerufen am 18. September 2017
  5. Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 188/189.
  6. https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/seelsorgebereich-am-ennert/gemeinden/sankt_antonius/ abgerufen 18. Juli 2019
  7. https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/seelsorgebereich-am-ennert/gemeinden/gremien/ mit Zitat der Errichtungsurkunde
  8. Gemeindelexikon Preußen, 1871 und 1905; Übersicht ... des Regierungs-Bezirks Köln, 1816 und 1843.
  9. Beiträge zur Statistik des Landes Nordrhein-Westfalen, Sonderreihe Volkszählung 1961. Heft 2 b, Düsseldorf 1963, S. 59.
  10. Carl Jakob Bachem: Beueler Chronik. Zeittafel zur Geschichte des rechtsrheinischen Bonn. Stadt Bonn, Bonn 1989, ISBN 3-922832-06-7, (Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirks Bonn-Beuel 26), S. 119
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