Hohe Herrlichkeit Zuid-Polsbroek
Die Hohe Herrlichkeit Zuid-Polsbroek war eine Hohe Herrlichkeit, auch Freie Herrlichkeit in der niederländischen Provinz Holland,[1] die vor dem Jahr 1000 begründet wurde, und bis 1923 Bestand hatte.
Lage und Status
Die Herrlichkeit Zuid-Polsbroek um den Ort Polsbroek grenzte im Südosten an die Herrlichkeit Lopik, im Norden an die Burggrafschaft Montfoort, im Osten an die Baronie IJsselstein sowie im Westen an die übrige Grafschaft Holland.
Während Zuid-Polsbroek eine Hoge of Vrije Heerlijkheid (Hohe oder Freie Herrlichkeit) war, stand das benachbarte Noord-Polsbroek als Schoutambacht der Baronie IJsselstein zu Lehen.[2] Die ersten Herren von Zuid-Polsbroek hatten schon im Jahre 1155 durch den Utrechter Bischof Hermann von Horn die Hohe Gerichtsbarkeit erhalten.[3] Die Besitzer der hogen of vrijen heerlijkheid van Zuid-Polsbroek[4] führten den Titel eines Vrijheeren oder Heeren. Das Gebiet war eine sogenannte allodiale- und hohe Herrschaft.[5] Dies bedeutet, dass die Herrlichkeit frei vererbbar war und der Herrschaftsinhaber gesetzsprechende Macht, die Hohe Gerichtsbarkeit, innehatte, die Herrlichkeit frei von Lehensverpflichtungen war und dass im Vergleich zu Niederen Herrlichkeiten (Niedere und Mittlere Gerichtsbarkeit), auch Ambachtsherrlichkeit oder Grundherrlichkeit genannt, kein wirklich gesetzgebendes Obereigentum darüber bestehen konnte.
Historie
Im 10. und 11. Jahrhundert nahmen die Herren van Arkel den Landstrich um Polsbroek in ihren Besitz. Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts gelangten die Herren van der Leede aus dem Zweiten Haus der Herren van Arkel in den Besitz der Herrlichkeit Polsbroek. Im Jahre 1299 belehnte der holländische Graf Johan I. seinen Regenten Wolfhart I. von Borsselen mit der Herrlichkeit von Polsbroek.[6] Im Jahre 1391 belief sich der Zehnt der Herrlichkeit auf 1000 Gulden pro anno.[7] Über die Herren van Woerden van Vliet gelangte Polsbroek im Jahre 1423 des Weiteren an die Burggrafen von Montfoort aus dem Geschlecht De Rover. Zuerst hatte Jan van Woerden van Vliet Polsbroek mit der hohen und niederen Gerichtsbarkeit sowie die Fähre von IJselver an Johan II. van Montfoort verpfändet, sein Pfand aber nicht eingelöst, so dass das Pfandgut an Montfoort fiel. Die holländische Regierung erkannte den Verkauf an, aber das Lehen stand formal noch 1439 unter dem Namen von Jans Sohn Gerrit ten Vliet. Belehnungen der Burggrafen von Montfoort mit Polsbroek fanden nicht mehr statt, so dass der Besitz offenbar wieder zum Allod wurde.[8] Der über Jahrzehnte andauernde Versuch der Burggrafen von Montfoort, das Gebiet der Herrschaft (Zuid-)Polsbroek und diverser umliegender Gründe zu einem souveränen Landesteil zu erheben, scheiterte schlussendlich am Widerstand des Herzogs Phillipps des Guten.[5] Trotzdem erreichte die mit vielen Privilegien ausgestattete Herrschaft einen halbsouveränen Status, der ihr eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber den Staaten von Holland und Utrecht gab. Im Jahre 1481 verloren die pro-Hoekse Burggrafen von Montfoort Zuid-Polsbroek (und viele andere niedrige und mittlere Herrlichkeiten) an die Herren von Bergen aus dem Haus Glymes.[8]
Zu deren Nachfolgern als Herren von Zuid-Polsbroek wurde ab dem Jahre 1566 das Haus Ligne, als Maria von Glymes von Bergen ihren Besitz an Herrlichkeiten, so auch die von (Zuid-)Polsbroek, an ihren Sohn Ludwig von Ligne vermachte.[9] Im Jahre 1555 hatte Zuid-Polsbroek dem damaligen Besitzer Johann von Ligne[10] einen Jahresertrag von 954 Gulden erbracht, der sich aus Einnahmen aus Verpachtung (63 %), Abgaben (17 %) und herrschaftlichen Rechten wie dem Jagd- und Fischrecht (20 %) ergab.[11] und an das Lignesische Haus Arenberg (ab 1568). Diese Familie, namentlich Karl von Aremberg-Ligne, hatte die Herrlichkeit im Jahre 1610 an Jakob Dircksz de Graeff verkauft.[12] Das Amsterdamer Regentengeschlecht De Graeff nannte sich in weiterer Folge auch De Graeff van Polsbroek.[13] Im Jahre 1623 umfasste die Herrlichkeit 692 Morgen Land und 56 Häuser. Die Grundsteuerabgaben wurden nicht wie zum Beispiel bei der benachbarten Baronie IJsselstein an die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen, sondern an die Provinz Holland abgegeben.[14]
Bei der Ausrufung der Batavischen Republik im Jahre 1795 hatten die Vrijheeren van Polsbroek aus dem Geschlecht de Graeff weitgehend ihre hohen Rechte eingebüßt. Nach der Gründung des Vereinigten Königreiches der Niederlande wurden die Herrlichen Rechte zum Teil wiederhergestellt. Im Jahre 1870 wurde Zuid-Polsbroek an Dirk de Jongh (van Polsbroek) verkauft. Dieser hatte die deutlich verschmälerten Herrschaftsrechte bis zu seinem Tod im Jahr 1912 inne. Im Jahr 1923 wurden alle Herrlichkeiten aufgelöst, so auch Zuid-Polsbroek.
Herren der Hohen Herrlichkeit Polsbroek
Haus Van Arkel
Regierungszeit | Name |
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–1008 | Foppe van Arkel |
1008–1034 | Johan I. van Arkel |
1034–1077 | Johan II. van Arkel |
1077–1115/18 | Johan III. van Arkel |
1115/18–1140 | Folpert van Arkel van der Leede |
1140–1200 | Herbaren I. van der Leede |
1200–1207 | Floris Herbaren van der Leede |
1207–1212 | Folpert II. van der Leede |
1212–1234 | Herbaren II. van der Leede van Arkel |
1234–1255 | Johan I. van der Leede |
1255–1284 | Folpert und Pelgrim van der Leede als Regenten |
1284–1296 (?) | Johan II. van der Leede |
Haus Borsselen
Regierungszeit | Name |
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(?) 1296–1299 | Wolfhart I. von Borsselen |
Haus Woerdern van Vliet
Regierungszeit | Name |
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–1314 | Gerrit van Vliet |
Gerard van Vliet | |
–1423 | Jan van Woerden van Vliet |
Haus Van Montfoort
Regierungszeit | Name |
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1423–1448 | Johan II. van Montfoort |
1448–1459 | Hendrik IV. van Montfoort |
1459–1481 | Johan III. van Montfoort |
Haus Glymes
Regierungszeit | Name |
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1481–1482 | Michiel von Glymes von Bergen |
1482–1509 | Cornelis von Glymes von Bergen |
1509–1533 | Maximilian von Glymes von Bergen |
1533–1566 | Maria von Glymes von Bergen |
Haus Ligne
Regierungszeit | Name |
---|---|
1566–1568 | Ludwig von Ligne |
1568 | Johann von Ligne |
1568–1610 | Karl von Arenberg-Ligne |
Haus De Graeff
Regierungszeit | Name |
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1610–1636 | Jakob Dircksz de Graeff |
1636–1664 | Cornelis de Graeff |
1664–1707 | Pieter de Graeff |
1707–1714 | Johan de Graeff |
1714–1752 | Gerrit de Graeff |
1752–1811 | Gerrit II de Graeff |
1811–1814 | Gerrit III de Graeff |
1814–1870 | Gerrit IV de Graeff |
Familie De Jongh
Regierungszeit | Name |
---|---|
1870–1912 | Dirk de Jongh van Polsbroek |
Einzelnachweise
- Google Buchsuche: Herrlichkeit Jaarsveld in Hedendaagsche historie, of tegenwoordige staat van alle volkeren, Bd. XVII, 7, Isaak Tirion, Amsterdam 1748, Seite 568
- Google Buchsuche: Vaderlandsch woordenboek, Band 24, Seite 34. Von Jacobus Kok und Jan Fokke
- Im Jahre 1155 überlässt und bestätigt der Utrechter Bischof Hermann von Horn auf Bitten der Kanoniker des Domkapitels von St. Marien den Angehörigen der dem Kapitel unterstellten Pfarre Lopik Rechte auf Grundeigentum unter anderem in Pulsebroch (Polsbroek), Gerichtsbarkeit und Anlegung eines Entwässerungsgrabens, die sie zum Teil schon zur Zeit von Hermanns Vorgänger Konrad von Utrecht im 11. Jahrhundert den Herren von Haastrecht abgekauft, und die diese zum Zweck der Übertragung dem Bischof abgetreten hatten. Empfänger sind die Kirche von St. Marien und die parochiani von Lopik, sodass keine Ansprüche natürlicher Personen oder Familien begründet werden. Es handelt sich um eine Schenkung des Bischofs als uneingeschränktes Eigentum, nicht um eine Belehnung, auch wenn die Formulierungen (in proprietatem cum omni iusticia perpetuo iure, prebatio) hierzu nicht völlig eindeutig erscheinen. Die Formulierung cum omni iusticia dürfte aber die Hohe Gerichtsbarkeit einschließen. Hermann verweist darauf, dass bereits ein örtliches Gericht von Geschworenen (Heimräten) bestand. Google Buchsuche: Adriaan Kluit, Historia critica comitatus Hollandiae et Zeelandiae ab antiquissimis inde deducta temporibus, Band II, Teil 1, Medioburgi: apud Petrum Gillissen et fil. et Isaac de Winter, 1780, S. 166–169 (Codex Diplomaticus, Nr. XXVIII), S. 168; Neuere Ausgabe bei Samuel Muller et al.: Google Buchsuche: Oorkondenboek van het sticht Utrecht tot 1301, Band 1, Osthoek, Utrecht 1920, S. 371 (Nr. 410)
- Die vormals Hohe oder Freie Herrschaft Zuid-Polsbroek auf Heren van Holland (Memento des Originals vom 12. Februar 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Korte geschiedenis van de grenzen van de provincie Zuid-Holland – hfdst 3 De definitieve vorm van het graafschap (1300–1795) (Korte geschiedenis van de grenzen van de provincie Zuid-Holland)
- Inventaris van het archief van de Nassause Domeinraad: Raad en Rekenkamer te Breda, 1170–1580 (1582): Stukken betreffende rechten en goederen van Anna van Buren, 1166–1580: Nationaal Archief, Den Haag (c) 1955, S. 24 Nationaalarchief (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 1 MB)
- Google Buchsuche: De Arkelse oorlog, 1401–1412: een politieke, krijgskundige en economische … S. 64. Von Marinus Jacobus Waale
- Marius Pieter van der Linden, De burggraven van Montfoort in de geschiedenis van het Sticht Utrecht en het Graafschap Holland (± 1260–1490), Van Gorcum, Haak & Pracke, Assen 1957, S. 164 Google Buchsuche
- Matthaeus Brouërius van Nidek en Isaäc le Long: Kabinet van Nederlandsche en Kleefsche outheden Google Buchsuche
- Es ist unschlüssig, ob nicht hierbei Johanns Vater Ludwig von Ligne gemeint ist, der gleich seinem Sohn im Jahre 1568 verstorben ist; The Pedigree of Louis (Baron) of Ligne-Barbancon
- Nierop, The nobility of Holland (1993), S. 96, S. 107
- Inventar des Utrechter Archief van de heerlijkheid zuid-polsbroek 1424–1914 (Memento des Originals vom 18. März 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Google Buchsuche: Dispereert niet:twintig eeuwen historie van de Nederlanden, Band 2, Seite 250
- Hedendagsche historie, of tegenwoordige staat van alle volkeren, Bd. XVII, 7, Isaak Tirion, Amsterdam 1748, S. 568. Digitalisat bei Google Books