Hof Bärwinkel
Der Hof Bärwinkel ist ein historischer Bauernhof an der Felderbachstraße 103 im Hattinger Stadtteil Oberelfringhausen (Nordrhein-Westfalen). Die Hofgebäude liegen oberhalb vom Felderbach, etwa 600 m abseits der Felderbachstraße über einen Wald-/Wanderweg erreichbar.
Geografie
Der Hof, umgeben von Wäldern, Wiesen und Feldern, liegt im Landschaftsschutzgebiet Niederbredenscheid/Elfringhausen und zu einem kleineren Teil um den Felderbach im Landschaftsschutzgebiet Felderbachtal/Paasbachtal/Deilbachtal. Eine Sommerlinde, eine Stieleiche und zwei Rotbuchen sind als Naturdenkmäler ausgewiesen. Der Wanderweg (Kreiswaldweg) durch den Bärwinkel wurde von der Gemeinde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts neu angelegt und über den Felderbach eine Brücke gebaut. Sie ersetzte die frühere Furt und den schmalen Holzsteg über den Bach. In direkter Nachbarschaft zum Hof liegen westlich der Lindenhof und etwas weiter südöstlich die Hofschaft Fahrentrappe.
Geschichte
Erstmals erwähnt wurde der Hof Bärwinkel 1220 als Lehnshof Berewinkel, mansus im Urbar der Reichsabtei Werden.[1] Vermutlich sind die Vorfahren der Familie Bärwinkel um 1200 als Siedler aus dem Osten der sächsischen Stammesgebiete hierher eingewandert. Im Jahre 1297 wurde der Hof Berenwinkel, mansus vom Kloster gekauft und befindet sich bis heute in Familienbesitz.[2]
Der Hof gehörte in der Grafschaft Mark und Amt Blankenstein zur Bauerschaft Elffrinckhuysen. Im Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 wurde Sroeder op den Berenwinckel in der Bauerschaft mit einer Abgabe von 6 oirt (1½ Goldgulden) genannt.[3] Die Steuer bezog sich nicht auf die Fläche, sondern auf den Wert des Gutes. Demnach hatte der Hof 1486 einen Wert von 37½ Gulden. Laut Dienstgeldregister des Hauses Blankenstein von 1685 wurde der Hof Berenwinckell mit einem geringen Albus-Betrag besteuert.[4] Zusätzlich gab der Hof sicher auch an die Kirche eine Abgabe (Naturalien / Zehnt).
Zusammenhängende Berichte über die Geschichte der Familie in älterer Zeit fehlen. Sicher haben sie sich aber auf dem abgelegenen Hof von alters her nur der Bewirtschaftung und Bebauung der eigenen Scholle gewidmet. Wie die meisten westfälischen Bauerngüter war durch das Anerbenrecht der Hof Bärwinkel nach Hattinger Hofesrecht unteilbar und kam immer an einen Sohn.
Der Familienname wurde über Jahrhunderte unterschiedlich mit Berewinkel (1220), Berenwinckel (1486), Beerwinkel (1615/1827), Beerenwinckel (1633), Berwinkel (1651), Behrwinckel (1738), Berewinckel (1773), Baerwinkel (1825) und erst ab 1868 mit Bärwinkel geschrieben. Der Name entstammt älteren Sprachperioden und so kann eine heutige Deutung mit Beeren oder Bär nicht überzeugen. In Köblers Altsächsischem Wörterbuch wird das Bestimmungswort bere als Baum, Wald oder Hain, das Grundwort winkil als Winkel oder Ecke bezeichnet.[5] Die Namenkundler Udolph und Flöer vermuten in ber auch ein altes Wort für Wald. Die Lage des Hofes bestätigt diese Vermutung und kann somit als „Waldwinkel“ gedeutet werden.
Seit der Zeit als die Hattinger Kirchenbücher beginnen (1614), sind im Tauf- und Heiratsregister der evangelischen Kirchengemeinde Hattingen Urkunden über die Familie vorhanden. Ersteinträge bei Taufe waren die Zwillinge Anna und Henricus Berwinckel am 12. Juli 1615 und bei Heirat Margreta Beerwinkel mit Jurgen Am Unffer aus Bredenscheid am 4. November 1615. Geheiratet wurden überwiegend die Söhne oder Töchter der Bauerngüter aus der Elfringhauser Nachbarschaft. So z. B. von 1628 bis 1904 Ehepartner aus den Höfen Bitters, Bönnkes, Grünenthal, Hoppmann, Köllersberg, Kuhlendahl, Mellbeck, Niederhuxelmann, Striebeck oder Rommel/Kinkhausen. Johann Peter Baerwinkel (1825–1876), verheiratet mit Maria Christina Striebeck war von Beruf Bandwirker.
Gesprochen wurde auf Hof Bärwinkel Plattdütsch. Verstorbene Familienmitglieder wurden noch bis in die 1950er Jahre im Haus aufgebahrt. Nach der Trauerfeier mit dem Pastor wurde der Sarg, mit Pferd und Wagen und nachfolgendem Leichenzug, auf dem Friedhof bestattet. Einen Stromanschluss gab es ab 1908, die Wasserversorgung erfolgte über einen hofeigenen Brunnen. Abwässer liefen in eine Sickergrube oder versickerten in dem zum Felderbach abfallenden Wiesen. Erst mit dem Bau einer Betongrube im Jahr 2013 wurde dies an die heutigen Verhältnisse angepasst.
Als Ende des Zweiten Weltkrieges viele Höfe in Elfringhausen durch Bombardierung abbrannten oder zerstört wurden, blieb der Hof Bärwinkel verschont, es fiel durch Aribeschuss lediglich ein Wappenteller von der Wand. Auch Gefallene gab es in der Familie zum Glück nicht. Emil Bärwinkel (1915–1996) war als Unteroffizier in Polen gewesen, Hugo Bärwinkel (1906–1968) als Soldat in Norwegen.
Die mehrere Hundert Jahre alten Hofgebäude bestehen aus einem Fachwerk-Wohnhaus mit Kühlkeller und einem angebauten Stallgebäude aus Bruchstein. Oberhalb davon befand sich früher separat ein Schweinestall aus Bruchstein. Zehn Meter entfernt vom Wohnhaus steht der Fachwerk-Kotten mit angebautem kleinen Backes, oberhalb davon die Holzscheune. Der Kotten war ehemals das Leibzüchterhaus (Altenteil) des Hofes. Zwei Baumschulen wurden Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt. Anfang der 1950er Jahre gab es in der Tierhaltung noch zwei Pferde, zehn Kühe, sechs Schweine, eine Ziege, Gänse, Hühner und Stallkaninchen.
Wie die meisten Elfringhauser Höfe war auch der Hof Bärwinkel ein Selbstversorgerbetrieb. Laufende Einnahmen kamen nur aus dem Überschuss der Erzeugung und über die Milchwirtschaft. Die Milch wurde täglich in Kannen per Pferdefuhrwerk zur Landstraße gebracht. Dort standen in größeren Abständen Holztische auf die die Milchkannen zur Abholung bereitgestellt wurden.
Zum Hof Bärwinkel gehören 27 ha Land. In den 1990er Jahren wurde die Landwirtschaft aufgegeben und die Flächen verpachtet.[6]
Paul Bärwinkel (1922–1991) errichtete und betrieb ab 1962 das Café-Restaurant „Haus Bärwinkel“ am Höhenweg 38.
Weblinks
Einzelnachweise
- Heinrich Eversberg: Das mittelalterliche Hattingen, Kulturgeschichte und Siedlungsgeographie einer Stadt an der Ruhr – Hrsg.: Heimat- und Geschichtsverein Hattingen e.V. 1985, S. 36
- Elfringhauser Chronologie 837–1486. In: Bürger-, Heimat- und Verkehrsverein Elfringhausen und Umgebung e.V. (Hrsg.): Elfringhauser Heimatschriften, Band 6, 1999, S. 26, pdf
- Aloys Meister: Die Grafschaft Mark, Festschrift zum Gedächtnis der 300-jährigen Vereinigung mit Brandenburg-Preußen. 2. Band, Dortmund 1909, S. 18: Auszug aus dem Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 (Bauerschaft Elfringhausen)
- Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen / D 002 / Kleve-Märkische Regierung / Landessachen / Nr. 452 / mit Dienstgeldregister des Hauses Blankenstein von 1685 für die Bauerschaften
- Gerhard Köbler: Altsächsisches Wörterbuch, 5. Auflage, 2014
- Klaus Bärwinkel: Familienchronik Bärwinkel / Kampschulte / van de Bürie, Hof- und Sippengeschichte von 1220 bis 2014. Eigenvertrieb 2014, S. 22–28, 38–45.