Highland Park (Michigan)
Highland Park ist eine Stadt (city) im Wayne County im US-Bundesstaat Michigan. Sie liegt rund neun Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Detroit, ist 2,97 Quadratmeilen (7,70 km²) groß und hatte (2010) 11.776 Einwohner, davon 93,5 % Schwarze.
Highland Park | |
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Highland Park (rot) innerhalb des Wayne County und im US-Bundesstaat Michigan | |
Basisdaten | |
Gründung: | 1889, 1918 |
Staat: | Vereinigte Staaten |
Bundesstaat: | Michigan |
County: | Wayne County |
Koordinaten: | 42° 24′ N, 83° 6′ W |
Zeitzone: | Eastern (UTC−5/−4) |
Einwohner: | 8.977 (Stand: 2020) |
Fläche: | 7,70 km² (ca. 3 mi²) davon 7,69 km² (ca. 3 mi²) Land |
Höhe: | 194 m |
Postleitzahl: | 48203 |
Vorwahl: | +1 313 |
FIPS: | 26-38180 |
GNIS-ID: | 0628251 |
Website: | highlandparkcity.org |
Bürgermeister: | Hubert Yopp |
Die Stadt vereinte einst einen erheblichen Teil der in der Region ansässigen Automobilindustrie auf sich und gehörte zu den reichsten Kommunen in der Region. Infolge des wirtschaftlichen Strukturwandels in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfuhr die Stadt einen jahrzehntelangen Niedergang. Sie hat seit 1950 drei Viertel ihrer Einwohner verloren und ist mit einer Armutsquote von (2015) geschätzt 49,3 % ärmste Kommune in der Region Detroit überhaupt. Aufgrund dieser Umstände, die die Situation Detroits auf engem Raum konzentriert widerspiegeln, wurde die Stadt in der Literatur als „Detroit von Detroit“ bezeichnet.[1]
Lage und Ausdehnung
Die Stadt liegt inmitten des geschlossenen Siedlungsgebiets der Metropolregion Detroit und ist von allen vier Seiten von Detroit umgeben. Einzige Ausnahme ist ein rund 400 Meter langer Grenzabschnitt zur Stadt Hamtramck im Osten, mit der Highland Park zusammen eine Enklave innerhalb Detroits bildet. Das Stadtgebiet erstreckt sich auf einer Länge von rund drei Kilometern entlang der Woodward Avenue, einer der historischen Ausfallstraßen Detroits, zu beiden Seiten je 1,25 Kilometer tief ins Landesinnere. Insbesondere begrenzen die Grand Trunk Western Railroad (Bahnstrecke Detroit-Pontiac-Milwaukee) und die Interstate 75 die Stadt nach Osten hin. Weiterhin zerteilt der Davison Freeway das Stadtgebiet in eine nördliche und südliche Hälfte. Parallel dazu und in einigem Abstand verläuft die ehemalige Ringbahn der Detroit Terminal Railroad durch den Norden der Stadt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die einst bedeutenden Industriegebiete erstrecken sich mehrheitlich in einem l-förmigen Korridor entlang der Bahnstrecken nördlich und östlich um den Stadtkern herum. Vor allem entlang der ehemaligen Ringbahn liegen viele Betriebe brach oder sind zu Ruinen verfallen. Im südöstlichen Bereich sind dagegen immer noch gewisse industrielle Aktivitäten zu verzeichnen. Die wichtigste Branche ist immer noch die Autoindustrie; bedeutende Arbeitgeber sind hier die Autozulieferer Magna International, Johnson Controls und Valeo. Größter Arbeitgeber ist (2000) die Dialogmarketingfirma Budco/Dialog Direct, die mit ihrem Hauptsitz vertreten ist.[2]
Die Wohngebiete konzentrieren sich dagegen im Süden, Westen und im äußersten Norden. Diese sind ähnlich wie in Detroit ebenfalls in weiten Teilen von Abwanderung, Armut und Verfall geprägt. Die Bebauung ist marode und stark ausgedünnt; teilweise stehen nur noch einzelne Häuser in der Landschaft.
Bei der letzten statistischen Schätzung im Jahr 2015 kam Highland Park auf 11.102 Einwohner, über 35.000 weniger als noch 1950. Das Median-Haushaltseinkommen betrug 17.250 Dollar und damit nur 32 % des US-Durchschnitts. Mit Arbeitslosenquote lag bei 32 Prozent, die Armutsquote bei 49,3 Prozent. Damit stellen sich die ökonomischen Verhältnisse sogar noch schlechter dar als in Detroit.
USA | Detroit | Highland Park | |
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Bevölkerung 1950 | 151.325.798 Ew. | 1.849.568 Ew. | 46.393 Ew. |
Bevölkerung 2015 | 316.525.021 Ew. | 677.116 Ew. | 11.102 Ew. |
Veränderung in % | +109,2 % | -63,4 % | -76,1 % |
Anteil Schwarzer (2010) | 12,6 % | 82,7 % | 93,5 % |
Armutsquote (2015) | 15,5 % | 40,3 % | 49,3 % |
Median-Haushaltseinkommen (2015) | 53.889 $ | 25.764 $ | 17.250 $ |
Arbeitslosigkeit (2015) | 8,3 % | 24,9 % | 32,0 % |
Medianwert selbstgenutzter Immobilien (2015) | 178.600 $ | 42.300 $ | 36.000 $ |
Die Stadt selbst ist (2011) mit 58 Millionen Dollar hoch verschuldet.[4] Highland Park schuldet allein den Energieversorgern vier Millionen Dollar[4] und den Detroiter Wasserwerken 17 Millionen Dollar für die Abwasserbeseitigung.[5] Gleichzeitig ist die überwiegend aus den 1920er und 1930er Jahren stammende öffentliche Infrastruktur weitgehend marode. So arbeitet das örtliche Wasserwerk nicht mehr,[5] zwischen 2001 und 2012 gab es keine Polizeidienststelle,[1] und die einst angesehenen öffentlichen Schulen gerieten zum Sanierungsfall.[6]
Geschichte
Die Geschichte Highland Parks ist eng mit der Entwicklung Detroits verbunden. 1805 verkaufte die US-Bundesregierung unter anderem jene Ländereien, um den Wiederaufbau Detroits nach dem Stadtbrand von 1805 zu finanzieren. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, eine Siedlung zu errichten, gelang dies schließlich 1889 einem gewissen William H. Stevens aus Colorado. Zur Jahrhundertwende wurden 427 Einwohner gezählt.[7]
Im Jahre 1908 erwarb Henry Ford eine große Parzelle in Highland Park für sein neues Automobilwerk, das der Produktion seines „Modell T“ dienen sollte. Das Werk nahm 1910 seinen Betrieb auf. Die Einführung der neuartigen Fließbandfertigung wenige Jahre später ermöglichte für damalige Verhältnisse enorme Stückzahlen zu sehr günstigen Preisen, was den Absatz stark begünstigte. Innerhalb von acht Jahren hatte Ford vor Ort 36.000 Beschäftigte. Die Einwohnerzahl stieg entsprechend an auf (1920) 46.499 Einwohner. Zugleich entstand ein großer Teil der öffentlichen Infrastruktur, namentlich das Wasserwerk, weiterführende Schulen, ein Krankenhaus, das Rathaus und eine Straßenbahnlinie nach Detroit.[7]
Doch der Boom währte zunächst nur kurz. Bereits 1926 zog Ford nach Dearborn westlich von Detroit um, weil die hiesige Fabrik zu klein geworden war. Jedoch hatte ein Konkurrent, Chrysler, zur selben Zeit ganz in der Nähe ein zweites großes Werk aufgebaut, welches von nun an 65 Jahre lang der größte Arbeitgeber in der Stadt sein sollte.[7]
Im Jahre 1918 ließ sich Highland Park zur Stadt (city) erheben. Damit wehrte sich die Kommune erfolgreich gegen die seinerzeit drohende Eingemeindung nach Detroit und den damit verbundenen Abfluss der örtlichen Steuereinnahmen.[7] Allerdings hat diese Maßnahme in der heutigen Zeit den Nachteil, dass die Stadt ihre sozialen Probleme und ihre hohen öffentlichen Defizite alleine tragen muss und nicht auf größere Gebietskörperschaften umlegen kann.[8]
In den 1950er und 1960er Jahren änderte sich das Stadtbild. Infolge der bundesstaatlichen Eigenheimförderung und dem Bau der Interstate Highways entstanden an den äußeren Rändern des Ballungsraums ausgedehnte Neubaugebiete, während Highland Park mit seinem mittlerweile in die Jahre gekommenen Baubestand als Wohnstandort zunehmend unattraktiv wurde.[7] Infolgedessen zog die etablierte, ursprünglich mehrheitlich weiße Wohnbevölkerung zunehmend in die neuen Vororte, während Immigranten aus dem Süden der USA, vorwiegend Schwarze, in das Stadtgebiet nachrückten.[3]
Gleichermaßen ging auch die ortsansässige Automobilindustrie als ökonomisches Standbein immer mehr verloren. Ford gab seine letzte Produktionsstätte vor Ort 1973 auf, und als Chrysler 1979 am Rande des Bankrotts stand, musste Highland Park auf Millionen Steuergelder verzichten. Als der Konzern 1991 sein Forschungs- und Entwicklungszentrum und ein Jahr später auch die Konzernzentrale ins rund 30 Kilometer nördlich gelegene Auburn Hills verlegte, gingen der Stadt auf einen Schlag 40 Prozent der Arbeitsplätze und 25 Prozent der Steuereinnahmen[9] verloren. Obwohl die Stadt dafür insgesamt 44 Millionen Dollar Ausgleichszahlungen erhielt und neues Gewerbe angesiedelt werden konnte, erholte sich die Stadt von diesem Aderlass nicht mehr.[2][7] 2001 wurde die Stadt aufgrund ihrer desolaten Haushaltslage schließlich für acht Jahre unter Zwangsverwaltung gestellt, 2012 auch der bis dato autonome Schulbezirk.[6] Im Zuge der nun einsetzenden Sparmaßnahmen wurden unter anderem weite Teile der Straßenbeleuchtung abgebaut[4] und alle weiterführenden Schulen geschlossen.[10]
Söhne und Töchter der Stadt
- Rex Cawley (1940–2022), Leichtathlet und Olympiasieger
- Tim Wood (* 1948), Eiskunstläufer
- Steve Smith (* 1969), Basketballspieler
Weblinks
- City of Highland Park Comprehensive Master Plan 2001. (PDF) City of Highland Park, 2008 .
Einzelnachweise
- Mark Binelli: Detroit City is the Place to Be. Metropolitan Books, Henry Holt and Company, New York 2012, ISBN 978-0-8050-9229-5, S. 183.
- City of Highland Park Comprehensive Master Plan 2001. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) City of Highland Park, 2008, S. 30, archiviert vom Original am 10. Oktober 2015; abgerufen am 18. März 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Quelle: United States Census Bureau
- Corey Williams: Unable to pay bill, Mich. city turns off lights. (Nicht mehr online verfügbar.) Associated Press (AP), 3. November 2011, archiviert vom Original am 20. März 2017; abgerufen am 17. März 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Steve Pardo and Candice Williams: Detroit sues Highland Park for $17M in unpaid sewer bills. (Nicht mehr online verfügbar.) Detroit News, 23. November 2013, archiviert vom Original am 1. Dezember 2013; abgerufen am 17. März 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Aaron Foley: From state-of-the-art to state takeover: The rise and fall of Highland Park Public Schools. 2. Februar 2012, abgerufen am 18. März 2017.
- City of Highland Park Comprehensive Master Plan 2001. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) City of Highland Park, 2008, S. 4–12, archiviert vom Original am 10. Oktober 2015; abgerufen am 18. März 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Mark Binelli: Detroit City is the Place to Be. Metropolitan Books, Henry Holt and Company, New York 2012, ISBN 978-0-8050-9229-5, S. 182.
- Warren Brown: Chrysler Moving Headquarters To Suburb of Detroit by 1995. The Washington Post, 9. September 1992, S. f.01, abgerufen am 16. März 2017.
- Daniel Bethencourt: Highland Park parents seek options as high school shuts. (Nicht mehr online verfügbar.) Detroit Free Press, 9. Juni 2015, archiviert vom Original am 2. Juli 2015; abgerufen am 18. März 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.