Herzklappenfehler
Herzklappenfehler oder Klappenvitien ist in der Medizin der Oberbegriff für angeborene oder erworbene Funktionsstörungen einer oder mehrerer Herzklappen.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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I05.0 | Mitralklappenstenose - Mitralklappenobstruktion (rheumatisch) |
I06.0 | Rheumatische Aortenklappenstenose |
I07.0 | Trikuspidalklappenstenose - Trikuspidalklappenstenose (rheumatisch) |
I08 | Krankheiten mehrerer Herzklappen |
I09.8 | Sonstige näher bezeichnete rheumatische Herzkrankheiten - Rheumatische Krankheit der Pulmonalklappe |
I34.2 | Nichtrheumatische Mitralklappenstenose |
I35.0 | Aortenklappenstenose |
I36.0 | Nichtrheumatische Trikuspidalklappenstenose |
I37.0 | Pulmonalklappenstenose |
Q22 | Angeborene Fehlbildungen der Pulmonal- und der Trikuspidalklappe |
Q23 | Angeborene Fehlbildungen der Aorten- und der Mitralklappe |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Ein Herzklappenfehler (Vitium cordis) kann jede der vier Herzklappen betreffen, wobei die Klappen im linken Herz (Aorten- und Mitralklappe) deutlich häufiger betroffen sind als die des rechten Herzens (Pulmonal- und Trikuspidalklappe). Die Funktionsstörung kann in einer Verengung (Stenose), einer Schlussunfähigkeit (Insuffizienz) oder einer Kombination aus beidem (kombiniertes Vitium) bestehen.
Der Schweregrad einer Herzklappenerkrankung kann nach den Kriterien der NYHA-Klassifikation eingeschätzt werden.[1] Leichtgradige Herzklappenfehler verursachen keine Symptome und bedürfen auch keiner speziellen Therapie. Hochgradige Vitien hingegen sind meist symptomatisch und müssen nach einer sorgfältigen kardiologischen Untersuchung häufig behandelt werden. Da eine Beeinflussung durch Medikamente kaum möglich ist, wird dann meist zur operativen Therapie geraten, entweder als Klappenrekonstruktion oder als Klappenersatz. In seltenen Fällen ist bei Klappenstenosen auch eine Dilatation im Rahmen einer Herzkatheterbehandlung möglich und sinnvoll.
Gegebenenfalls müssen Patienten mit einem Herzklappenfehler zur Vermeidung einer bakteriellen Infektion der Herzklappe (Endokarditis) eine Endokarditisprophylaxe erhalten. Zu diesem Zweck wird eine ein- oder zweimalige Gabe eines Antibiotikums verordnet, wenn Bakterien im Blut vorhanden oder zu erwarten sind, weil vorgeschädigte Herzklappen ein höheres Risiko zeigen, durch eine bakterielle Entzündung geschädigt zu werden.
Übersicht
- Aortenklappenstenose (Aortenstenose)
- Aortenklappeninsuffizienz (Aorteninsuffizienz)
- Mitralklappenstenose (Mitralstenose)
- Mitralklappeninsuffizienz (Mitralinsuffizienz)
- Pulmonalklappenstenose (Pulmonalstenose)
- Pulmonalklappeninsuffizienz (Pulmonalinsuffizienz)
- Trikuspidalklappenstenose (Trikuspidalstenose)
- Trikuspidalklappeninsuffizienz (Trikuspidalinsuffizienz)
- Trikuspidalatresie
Siehe auch
Literatur
- Hans Joachim Geißler et al.: Herzklappenchirurgie heute: Indikationsstellung, OP-Technik und ausgewählte Aspekte der Nachsorge bei erworbenen Herzklappenvitien. In: Dtsch Arztebl Int. Nr. 106 (13), 2009, S. 224–233 (Artikel).
- Klaus Holldack, Klaus Gahl: Auskultation und Perkussion. Inspektion und Palpation. Thieme, Stuttgart 1955; 10., neubearbeitete Auflage ebenda 1986, ISBN 3-13-352410-0, S. 98–147, 148–181 und öfter.
- Herbert Reindell, Helmut Klepzig: Krankheiten des Herzens und der Gefäße. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 450–598, hier: S. 522–534 (Die Herzklappenfehler).
Einzelnachweise
- Reinhard Larsen: Anästhesie und Intensivmedizin in Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. (1. Auflage 1986) 5. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg/New York u. a. 1999, ISBN 3-540-65024-5, S. 220.