Herostratos
Herostratos (altgriechisch Ἡρόστρατος, seltener Ἡροστράτης; lateinisch Herostratus, auch Herostrates; deutsch Herostrat; † ca. 356 v. Chr.) steckte den Tempel der Artemis in Ephesos, eines der sieben Weltwunder der Antike, absichtlich in Brand, um dadurch seinen Namen unsterblich zu machen.
Herostrats Tat
Um unsterblichen Ruhm zu erlangen, setzte er im Jahre 356 v. Chr. – nach Cicero und Plutarch, die sich beide auf den um 300 v. Chr. wirkenden Geschichtsschreiber Timaios von Tauromenion stützen, in der Nacht, in der Alexander der Große geboren wurde[1] – den 200 Jahre alten, unter Beteiligung von König Kroisos erbauten Tempel der Artemis in Ephesos in Brand und zerstörte ihn so. Die Stadt Ephesos verbot die Nennung seiner Brandstiftung und selbst seines Namens, nachdem er unter Folter seine Tat gestanden und sein Motiv genannt hatte.[2]
Trotz der verfügten damnatio memoriae überlieferte der zeitgenössische Historiker Theopompos von Chios Tat und Namen des Herostratos in seinem Werk,[3] so dass dieser sein Ziel erreichte und mit seiner Tat bis zum heutigen Tag unvergessen blieb. Jahrhunderte später erwähnten Strabon,[4] zu dessen wichtigen Quellen Theopompos zählte, Aelian[5] und Solinus[6] den Namen. In der Timaios folgenden Überlieferungstradition wurde der Name in Zusammenhang mit dem Brand hingegen nicht erwähnt, weder bei Cicero[7] noch bei Plutarch, der als weiteren Gewährsmann den Rhetor Hegesias aus Magnesia nennt,[8] noch bei Valerius Maximus[9] oder Gellius, der Herostratos – ohne ihn zu nennen – als Beispiel für Unwürdige, deren Namen nicht genannt werden sollten, anführt.[10]
Rezeption
Der Name Herostrat wurde zum Synonym für einen Menschen, der aus Geltungssucht Kulturgüter zerstört oder andere irrationale Taten begeht. Als Herostrat wird dementsprechend ein Mensch bezeichnet, der Untaten begeht, allein um berühmt zu werden.
Immer wieder wurden die Tat des Herostratos und seine Beweggründe dafür in Kunst und Literatur verarbeitet, unter anderem von Juan Hidalgo (Oper Celos aun del aire matan), Georg Heym (Gedicht Der Wahnsinn des Herostrat), Ernest Reyer (Oper Érostrate), Marcel Schwob (Erzählung Herostrat in Der Roman der zweiundzwanzig Lebensläufe), Jean-Paul Sartre (Erzählung Érostrate in der Sammlung Le Mur), Carl Ceiss (Schauspiel Herostratos) und Oliver Henkel (Erzählung Die Unsterblichkeit des Harold Strait im Erzählband Wechselwelten).
Sein Name wird auch im Zusammenhang mit philosophischen oder politischen Ideen verwendet, die sich auf seine Tat beziehen, etwa in Fernando Pessoas Essay Herostrat.[11]
Anmerkungen
- Cicero, De natura deorum 2,69; De divinatione 1,47; Plutarch, Alexander 3,5.
- Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia 8,14, Ext. 5.
- Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia 8,14, Ext. 5.
- Strabon 14,1,22.
- Aelian, De natura animalium 6,40.
- Solinus, De mirabilibus mundi 40,2–5.
- Cicero, De natura deorum 2,69; De divinatione 1,47.
- Plutarch, Alexander 3,5.
- Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia 8,14, Ext. 5.
- Gellius, Noctes Atticae 2,6,18.
- Fernando Pessoa: Herostrat. Ein Essay über literarischen Nachruhm und Vergänglichkeit. In: Herostrat. Die ästhetische Diskussion (= Werkausgabe. Bd. 7). Amman, Zürich 1997, ISBN 3-250-10380-2, S. 7–53.
Literatur
- Gerhard Plaumann: Herostratos 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VIII,1, Stuttgart 1912, Sp. 1145 f. (Digitalisat).