Herostratentum

Unter Herostratentum versteht m​an das Verbrechen, a​us Geltungssucht Kulturgüter z​u beschädigen o​der zu zerstören; a​uch der (Ruf-)Mord a​n Prominenten k​ann dazugerechnet werden. Herostratismus bezeichnet allgemeiner a​lle negative Geltungssucht, d​ie unter Umständen s​ogar krankhaft s​ein kann. Der s​o erzwungene Ruhm w​ird als Herostratenruhm bezeichnet.

Hintergrund

Der ionische Hirte Herostratos l​egte im Jahr 356 v. Chr., angeblich i​n der Nacht v​or der Geburt Alexander d​es Großen, e​inen Brand i​m Tempel d​er Artemis i​n Ephesos. Unter Folter gestand e​r später, a​us Ruhmsucht gehandelt z​u haben. Daraufhin belegten i​hn die Epheser m​it einer damnatio memoriae, i​ndem sie d​ie Nennung seines Namens u​nter Strafe stellten, w​omit sie jedoch letztendlich scheiterten. Der Name Herostrat w​urde schließlich z​um Synonym für e​inen Menschen, d​er aus Geltungssucht Kulturgüter zerstört.

Herostratentum im 20. Jahrhundert

  • Mark David Chapman (* 1955), der am 8. Dezember 1980 den Musiker John Lennon erschoss. Als Motiv für seine Tat gab Chapman im späteren Prozess an, er sei ein „Niemand“ gewesen und habe einen der berühmtesten Menschen der Gegenwart ermorden müssen, um ein „Jemand“ zu werden, von dem die Menschheit dann für immer spricht.
  • László Toth (* 1. Juli 1938; † 11. September 2012), der am 21. Mai 1972 im Petersdom mit einem Hammer auf Michelangelos Pietà einschlug und schrie: „Ich bin Jesus Christus, Christus ist von den Toten auferstanden.“[2] Die Schäden betrafen u. a. den linken Arm und das Gesicht der Jungfrau. Der Expertengruppe unter der Leitung von Deoclecio Redig de Campos ist es letztlich gelungen, die Statue originalgetreu wiederherzustellen. Seit dem Anschlag befindet sich die Pietà hinter einer Scheibe aus Panzerglas.
  • Hans-Joachim Bohlmann (* 20. September 1937; † 19. Januar 2009), der in den 1980er-Jahren als der Dürer-Attentäter bekannt wurde. Insgesamt beschädigte Bohlmann zwischen 1977 und 1988 über 50 Kunstwerke. Der durch ihn verursachte Schaden wird auf etwa 130 Millionen Euro geschätzt.
  • Die Nachtwache von Rembrandt van Rijn war im 20. Jahrhundert sogar dreimal Gegenstand von Herostratentum.
    • Am 13. Januar 1911 stach ein arbeitslos gewordener Marinekoch mit einem Messer auf das Bild ein. Er wollte damit am Staat für seine Situation eine Art Vergeltung üben.
    • Am 14. September 1975[3] attackierte ein arbeitsloser Lehrer Rembrandts Bild mit einem Küchenmesser und zerschnitt damit die Leinwand.[4] Obwohl das Gemälde nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten wieder gezeigt werden konnte, blieben leichte Spuren dieses folgenschwersten Attentats zurück.
    • Am 6. April 1990 versprühte ein psychisch kranker Mann aus einer Flasche Schwefelsäure auf das Bild.[5] Dass die Säure aus der Pumpflasche lediglich die Lackschicht des Anstrichs angreifen konnte, lag zum einen daran, dass die Wachen in Geistesgegenwart Wasser auf das Gemälde spritzten; zum anderen an einer kurz nach dem Attentat 1975 vorsorglich aufgebrachten Firnisschicht, die vollständig wiederhergestellt werden konnte.
Wiktionary: Herostrat – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. chroniknet.de - 26. Februar 1959, abgerufen am 20. April 2011.
  2. Kunst im Visier von Attentätern (Memento vom 5. Dezember 2011 im Internet Archive). In: PM-Magazin.de. Abgerufen am 18. Januar 2020.
  3. Hijmans, Willem, Luitsen Kuiper, Annemarie Vels Heijn: Rembrandt’s Nightwatch. The history of a painting. Alphen aan den Rijn, A. W. Sijthoff, 1978
  4. Alle Stile sollen brennen Berliner Zeitung, 6. September 2000
  5. Vandalized Rembrandt To Go Back on Display The New York Times, 28. April 1990
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