Hermann Schey
Hermann Schey (* 8. November 1895 in Bunzlau, Provinz Schlesien, Deutschland; † 21. August 1981 in Uerikon, Schweiz)[1] war ein deutsch-niederländischer Bassbariton.
Leben und Wirken
Schey wuchs in einer jüdischen Familie auf. Seine Eltern waren der Kaufmann Bernhard Schey und dessen Frau Regina, geb. Schönfeld. Nach dem Besuch des Buzlauer Gymnasiums wollte Schey Medizin studieren, wurde dann aber vom Intendanten der Berliner Hofoper, Graf Georg von Hülsen-Haeseler als Sänger entdeckt. Seine Ausbildung erhielt er von 1913 bis 1915 bei Professor Franz-Henri von Dulong (vielmehr Dülong, 1861–1944), dem Gesangsmeister der Hofoper. 1915 wurde er als Soldat eingezogen und konnte in der Folge sein Gesangsstudium bei Dulong erst 1919 weiter fortsetzen. Ab 1922 war Hermann Schey in Berlin als Konzert- und Oratoriensänger tätig.[2][3]
Konzertreisen brachten ihm große Erfolge in den europäischen Musikzentren. 1929 sang er in Amsterdam mit dem Concertgebouw-Orchester unter Willem Mengelberg die Kindertotenlieder von Gustav Mahler. Dabei hinterließ er einen bleibenden Eindruck, sodass er seitdem jährlich in die Niederlande zurückkehrte, um die Aufführungen der Matthäus-Passion (BWV 244) von Johann Sebastian Bach unter Willem Mengelberg zu unterstützen.
1930 unternahm er eine große Tournee nach Polen, Russland und in die Balkanstaaten, 1932 gab er Konzerte in Paris und 1933 in Zürich. Er gab die Uraufführung mehrerer Lieder des Schweizer Komponisten Othmar Schoeck und sang 1930 in Berlin das Bass-Solo in der Uraufführung der Kantate Das dunkle Reich von Hans Pfitzner. Als Jude wanderte er 1934 in die Niederlande aus und wurde 1936 Professor am Konservatorium von Amsterdam, setzte jedoch seine erfolgreiche Konzerttätigkeit fort. Als die Niederlande 1940 von der deutschen Armee besetzt wurden, musste er sich bis Kriegsende versteckt halten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er seine Karriere wieder auf und nahm am Holland Festival teil. Konzertreisen führten ihn nach Deutschland, England, Österreich und in die Schweiz. 1968 unternahm er eine Triumphreise nach Israel und trat dort beim Abu Gosh Festival auf. Außerdem arbeitete er weiterhin als Gesangslehrer. Er verbrachte sein Alter in der Schweiz.
Besonders bewundert wurde er für seine Bach-Interpretationen.
Aufnahmen (Auswahl)
- Frühe Aufnahmen auf Odeon
- Aufnahmen auf den Labels DGG, Christschall, Tri-Ergon, MMS und Concert Hall (Magnificat (BWV 243) von J.S. Bach)[4]
- Beitrag von Aryeh Oron (Juli 2001)
- Aufnahmen von Bach-Kantaten und anderen Vokalwerken
- Sigi Stadermann Bass BWV 244 (Auszüge)
- Karl Straube Bass Radio: BWV 100
Weblinks
- Hermann Schey bei Discogs
- Biografie bei rene-gagnaux.ch (französisch)
Einzelnachweise
- Hermann Schey. In: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. Universität Hamburg, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Künstler-Almanach 1929/1930. Westdeutsche Konzertdirektion, Köln 1929. S. 71
- Erich Müller: Deutsches Musiker-Lexikon. Limpert, Dresden 1929, Spalte 1235
- Operissimo Website, englische Übersetzung von Aryeh Oron (Juli 2001)