Hektor
Hektor (altgriechisch Ἕκτωρ Héktōr) ist eine Gestalt aus Homers berühmtem Epos Ilias, aus dem viele der heute bekannten Informationen über die griechische Mythologie stammen. Er ist vor seinem jüngeren Bruder Paris der älteste Sohn des Königs von Troja, Priamos, und von dessen Frau Hekabe. Er ist der wichtigste Held und Heerführer Trojas im zehnjährigen Trojanischen Krieg.
Homer beschreibt die 51 Handlungstage vom Ausbruch des Zorns des griechischen Helden Achilleus, des stärksten Kämpfers auf Seiten der Achäer, bis zu Hektors Fall und Beisetzung. Homer wie auch Vergil in seiner Aeneis beschreiben Hektor als edlen Helden. Darauf basieren viele spätere idealisierte Darstellungen, die Hektor als eine Symbolfigur der Ritterlichkeit sehen. So wird er im Mittelalter in die Reihe der Neuf Preux, der neun kühnen Ritter, u. a. neben Caesar und Alexander den Großen aufgenommen. Für die Neuzeit siehe z. B. das Hektorlied von Friedrich Schiller.
Der Hektor der Ilias ist der Schützling Apolls und wird nicht nur als tüchtiger Kämpfer dargestellt, sondern auch als Sohn, Bruder, liebevoller Ehemann und Vater. Große Teile seiner Beschreibung sind dem Abschied von seiner Frau Andromache und dem Sohn Astyanax gewidmet. Er wird, wie die anderen Helden auch, als Günstling verschiedener Götter dargestellt, die über Sieg und Niederlage, Leben und Tod entschieden haben, noch bevor die eigentliche Tat getan ist.
Im Verlauf der Schlachten der Ilias gelingt es den Trojanern, die Achäer bis zu ihren Schiffen zurückzudrängen, die Hektor und den anderen trojanischen Helden nichts entgegensetzen können, solange der grollende Achilleus sich weigert, an der Schlacht teilzunehmen. Das Tor zu den Befestigungen zertrümmert Hektor selbst mit einem einzigen Steinwurf. In der bedrohlichen Situation legt Patroklos, der Vetter des Achilleus, mit dessen Einverständnis Achilleus’ Rüstung an und führt an seiner Stelle die Myrmidonen, die Gefolgsleute des Achilleus, in die Schlacht. Es gelingt, die Trojaner zurückzuschlagen. Patroklos selbst wird aber von Hektor erschlagen. Hektor war im Glauben Achilleus getötet zu haben. Achilleus greift daraufhin erneut in das Geschehen ein und treibt die Trojaner zurück in die Stadt. Hektor bleibt als einziger vor den Mauern, um sich ihm zu stellen. Dreimal wird er von Achilleus um die Mauern Trojas gejagt, bis er sich durch eine List Athenes stellt und getötet wird. Sterbend bittet Hektor darum, dass seine Leiche der Stadt zurückgegeben wird, doch Achilleus durchbohrt ihm die Fersen und schleift den Leichnam zwölf Tage um das Grab seines Freundes. Um dem ein Ende zu setzen, beauftragt Zeus Thetis, Achilleus’ Mutter, ihren Sohn zur Vernunft zu bringen. Dieser lässt sich von König Priamos – der sich als Bittsteller nächtens ins Lager der Griechen schleicht – endlich zum Mitleid bewegen und überlässt ihm den Leichnam. Die Ilias endet mit einer elftägigen Trauer der Trojaner um Hektor.
Literatur
- Max Lehnerdt: Hektor. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1910–1927 (Digitalisat).
- Robert Cramer: Hektor. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 303–307.