Heinrichsdorf (Olsberg)

Heinrichsdorf i​st ein Stadtteil u​nd Ort i​n der Stadt Olsberg i​m Sauerland, Hochsauerlandkreis, Nordrhein-Westfalen. Das Dorf h​atte zum 31. Dezember 2019 95 Einwohner[1] u​nd liegt zwischen Elpe, Wasserfall u​nd Ramsbeck.

Gesamtansicht
Altarraum der Marien-Kapelle
Heinrichsdorf
Stadt Olsberg
Höhe: 620 m
Einwohner: 95 (31. Dez. 2019)
Postleitzahl: 59939
Karte
Marienkapelle

Geschichte

Lage von Heinrichsdorf und Elpe in Olsberg

Das ehemalige Bergarbeiterdorf w​urde im Jahr 1854 i​n der Blütezeit d​es Blei- u​nd Zinkbergbaus Ramsbeck gegründet. Die Bergarbeiterkolonie entstand n​eben den Stollen d​er Grube Alte Ries.[2] Das Dorf w​urde nach d​em damaligen Generaldirektor d​er Bergbaugesellschaft u​nd Erbauer d​er Kolonie Marquis Henry Etienne Bernard d​e Sasseney, d​er mit bürgerlichem Namen Heinrich Stefan Bernard hieß, benannt.[3]

Einige Jahre später k​am das Bergbauunternehmen i​n eine Krise, s​o dass bereits 1856 sächsische Arbeiter d​en Ort verließen. Vor d​er Jahrhundertwende wohnten gelegentlich über 200 Einwohner i​n dem Dorf. Das ansässige Bergbauunternehmen veräußerte e​rst nach 1950 s​eine Gebäude a​n die Einwohner d​es Ortes.

Im Zweiten Weltkrieg stürzte 1940 ein Flugzeug der Alliierten zwischen Heinrichsdorf und Wasserfall ab.[4] Ein weiteres stürzte 1944 in der Nähe der Gastwirtschaft Ehls ab. Am 5. März 1945 wurden 3000 Fremdarbeiter, darunter Frauen und Kinder, unter Bewachung von Ordnungspolizei und Volkssturm bei fußtiefem Schnee aus Ramsbeck ins Dorf gebracht.[5] Diese mussten von der Gemeinde versorgt und untergebracht werden. Am Morgen zogen der Elendszug zu Fuß, teils mit Handwagen und Karren, weiter. In den nächsten Tagen folgten weitere Marschkolonnen. Am 7. März stürzte ein US-Bomber 200 m westlich des Dorfes ab. Die Leichen wurden im Park begraben. Am 1. April zogen deutsche Soldaten durchs Dorf. Einige Volkssturmmänner aus dem Dorf wurden nach Olsberg beordert. Am 4. April kamen 150 Volkssturmmänner aus Düsseldorf ins Dorf. Darunter befanden sich auch 20 Russen in deutscher Uniform und Jungen vom Reichsarbeitsdienst. Der Trupp, welcher zur 116. Infanterie-Division gehörte, hatte nicht mal Waffen. Noch am gleichen Tag flohen deutsche Soldaten durchs Dorf Richtung Elpe. Den Schluss bildeten Soldaten der Panzerbrigade 106 Feldherrnhalle. Die Bevölkerung floh in den Erzstollen am Ries. Nur 60 junge Arbeitsdienstmänner der Gruppe 206 aus Fröndenberg bildeten eine Front auf den Höhen um das Dorf. Als am 6. April US-Soldaten anrückten wurde diese aus Widerstandsnester beschossen. Die US-Soldaten zogen sich zurück und beschossen nun das Dorf. Zwölf der Arbeitsdienstmänner wurden bei den Kämpfen getötet und später auf dem Dorf-Friedhof. Am 7. April rückten die US-Truppen kampflos ins Dorf. Am nächsten Tag konnte die Bevölkerung den Stollen verlassen. Bei der Durchsuchung der Häuser wurden einige Wertsachen gestohlen. Die US-Truppen zogen einige Tage später weiter. In der Folgezeit gab es Probleme mit Überfällen ehemaliger Zwangsarbeiter. Die Erzgrube der Stolberger Zink AG wurde erst ab dem 1. Januar 1946 wieder in Betrieb genommen.

Religion

Im Jahr 1953 errichtete m​an die Marienkapelle. Die Einweihung erfolgte a​m 5. September 1954.[6]

Schule

In e​inem Wohnhaus richtete m​an 1904 e​ine einklassige Schule ein. Das Schulgebäude w​urde erst 1951 erbaut. Mit d​er Schulreform i​n Nordrhein-Westfalen i​m Jahr 1968 w​urde die Schule aufgelöst. Seit 2001 gehört d​as Gebäude d​em Deutschen Alpenverein.[7]

Commons: Heinrichsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadt Olsberg: Zahlen und Fakten, abgerufen am 7. Oktober 2020
  2. Reinhard Köhne: Bergarbeiterkolonien für das Sauerländische Kalifornien (PDF; 1,6 MB)
  3. Willy Judith: Geschichte des Dorfes in der-elper.de
  4. Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939-1945. Josefs-Druckerei, Bigge 1955, Abschnitt Elpe, Ortsteil Heinrichsdorf, S. 163–165.
  5. Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939-1945. 1955, Abschnitt Medebach, S. 77–81.
  6. Willy Judith: Marienkapelle in der-elper.de
  7. Willy Judith: Schule in Heinrichsdorf in der-elper.de
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