Heinrich von Preußen (1747–1767)

Prinz Friedrich Heinrich Karl von Preußen (* 30. Dezember 1747 i​n Berlin; † 26. Mai 1767 i​n Protzen b​ei Fehrbellin) w​ar der Lieblingsneffe Friedrichs d​es Großen, wählte d​ie Offizierslaufbahn i​n der preußischen Armee u​nd stand zuletzt i​m Rang e​ines Generalmajors.

Prinz Heinrich von Preußen

Leben

Heinrich w​ar der zweite Sohn v​on Prinz August Wilhelm v​on Preußen u​nd Luise Amalie v​on Braunschweig-Wolfenbüttel u​nd damit d​er jüngere Bruder d​es späteren preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. Der Haustradition folgend w​urde ihm bereits a​m 16. Januar 1748 d​er Hohe Orden v​om Schwarzen Adler verliehen. Anlässlich d​es Todes seines Vaters w​urde er a​m 8. Dezember 1758 Chef d​es Kürassierregiments Nr. 2. Am 20. September 1764 w​urde Heinrich Kapitän u​nd Kompaniechef i​m 1. Bataillon Garde (Nr. 13a). Am 17. September 1764 avancierte e​r zum Oberst u​nd übernahm s​ein Kürassierregiment. Am 26. April 1767 h​atte ihn d​er König z​um Generalmajor befördert. Der frühe Tod d​urch die Pocken b​ei einem Marschaufenthalt i​n Protzen machte d​em jungen Prinzen, d​em vermutlich e​ine außergewöhnliche Karriere i​ns Haus stand, e​in jähes Ende. Der König h​ielt große Stücke a​uf ihn, e​rwog zeitweilig s​ogar die Thronfolge z​u seinen Gunsten z​u ändern. Auch d​ie Leichenrede stammte a​us des Königs Feder:

„Ewig w​irst du i​n meinem Herzen leben! Der Tod, m​eine Herren, i​st uns a​llen beschieden. Wohl denen, d​ie mit d​em tröstlichen Bewusstsein sterben, d​ass sie d​ie Tränen d​er Überlebenden verdienen.“

Theodor Fontane schildert s​ein Leben u​nd vor a​llem seinen Tod i​n den Wanderungen d​urch die Mark Brandenburg w​ie folgt:

„Nun begann die Herrschaft der verwitweten Frau Generalin. In die Zeit ihrer Regentschaft, also bevor der minorene Sohn eintrat, fällt das große Ereignis Protzens während des vorigen Jahrhunderts: der Tod eines preußischen Prinzen im dortigen Herrenhause.“
„Über diesen Tod berichtet der alte Pastor Schinkel im Protzener Kirchenbuche wie folgt: »Den 16. Mai 1767 traf Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich Heinrich Karl von Preußen auf dem Marsche von Kyritz nach Berlin mit seinem Regimente hier ein. Er nahm bei unserer Frau Generallieutenant von Kleist[1] Quartier, in der Hoffnung, nach hier zugebrachter Nacht, am anderen Morgen weiterzurücken. Es zeigten sich jedoch die Pocken, so daß Seine Königliche Hoheit sich genötigt sahen, hier zu bleiben. Geschickte Doctorens 1) wandten alle Mittel an, diesen teuren und liebenswürdigen Prinzen zu retten, Gott verhängte es aber anders, so daß, nachdem die weißen Frieseln dazuschlugen, dieser allerliebste Prinz den 26. Mai, acht Uhr abends seinen Geist aufgeben mußte. Ein trauriges Andenken, so die späten Zeiten nicht vergessen werden. Den 28. Mai, elf Uhr abends wurde die hohe Leiche durch Offiziere unter Leuchtung vieler Lichter in das hiesige Gewölbe gesetzet und am 7. Juni, als am ersten Pfingsttage, von hier aus nach Berlin gebracht. Dieser hochselige Prinz war am 30. November 1747 geboren, also kaum neunzehn Jahre, fünf Monate alt geworden.«“
„Ich lasse dieser schlichten Kirchenbuchaufzeichnung noch einige Notizen folgen.“
„Prinz Heinrich, damals gemeinhin – zum Unterschiede von seinem berühmten Oheim in Rheinsberg – der junge Prinz Heinrich genannt, war der Sohn des 1758 zu Oranienburg verstorbenen Prinzen August Wilhelm von Preußen. Er war also Neffe Friedrichs des Großen wie zugleich jüngerer Bruder des späteren Königs Friedrich Wilhelms II. Friedrich der Große bezeigte ihm von dem Augenblick an, wo die Kriegsaffairen hinter ihm lagen, ein ganz besonderes Wohlwollen. Dies war ebensosehr in den allgemeinen Verhältnissen wie in den Eigenschaften des jungen Prinzen begründet. Dieser erschien von ungewöhnlicher Beanlagung, war klug, voll noblen Denkens und hohen Strebens, dabei gütig und von reinem Wandel; was indessen den König in all seinen Beziehungen zu diesem Prinzen eine ganz ungewöhnliche Herzlichkeit zeigen ließ, war wohl der Umstand, daß er sich dem verstorbenen Vater des Prinzen gegenüber, dem er viel Herzeleid gemacht hatte, bis zu einem gewissen Grade verschuldet fühlte, eine Schuld, die er abtragen wollte und an den ältern Bruder (den späteren König Friedrich Wilhelm II.), der ihm aus verschiedenen Gründen nicht recht zusagte, nicht abtragen konnte.“
„Prinz Heinrich hatte 1762 den lebhaften Wunsch geäußert, dem Könige bei Wiederbeginn der Kriegsoperationen sich anschließen zu dürfen. Friedrich lehnte jedoch ab, da der junge Prinz erst vierzehn Jahr alt war. Erst nach erfolgtem Friedensschluß wurde er von Magdeburg, wo er garnisonierte, nach Potsdam gezogen und trat als Hauptmann in das Bataillon Garde. Er gehörte nunmehr einige Jahre lang zu den regelmäßigen Mittagsgästen des Königs und begleitete diesen auf seinen Inspektionsreisen durch die Provinzen. 1767 im April übersiedelte der Prinz nach Kyritz, um nunmehr die Führung des hier stehenden Kürassierregiments oder auch nur eines Teils desselben zu übernehmen. Dies Kürassierregiment waren die berühmten »gelben Reiter«, deren Chef der Prinz bereits seit 1758 war.“
„Der Übernahme des Kommandos folgte, wenige Wochen später, jene Katastrophe, die ich, nach den Aufzeichnungen des Protzener Kirchenbuches, vorstehend mitgeteilt habe.“
Rittmeister von Wödtke brachte die Trauerkunde dem Könige. Dieser war in seltenem Grade bewegt. Einer der höheren Offiziere sprach dem Könige Trost zu und bat ihn, sich zu beruhigen. »Er hat recht«, antwortete Friedrich, »aber Er fühlt nicht den Schmerz, der mir durch diesen Verlust verursacht wird.« – »Ja, Ew. Majestät, ich fühle ihn; er war einer der hoffnungsvollsten Prinzen.« Der König schüttelte den Kopf und sagte: »Er hat den Schmerz auf der Zunge, ich hab ihn hier.« Und dabei legte er die Hand aufs Herz. Eine ähnlich tiefe Teilnahme verraten seine Briefe. An seinen Bruder Heinrich in Rheinsberg schrieb er: »Ich liebte dieses Kind wie mein eigenes«, und an Tauentzien meldete er in der Nachschrift zu einer dienstlichen Ordre: »Mein lieber Hendrich ist tot.«“
„Kehren wir, nach diesem biographischen Exkurs, nach Protzen zurück. Die Geschwister des Prinzen übersandten der verwitweten Generalin von Kleist wertvolle Zeichen der Dankbarkeit, und das Ereignis selbst wurde seitens dieser letztern durch zwei bildliche Darstellungen im Sterbezimmer lokalisiert. Ein Loyalitätsakt, der mir, nach der Huldigungsseite hin, etwas zu weit zu gehen und die Schönheitslinie zu überschreiten scheint. Ob die Gemälde noch existieren, hab ich nicht erfahren können; aber das Giebelzimmer, in dem der junge Prinz verstarb, heißt noch immer das »Prinzenzimmer«.“[2]

Abstammung

Friedrich Wilhelm
(Kurfürst von Brandenburg und Herzog in Preußen)
Luise
 
Ernst August
(Kurfürst von Hannover)
 
Sophie
(Kurfürstin von Hannover)
 
Georg Wilhelm
(Fürst von Lüneburg)
Eleonore d’Olbreuse
 
August II.
(Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel)
Sophie Elisabeth
 
Friedrich
(Mediat-Landgrafschaft Hessen-Eschwege)
Eleonore Katharine
 
Anton Ulrich
(Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel)
⚭ Elisabeth Juliane
 
Albrecht Ernst I.
⚭ Christine Friederike
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich I.
(König in Preußen)
 
Sophie Charlotte
 
Georg I.
(König von Großbritannien)
 
Sophie Dorothea
 
Ferdinand Albrecht I.
(Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern)
 
Christine
 
Ludwig Rudolf
(Herzog von Braunschweig-Lüneburg)
 
Christine Luise
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm I.
(König in Preußen)
 
Sophie Dorothea
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ferdinand Albrecht II.
(Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel)
 
Antoinette Amalie
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich II.
(König von Preußen)
 
August Wilhelm
(Prinz von Preußen)
 
Luise Amalie
(Prinzessin von Preußen)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm II.
(König von Preußen)
 
Heinrich
(preußischer Offizier)
 
Wilhelmine
(Erbstatthalterin der Niederlande)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Geschlechts von Kleist – Muttrin-Damensche Linie, S. 410
  2. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Erster Teil: Die Grafschaft Ruppin, Protzen
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