Heißluftgebläse
Ein Heißluftgebläse, auch Heißluftföhn oder Heißluftpistole, ist ein Elektrowerkzeug, mit dem der Arbeitsbereich gezielt erwärmt werden kann. Ein Gebläse saugt Umgebungsluft an, erhitzt diese mittels eines Heizelements und bläst Heißluft durch ein Austrittsrohr aus.
Der Aufbau ähnelt einem Haartrockner. Die Luftdurchflussmenge lässt sich typischerweise zwischen 150 und 500 Liter/min einstellen und die Temperatur von 50 bis 600 °C.[1] Vielen Geräten können unterschiedlich geformte Austrittsdüsen zur Lenkung des Heißluftstromes aufgesteckt werden.
Einsatz
Ein Vorteil des Heißluftgebläses gegenüber einer offenen Flamme wie der einer Lötlampe ist die einfache Regelbarkeit auch auf niedrigere Temperaturen. Brennbare Materialien können leichter bearbeitet werden, ohne diese zu entflammen.
Verwendungsbeispiele für Heißluftgebläse:[2]
- Verformung von Kunststoffen (z. B. zur Aufschrumpfung von Schrumpfschläuchen)
- Aufbringen und Entfernen von Klebefolien aus Kunststoffen bzw. mit polymeren Klebeschichten
- Verschweißen von Kunststoffen (sogenanntes Warmgasschweißen, siehe auch Fügen von Kunststoffen)
- Entfernung von Lack- oder Farbschichten
- Trocknen
- Beschleunigung oder Anregung chemischer Aushärtung: z. B. von Einbrennlack
- Heißluftsterilisation
- oberflächliches Abtöten von Schimmelpilz-Myzelen
- Sterilisation („Abflammen“) kleiner Gegenstände oder Werkzeuge
- Löten und Entlöten, etwa von elektrischen Bauteilen
- Auftauen bzw. Enteisen
- Entzünden von brennbaren Stoffen; raucharmes Anheizen von Grillkohle
- Entdeckeln von Honigwaben
Einfache Heißluftgebläse lassen nur eine grobe Temperatur- und Luftmengeneinstellung zu. Heizwendeln können stufenweise hinzugeschaltet werden. Das Überhitzen des Gerätes wird durch einen Überhitzungsschutz vermieden. Eine hälftige Leistungsreduzierung wird manchmal durch die Reihenschaltung einer Diode erreicht, sodass nur eine Halbwelle der Netzwechselspannung genutzt wird.
Elektronik-Heißluftgebläse regeln die Temperatur der ausströmenden Luft mithilfe eines im Heißluftstrom platzierten Temperatursensors. Die Regelelektronik kann eine bestimmte Solltemperatur so relativ genau einhalten, auch wenn Aufsatzdüsen oder Hindernisse im Luftstrom die Luftmenge stark reduzieren.
Alternativ zu rein elektrisch betriebenen Geräten werden auch Gasbrenner angeboten, deren Flamme soweit abgeschirmt ist, dass Heißluft mit einer berechenbaren Temperatur austritt.
Raumheizung
Heißluftgebläse zur Raumheizung liefern deutlich größeren Luft-Durchsatz bei gemäßigter Maximaltemperatur. Sie dienen zur Erwärmung von (ziemlich) geschlossenen Räumen, etwa um auf Hausbaustellen das Einfrieren von Wasserleitungen oder abbindendem Beton und Putz zu vermeiden, Wände oder deren Bemalung zu trocknen, Handwerkerarbeiten innen bei höherer als der winterkalten Außentemperatur zu ermöglichen. Auch Fahrzeuge, Wohnmobile, Festzelte werden damit beheizt. Elektrische Energie ist relativ teuer, die Lieferleistung limitiert: aus einer Haushaltssteckdose oft mit 10 Ampere × 230 Volt = 2.300 Watt, pro Haus oder Baustelle vielleicht mit 3 × 25 A × 400 V (Drehstrom im Dreieck) = 30 kW. Daher werden Heizleistungen bis 2 kW der Einfachheit halber meist elektrisch als Strahler oder Heizlüfter realisiert, eher nur historisch: Spiritus- und Benzinöferln Leistungen von 2 bis 5 kW oft jedoch als Gas-Strahler mit Verbrennung eines Propan-Luft-Gemisches an einer als Flammensperre und eventuell katalytisch wirkenden, durchströmten Keramikwabenwand. Kebap-Grillwände kombinieren drei bis fünf solcher Elemente je 130 mm × 90 mm zu je 3,5 kW Maximalleistung.
Größere Leistungen von typisch 10 bis 30 kW werden als Heißluftgebläse (der Form wegen auch: Heizkanone) mit elektromotorischem Gebläse und Heizöl- oder Heizgasverbrennung realisiert. Das Gebläse bewirkt über den schnell strömenden waagrechten Luftausstoß die Anregung eines großräumigen Luftwirbels in der Halle, der im Idealfall die gesamte Luft im Raum durchmischt und – graduell – erwärmt.
Öl ist eher billiger als Gas, doch riecht es, das CO2 fördert in einem Gewächshaus das Pflanzenwachstum, belastet jedoch die Atmung von Tier und Mensch. Butan – Propan – Methan (Erdgas) liefern in dieser Reihung weniger und weniger CO2 pro Heizleistung, dafür mehr Wasserdampf, der etwa auf kalten Zeltwänden kondensiert. Standheizungen für Kfz (2,5 bis 35 kW) werden eventuell auch mit Benzin aus dem Fahrzeugtank betrieben und weisen eine eigene Abgasableitung auf, nicht alle erhitzen die Luft ohne Umweg über das Motorkühlsystem.
Bei Heißlufterzeugern ab 20 kW werden zunehmend Flamme und Heizluft getrennt gehalten. Da das Abgas über einen Kamin ins Freie abgeführt wird, kann einerseits Heizöl verwendet werden, ohne die Raumluft zu belasten, andererseits über die Kondensation von Wasserdampfgehalt des Abgases mehr Heizwärme genutzt werden. Zu- und Abluft-Schläuche mit Düsen gestalten den Übergang zu mobilen, containerisierten Heiz-Klima-Systemen fließend.
Siehe auch
Weblinks
- Heißluft und Heißkleben für Profis. Website der Firma Steinel (abgerufen am 9. Oktober 2020)
- Heißluftpistolen – Brandgefährlich. Universität Würzburg (abgerufen am 9. Oktober 2020)
- Messeinrichtung, deren Verwendung sowie Heißluftgebläse mit Messeinrichtung (abgerufen am 9. Oktober 2020)