Haus Lerbach
Haus Lerbach ist ein Ortsteil im Stadtteil Sand von Bergisch Gladbach. Dort steht auch ein ehemaliges Herrenhaus im Neorenaissancestil mit Englischem Landschaftspark als Hotel mit dem Namen Schloss Lerbach.[1]
Haus Lerbach Stadt Bergisch Gladbach | ||
---|---|---|
Lage von Haus Lerbach in Bergisch Gladbach | ||
Hotel Schloss Lerbach |
Geschichte
Ursprünglich stand hier eine Wasserburg in der Nähe des Lerbachs. Das Wort Ler ist vermutlich aus dem mittelhochdeutschen „lei/leie“ (= Fels, Schiefergestein) herzuleiten, wonach Lerbach als Felsbach zu deuten ist.
Das Rittergut Lerbach
Im Mai 1384 wurde die Burg erstmals urkundlich als Rittergut erwähnt, das in den Besitz von Johann von Hoenen überging.[2] Vorher war bereits im Altenberger Urkundenbuch von einem Leivberg, später Lyrbach bzw. Lierbach die Rede. Nachdem im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert die Familie von Forstbach das Gut in Besitz hatte, ist in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Gottfried von Steinen, Geheimer Rat, als Besitzer bekannt. Die Familie Steinen stellte einige Amtmänner verschiedener Bergischer Ämter.
1612 war Lerbach landtagsfähiger Rittersitz. 1644 erbaute Gottfried von Steinen IV das von Wasser umgebende Herrenhaus. 1657 verkaufte er das Anwesen an Michael von Leers, ebenfalls Bergischer Amtmann. 1752 wechselte das Gut an Frau Maria Merheims, 1775 ist Johann Adam Joseph von Herrresdorf als Besitzer bekannt. Zu dem Rittergut gehörten weitere Güter wie der Hof Oberlerbach, Unterlerbach und Schmalzgrube, ebenso wie die 1806 erbaute Lerbacher Mühle. 1815 war das Rittergut nicht mehr als preußischer landtagsfähiger Sitz verzeichnet.[3]
In den 1830er Jahren ließ Eduard Knobel das Anwesen der Burg im klassizistischen Stil umbauen.[4] 1834 erwarb er den gesamten Gutsbesitz.[5] 1850 ging der Besitz an Leopold von Niesewandt über, der das Gut 1865 an Graf Levin von Wolff-Metternich veräußerte. Schließlich wurde es 1893 an den Papierfabrikanten Richard Zanders und seine Ehefrau Anna Zanders, eine Tochter des Erfinders und Unternehmers Werner von Siemens, verkauft.
Das neue Herrenhaus 1898
Das Ehepaar Zanders ließ von Ludwig Bopp nach Plänen von Gabriel von Seidl ein Herrenhaus im englischen Landhausstil erbauen, das 1898 fertiggestellt war. Der Unterlerbacher Hof wurde 1898 abgetragen und in die Gronauer Waldsiedlung transloziert. Im Jahr 1900 wurde die baufällige Wasserburg abgerissen und die Gräfte in einen Teich verwandelt. Ein weiträumiger, 26 Hektar großer Landschaftspark, der in den Gutswald übergeht, wurde neu angelegt sowie zahlreiche Ökonomiegebäude, Verwalter- und Pförtnerhäuser und eine Reithalle errichtet. Seitdem war das Anwesen Wohnsitz der Eheleute Zanders. Nach Anna Zanders' Tod 1939 erbte es ihr Neffe Hermann von Siemens; danach war das Gut im Besitz der Familie von Siemens.[4]
Bis 1918 trug das Anwesen fälschlich den Namen Leerbach. Zusammen mit der Korrektur des Namens erhielt das gesamte Anwesen den Namen Haus Lerbach.[1] Zwischen 1961 und 1987 war es unter dem Namen Europäische Akademie Lerbach der Sitz des Gustav-Stresemann-Institutes. 1988 diente es u. a. als Kulisse für die Fernsehserie Forstinspektor Buchholz.
Hotel und Restaurant ab 1992
Seit 1992 wurde das Herrenhaus nach aufwendigen Sanierungsarbeiten als Boutique- und Eventhotel mit Spa genutzt. Gleichzeitig erhielt das Gebäude den Namen Schloss Lerbach. Von 1992 bis 2008 war dort das Gourmet-Restaurant Dieter Müller beheimatet, das 2008 von Nils Henkel übernommen und 2010 in Gourmetrestaurant Schloss Lerbach umbenannt wurde. Von 1998 bis 2011 war es mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet, anschließend mit zwei.[6]
Seit Ende Januar 2015 sind sowohl das Hotel als auch das Restaurant geschlossen, weil der Pachtvertrag mit der Gruppe Althoff Hotels auslief. Die Anlage wird seither restauriert und neu gestaltet.[7] Im Jahr 2021 hat die Familie von Siemens das Schloss mit Hofgebäuden an die Kölner Leskan Grundstücksgesellschaft verkauft, die es zukünftig wieder als Hotel mit Gastronomie führen will. Der Großteil des Landschaftsparks sowie der land- und forstwirtschaftliche Gutsbetrieb wurden nicht verkauft.[8]
Der Landschaftspark
Der Berliner Gartendirektor Albert Brodersen gestaltete im Lerbachtal einen Landschaftspark, der in die umgebende Auen- und Waldlandschaft eingebettet ist.[9] Die Anlage des Parks nahm mehrere Jahre in Anspruch; vorhandene Teile des alten Parks wurden übernommen, während Neuanpflanzungen und – heute nicht mehr sichtbare – umfangreiche Erdbewegungen die Landschaft umgestalteten.[10] Bauleiter des Parks war wohl Oskar Lindemann.
Der Park ist von meist „natürlich“ geschwungenen Wegen durchzogen, die die inszenierte Landschaft mit ihren Kleinbauten, besonderen Pflanzen und Blickachsen erlebbar machen. An der tiefsten Stelle liegt ein Teich, der aus dem Graben der alten Wasserburg Lerbach hervorging. Der Blick von Süden über diesen Teich auf die Südfassade von Haus Lerbach ist eines der zentralen Parkbilder und das vielfach abgebildete Markenzeichen des Anwesens. Vom südlichen Parkeingang steigt ein in regelmäßigen Abständen von beschnittenen Taxuswürfeln rythmisierter Fußweg in gerader Linie aufwärts zum Herrenhaus, während die Hauptzufahrt sich im Osten befindet und zum Hauptportal und weiter in den Wirtschaftshof führt.
Das um 1900 nach Plänen Gabriel von Seidls errichtete neue Haus Lerbach wurde durch verschiedene Terrassen mit formalen Gärten, Brunnen und Schmuckbeeten an Süd- und Westseite als den Hauptschauseiten, sowie einem ebenfalls gärtnerisch streng gestalteten Innenhof in das Parkkonzept eingebunden. Diese Parkteile vermitteln ästhetisch und funktional zwischen Haus und Natur bzw. Architektur und Landschaft. Im nördlichen Teil des Geländes, im Anschluss an das Herrenhaus, befindet sich der ebenfalls neu errichtete Wirtschaftshof mit Reitstall, der einen – auch für die Betreuung der Parkanlage – unverzichtbaren funktionalen und zugleich gestalterischen Teil des Anwesens bildet.
Im Laufe seiner Geschichte hat der Park zahlreiche Veränderungen und Verluste erfahren. Nicht mehr vorhanden ist etwa der geometrisch gestaltete Nutzgarten westlich des Herrenhauses. Teile der Terrassenanlage wurden umgestaltet, ebenso des Innenhofs. Leider sind auch die ehemals im Park verteilten Skulpturen überwiegend nicht mehr vorhanden. Erst kürzlich wurde der Lerbach am südlichen Teichrand entlanggeführt. Die dabei gepflanzten Erlen beeinträchtigen leider die ikonische Südansicht des Herrenhauses empfindlich.
Veröffentlichungen
- Effertz, Eva: Schloss Lerbach in Bergisch Gladbach (Rheinische Kunststätten, Heft 497), Neuss 2007 (15 Seiten)
- Brodersen, Albert: Der Park zu Lerbach, in: Gartenkunst 12, 1910, S. 149–154 (digital unter: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/gartenkunst1910/0157?sid=056d5cfadc78e0a2a3542beacf1ab6d3)
- Kuhnle (heute: Christiansen), Sabine: Der Park von Haus Lerbach. Möglichkeiten der Erhaltung und Wiederherstellung (Diplomarbeit, FB Landesplanung, FH Osnabrück, 1988), digital unter: http://opus.hs-osnabrueck.de/frontdoor/index/index/docId/50
- Schloss und Park
- Innenhof
Denkmal
Schloss Lerbach steht unter Denkmalschutz und wurde unter Nr. 78 in die Liste der Baudenkmäler in Bergisch Gladbach eingetragen. Das Denkmal Haus Lerbach umfasst Herrenhaus und Park einschließlich aller Wirtschafts- und Nebengebäude wie Toranlagen, Pförtner(wohn)häusern und Reithalle.
Einzelnachweise
- Andree Schulte, Bergisch Gladbach, Stadtgeschichte in Straßennamen, herausgegeben vom Stadtarchiv Bergisch Gladbach, Band 3, und vom Bergischen Geschichtsverein Abteilung Rhein-Berg e. V., Band 11, Bergisch Gladbach 1995, S. 176, ISBN 3-9804448-0-5
- Andree Schulte Bergisch Gladbach, Stadtgeschichte in Straßennamen, Bergisch Gladbach 1995, ISBN 3-9804448-0-5, S. 165 f.
- Kuhnle (heute: Christiansen), Sabine: Der Park von Haus Lerbach. Möglichkeiten der Erhaltung und Wiederherstellung (Diplomarbeit, FB Landesplanung, FH Osnabrück, 1988)
- Herbert Stahl (Redaktion): Gronau, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 978-3-932326-51-6, S. 178
- Gerhard Geurts: Eduard Knobel – Gutsbesitzer von Haus Lerbach, seine Bedeutung für Gladbach in der Frühphase der Industrialisierung, in: Heimat zwischen Sülz und Dhünn, Geschichte und Volkskunde in Bergisch Gladbach und Umgebung, Heft 14, Herausgeber und Verlag: Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e. V., Bergisch Gladbach 2007, Seite 27 ff.
- Zwei Sterne im Guide Michelin 2012
- Althoff gibt Hotel ab, Zukunft des Gourmetrestaurants ist offen (Memento vom 15. Dezember 2014 im Internet Archive) abgerufen am 20. Dezember 2015
- Luxushotel Schloss Lerbach an Kölner Gesellschaft verkauft (Kölner Stadtanzeiger, 21. Oktober 2021)
- siehe Kuhnle 1988
- siehe Brodersen 1910