Harry Klein (Club)
Das Harry Klein ist ein Technoclub in München, der 2003 in den Optimolwerken eröffnet wurde und seit 2010 in der Nähe des Stachus beheimatet ist.
Vorgeschichte, Namensgebung
Der Harry Klein Club gilt als einer der beiden inoffiziellen Nachfolger des Ultraschalls, da die Gesellschafter der betreibenden „Kleinharry GmbH“ sich aus dem näheren Umfeld dieses ehemaligen Clubs am Münchener Ostbahnhof rekrutieren. Als zweiter Nachfolger wird wegen der Beteiligung des ehemaligen Ultraschall-Booker DJ Upstart die im August 2005 eröffnete Rote Sonne angesehen. Auch die Namensgebung (Harry Klein ist der Assistent des Kommissars in der ZDF-Serie Derrick) liegt in einem Rechtsstreit begründet, den das Ultraschall mit dem ZDF führte, nachdem in einer Krimiserie des Senders der Technoclub mit Drogen in Verbindung gebracht worden war. Nach der Schließung der zweiten Location des Ultraschalls mit dem Ende des Kunstparks Ost am 31. Januar 2003 hatte es szeneintern immer wieder Mutmaßungen über ein Ultraschall III gegeben, die erst mit der Eröffnung des Harry Klein am 4. September 2003 in den Optimolwerken ausgeräumt worden waren.
2010 zog das Harry Klein, wie auch einige andere Clubs des Optimolgeländes, in eine neue Location an der Sonnenstraße in der Münchner Innenstadt, wo sich in den Jahren zuvor schon ein reges Clubleben angesiedelt hatte. Es eröffnete dort erneut am 24. Juni 2010 in der Sonnenstraße 8.[1]
Konzeption
Der Innenraum des Harry Klein hat eine kleine Grundfläche und ist damit nur etwa so groß wie die Tanzfläche des ehemaligen Ultraschall II und erstreckt sich im neuen Club an der Sonnenstraße über zwei Ebenen. „Wir haben gesagt, wir probieren es und machen es einfach ganz klein, konzentrieren alles auf einen einzigen zentralen Raum, wo alles passiert: eine Partyhölle“ umschreibt Mitbetreiber David Süss die zugrundeliegende Idee. Der Eingangsbereich in einer kleinen Passage ist mit den Worten „Harald Klein – Tonträger und Musikalien“ in goldenen Buchstaben überschrieben und setzt hierbei deutliche Kontraste zum Inneren des Clubs, das zum einen durch allerlei Pop-Kitsch, zum anderen durch riesige Leinwände für avantgardistische Videoprojektionen an den Seitenmauern geprägt ist.
Das Gesamterlebnis aus Musik und Videoprojektion rückt somit deutlich in den Mittelpunkt, die „Mixkunst“ des DJs und des VJs stehen gleichberechtigt nebeneinander. Dies entspricht auch dem Kunstverständnis der Betreiber: „Für Kunst braucht man kein Museum. Sie ist das Drumherum, das wir mit einfließen lassen. Wenn die Kunst guter DJs und guter Videoanimateure zusammenkommt und sich Menschen dadurch besonders wohl fühlen, dann ist das genau das, was Kunst erreichen soll.“[2]
Programm
Musikalisch bietet das Harry Klein ein modernes Rahmenprogramm rund um die elektronische Musik. Zu diesem Zweck werden vornehmlich Künstler kleinerer und als innovativ geltender Labels aus diesem Bereich gebucht. Ein- bis zweimal im Monat findet seit Februar 2006 eine „Ein Herz für Elektro“ Party statt, wo zumeist namhafte Künstler im kleinen Club an Donnerstagen auftreten, seltener gibt es Konzerte abseits der elektronischen Musik. Das ursprüngliche Konzept, weitgehend ohne bekannte DJ-Namen auszukommen, ist aufgrund der harten Konkurrenz in München und zahlreicher guter Bekanntschaften noch aus Ultraschall-Zeiten mittlerweile teilweise aufgegeben worden. So spielten unter anderen bereits DJ Hell, Richie Hawtin, Tiga und Anthony Rother in dem kleinen Club.
Von September 2004 bis Februar 2009 wurden die Freitagabende von der Münchener Szene-Institution Flokati House Club von Marcus Kanzler gestaltet. Da diese House-Nächte bereits im Ultraschall II stattfanden, wurde dieser Schritt allgemein als „Rückkehr“ gedeutet.
Residents des Harry Klein sind und waren unter anderem DJ Karotte, Mellowflex, Stephan Kaussner, Julian Wassermann und Jonas Friedlich.[3]
Auszeichnungen und Besonderheiten
Bereits wenige Monate nach der Gründung wurde das Harry Klein im Leserpoll 2003 der Zeitschrift de:bug auf Platz 8 der Liste der besten Clubs gewählt,[4] bei der Wahl im Jahr 2009 erreichte es Platz 3.[5] Im Jahrespoll 2005 der Groove landete es in derselben Kategorie auf Platz 6, im folgenden Jahr dann Platz 5. Das renommierte, internationale DJMag wählte das Harry Klein auf Platz 23 der weltweit besten Clubs.[6] Der MTV-Moderator Markus Kavka war Resident-DJ und zählte den Club anlässlich der Zwei-Jahres-Feier am 3. September 2005 persönlich „zu den besten Deutschlands“.
Auf dem Winter-Tollwood 2005 (Theresienwiese) hat das Harry Klein gemeinsam mit der Milchbar den GabiDom betrieben, eine Art futuristisches Clubzelt mit Videoinstallationen. Das Engagement sollte ursprünglich auch auf der Sommer-Ausgabe des Festivals im Olympiapark fortgeführt werden, was aber aufgrund des späteren Einbruchs der Dunkelheit im Juni und der frühen Schließzeit des Tollwood (ein Uhr morgens) unpraktikabel gewesen wäre. Stattdessen stand das Zelt zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 etwa 100 Meter vom Club entfernt auf dem Parkplatz der Optimolwerke und öffnete erst um 21 Uhr. Auf dem Sommer-Tollwood 2006 war das Harry Klein hingegen mit dem Elektronischen Garten präsent, der das GabiDom-Konzept auf einen Biergarten zu übertragen suchte.
In der Zeit der COVID-19-Pandemie übertrug das Harry Klein ab März 2020 anstelle der wegen der verhängten Ausgangsbeschränkungen ausgefallenen Veranstaltungen Live-Video-Streams seiner DJ- und VJ-Sets, um mit seinen Gästen in Kontakt bleiben zu können.[7] Ebenfalls beteiligte sich der Club an der von der Berliner Clubcommission und Arte gestarteten Aktion „United We Stream“.[8]
Der Mietvertrag des Harry Klein läuft im Frühjahr 2022 aus. Anschließend soll der Gebäudekomplex an der Sonnenstraße, in welchem sich der Club befindet, abgerissen werden und einem Hotelneubau weichen.[9][10]
Einzelnachweise
- Artikel auf süddeutsche.de vom 7. August 2009 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Zitiert nach: Partysan Bayern 11/2005
- Residents Archives - Harry Klein. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 16. November 2017; abgerufen am 23. Dezember 2017 (deutsch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- de:Bug 79 (PDF; 8,3 MB), S. 10
- http://www.muenchenblogger.de/nachtleben/freier-eintritt-am-samstag-harry-klei-zum-drittbestem-club-deutschlands-gewaehlt
- Archivlink (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive)
- Laura Kaufmann: Corona-Pandemie und Nachtclubs: Die Tanzfläche bleibt leer. In: Süddeutsche Zeitung. 3. April 2020, abgerufen am 3. April 2020.
- United We Stream wird international und kommt mit Talkrunde. In: Faze Magazin. 2. April 2020, abgerufen am 3. April 2020.
- Sebastian Krass: Technoclub Harry Klein vor dem Aus. In: Süddeutsche Zeitung. 28. Juli 2021, abgerufen am 15. Februar 2022.
- Münchner Kultclub Harry Klein schließt. In: Faze Magazin. 21. Juli 2021, abgerufen am 18. Februar 2022.
Weblinks
- Website des Clubs
- Artikel bei munichx.de zum Harry Klein von 2011 mit Fotos
- Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 4. September 2004 zum einjährigen Bestehen