Hans-Georg Münzberg
Hans-Georg Münzberg (* 21. August 1916 in Tetschen; † 7. November 2000 in München) war ein deutscher Ingenieur, der sich auf die Entwicklung von Flugturbinen spezialisierte. Er war in Frankreich an der Entwicklung des Strahltriebwerks Snecma Atar beteiligt und lehrte an den Technischen Hochschulen TU Berlin und TH München.
Leben
Münzberg wurde in Tetschen (heute Děčín) als Sohn des Fabrikanten Rudolf Münzberg geboren.[1] Er studierte ab 1934 Maschinenbau an der Deutschen Technischen Hochschule Prag und erwarb 1939 das Diplom. Er arbeitete bei den BMW-Flugmotorenwerken in Berlin-Spandau, wo er sich auf Fluggasturbinen spezialisierte. Im Rahmen seiner Forschungen schrieb er bis zum Ende 1940 eine Arbeit „Das Gleichdruck-Gasturbinen-Triebwerk als Antriebsaggregat für Hochgeschwindigkeitsflugzeuge“, als Entwurf für eine Dissertation.[2] Da die Arbeit vom Reichsluftfahrtministerium als Geheime Kommandosache eingestuft wurde, konnte er sie nicht in Prag vorlegen. Er fand einen Doktorvater in Berlin in Heinrich Triebnigg, der den Lehrstuhl für Luftfahrttriebwerke an der Technischen Hochschule Berlin seit dessen Gründung 1936 leitete. Münzberg legte dort 1942 die mündliche Prüfung ab und wurde zum Dr.-Ing. promoviert.[2]
Er wurde 1943 Leiter der Abteilung Thermodynamik und Projekte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von den Besatzungsmächten zur Entwicklung des Triebwerks BMW 003 befragt und veranlasst, einen Bericht für das Research Department der amerikanischen Army zu verfassen.[2] Er arbeitete in einer Gruppe mit französischen Wissenschaftlern, darunter Hermann Oestrich, im sogenannten Atelier Technique Aéronautique Rickenbach (ATAR)[3] in Rickenbach bei Lindau, die das Triebwerk Snecma Atar entwickelte. Die Gruppe zog nach Frankreich. 1957 wurde Münzberg als Professor an die TU Berlin auf den Lehrstuhl für Luftfahrtriebwerke berufen. Sie war die erste Hochschule, die nach der Aufhebung des Verbots der Betätigung auf dem Luftfahrtsektor 1953 wieder Forschung und Lehre auf diesem Gebiet betrieb.[2] Münzberg setzte parallel zur Lehrtätigkeit in Berlin seine Arbeit in Frankreich fort, wo er 1963 Direktor für Forschung und Entwicklung der Snecma wurde.[1][2]
Ab 1964 lehrte Münzberg als Professor an der TH München und gründete dort den Lehrstuhl für Flugantriebe. Für diese Aufgabe gab er seine Arbeit in Frankreich und Berlin auf.[2] Er schrieb grundlegende Lehrbücher über seine Forschungsthemen. 1982 wurde er emeritiert.[1]
Münzberg wurde 1981 als Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste gewählt.[4] Er wurde 1986 mit der Médaille de l’Aéronautique von Frankreich geehrt. Er starb am 7. November 2000 in München.[1]
Publikationen
Münzberg veröffentlichte im Springer Verlag Fachbücher, darunter Flugantriebe 1972 und Gasturbinen, Betriebsverhalten und Optimierung 1977.
Weblinks
- Literatur von und über Hans-Georg Münzberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Emeriti Institut für Luft- und Raumfahrt / Luftfahrtantriebe
- Abheben im Flugsimulator idw-online.de 2005
- K. v. Gersdorff, H. Schubert: University Project of a VTOL „flat engine“ in Aeronautical Research in Germany: From Lilienthal until Today, Springer Science & Business Media, 2012, S. 458, ISBN 978-3-64-218484-0
Einzelnachweise
- Gerhard Kleintges: Hans-Georg Münzberg. TU Berlin. 2009. Abgerufen am 3. August 2019.
- Frank Besinger, Hanns-Jürgen Lichtfuß, Markus Röhner, Eckart Uhlmann: Christian Hammel (Hrsg.): Turbomaschinen in Berlin-Brandenburg (de). Technologiestiftung Berlin, 2010, ISBN 978-3-92-927380-9, S. 128–129.
- Antony L. Kay: Turbojet – History and Development 1930-1960, Vol. 2, S. 182
- Hans-Georg Münzberg. Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste. Abgerufen am 3. August 2019.