Haferflugbrand

Der Haferflugbrand (Ustilago avenae) i​st ein hochspezialisierter parasitischer Brandpilz, d​er Saathafer, Glatthafer u​nd verwandte Arten befällt u​nd an i​hm die gleichnamige Krankheit auslöst. Die befallenen Pflanzen bilden anstatt v​on Früchten e​ine schwarze Sporenmasse, welche d​urch den Wind verbreitet wird.[1]

Haferflugbrand

Haferflugbrand (Ustilago avenae)

Systematik
Unterabteilung: Ustilaginomycotina
Klasse: Ustilaginomycetes
Ordnung: Brandpilzartige (Ustilaginales)
Familie: Brandpilzverwandte (Ustilaginaceae)
Gattung: Ustilago
Art: Haferflugbrand
Wissenschaftlicher Name
Ustilago avenae
(Pers.) Rostr. (1890)

Merkmale

Die Sori befinden sich in den Ährchen, die Fruchtknoten werden meist komplett zerstört. Selten kommt er auch auf den Blättern vor. Die Sporenmasse ist pulverig und dunkel grünlich-braun. Die kugeligen Sporen sind blass grünlich-braun, wobei sie auf einer Seite heller sind. Sie sind kurzstachelig und 5 bis 8 µm groß. Reinkulturen können auf Kartoffel-Dextrose-Agar gezüchtet werden.[2]

Artabgrenzung

Die stacheligen Sporen unterscheiden d​en Haferflugbrand v​on anderen Brandpilzen w​ie Ustilago hordei, d​er glatte Sporen besitzt.[2]

Entwicklungszyklus

Ustilago avenae, eine Art der Unterabteilung Ustilagomycotina ist ein Haplo-Dikaryont, d. h., der Vegetationskörper ist haploid und während der Fruchtkörperentwicklung gibt es einige dikaryotische Stadien. Die haploiden Basidiosporen werden an den Basidien gebildet, fallen ab und können sich durch Sprossung hefeartig vermehren. Auf diese Weise kann der Pilz für kurze Zeit saprotroph überleben. Wenn sich zwei dieser haploiden Sporen treffen, kommt es zur Somatogamie, wobei es zwei Kreuzungstypen (+ und -) gibt. Nach dieser Somatogamie entstehen dikaryotische Hyphen, welche den Wirt infizieren können. Hier gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten:

  1. Im Frühjahr werden die zarten Gewebe von Jungpflanzen gleich nach dem Auskeimen infiziert. Dies geschieht durch überwinternde Brandsporen. Kurz vor der Blütezeit des Hafers entsteht so im Frühsommer eine Ansammlung von Brandsporenlagern.[3]
  2. Im Frühsommer werden die Fruchtknoten von bereits blühenden Haferpflanzen infiziert. Das hat für den Pilz den Vorteil, dass er sich symptomlos als endotrophes Myzel im Samen festsetzen und so den Winter überdauern kann. Schließlich keimen im Frühjahr die myzelhaltigen Samen zu Pflanzen aus, die sich äußerlich zunächst normal entwickeln, bis der Blütenstand auch bei dieser Art der Infektion im Frühsommer wieder zu einer Ansammlung von Brandsporenlagern umgewandelt wird.

Die Brandsporen werden meistens interkalar a​us dikaryotischen Hyphenzellen gebildet. Danach degenerieren d​ie Hyphenzellen u​nd die Sporen werden frei. Es k​ommt zur Karyogamie u​nd gleich danach k​eimt die Basidiospore u​nter Meiose m​it einer Phragmobasidie (septiert) aus, d​ie aus v​ier Zellen besteht, welche wieder Basidiosporen hervorbringen.

Wirte

Der Haferflugbrand wächst auf Arten der Gattungen Arrhenatherum, Avena und Hordeum, ferner auf Wiesen-Goldhafer. Der Haferflugbrand kommt weltweit in einer Vielzahl an Rassen und Varietäten vor.[2]

Bekämpfung

Zur Bekämpfung des Haferflugbrandes wurden mehrere resistente Hafersorten gezüchtet. Bei anfälligen Sorten empfiehlt sich ein frühes Aussäen im Frühling, die Keimung infizierter Samen bei 7 °C hat reduzierte Krankheitinzidenz. Früher wurde eine Saatgutbeizung mit systemischen Fungiziden wie Vitavax (Carboxin) und Quecksilberbeizen wie Ceresan L & M, Chipcote (Methylquecksilbercyanid) oder Panogen Metox (2-Methoxyethylquecksilberacetat) durchgeführt.[2] Heutzutage wird mit Mischungen aus Fludioxonil, Fluoxastrobin und Triazolen wie Difenoconazol, Tebuconazol oder Prothioconazol gebeizt.[4] Eine Heißwasserbehandlung wird nur bei einer Infektionsrate von über 2 % empfohlen.[2]

Literatur

  • Anton Arland: Der Hafer-Flugbrand, Ustilago avenae (Pers.) Jens. Biologische Untersuchungen mit besonderer Berücksichtigung der Infektions- und Anfälligkeitsfrage. Diss. phil. Leipzig 1923. - Zugl. in: Botanisches Archiv Bd. 7, 1924, S. 70–111.

Siehe auch

Commons: Haferflugbrand (Ustilago avenae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. pflanzenkrankheiten.ch: Haferflugbrand (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pflanzenkrankheiten.ch
  2. Eintrag bei Mycobank, abgerufen am 9. März 2012
  3. Heinz Gengenbach: Brandkrankheiten bei Getreide rechtzeitig erkennen (Memento vom 25. Februar 2013 im Internet Archive)
  4. Pflanzenschutzmittelverzeichnis der Schweiz (Memento des Originals vom 3. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.blw.admin.ch
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