Haarfarbe
Die Haarfarbe eines Menschen hängt von der Menge der Pigmente Eumelanin und Phäomelanin ab, die in der Faserschicht der Haare enthalten sind. Fehlen die Pigmente komplett, sind die Haare bleich. Dies ist der Fall bei Menschen mit Albinismus.
Haarfarben
- Weiß
- Grau
- Braun
- Schwarz
weiß | blond | dunkelblond | rot | rotbraun, henna | hellbraun | braun | dunkelbraun | schwarz |
Entstehung der natürlichen Haarfarbe eines Menschen
Die Melanine werden von Melanozyten produziert. Es handelt sich dabei um Zellen, die in den Haarfollikeln sitzen. Sie wandeln körpereigene Aminosäuren in verschiedene Arten des Farbpigmentes Melanin um, die für die Farbpalette bei menschlichem Haar sorgen.
- Eumelanin ist ein Schwarz-Braun-Pigment. Es entscheidet vor allem darüber, wie dunkel die Farbe des Haares ist. In braunem und schwarzem Haar kommt es in erkennbaren Körnchen (Granula) vor.
- Das Phäomelanin ist ein Rot-Gold Pigment. Es ist in hellblondem, blondem und rotem Haar in größeren Mengen enthalten. Dieses Pigment ist wesentlich kleiner als Eumelanin. Die Struktur ist ebenfalls feiner und diffuser.
Je nach Mischungsverhältnis dieser beiden Pigmenttypen entstehen die beim Menschen bekannten Farbvariationen. Alle dazwischenliegenden Haarschattierungen, wie beispielsweise brünett (bräunlich),[1] rotbraun oder rotblond, entstehen aus unterschiedlichen Mischungsverhältnissen der beiden Melanintypen. Die natürliche Haarfarbe eines Menschen kann durch Bleichen oder Haarfärbung verändert werden. Ob die Haarfarbe kräftig leuchtet oder matt erscheint, hängt nicht von den Farbpigmenten ab, sondern von den farblosen Schuppenzellen (Cuticula) der Haaroberfläche. Stehen die Schuppen dieser Schicht ab, wirkt die Farbe des Haares matt und stumpf. Liegen die Schuppen an, leuchtet die Farbe kräftig. Welche Farbe die Haare besitzen, ob sie glatt oder lockig sind, dick oder dünn und wann die ersten grauen Haare wachsen, ist überwiegend genetisch bedingt.
Verteilung in den menschlichen Populationen
Mehr als die Hälfte aller Menschen hat schwarzes Haar, rund drei Viertel insgesamt sind dunkelhaarig. Schwarze Haare sind genetisch dominant und somit in fast allen menschlichen Populationen zu finden. Schwarz ist nicht gleich schwarz: So ist das Haar der Eurasier – den Fernen Osten ausgenommen – häufig von einem sehr tiefen Braun, während Schwarzafrikaner, Ostasiaten und Indianer zumeist tiefschwarze Haare haben.
Die häufigsten Haarfarben der Europäer liegen im Bereich der Brauntöne, die von Tiefbraun im Mittelmeerraum nach Norden hin immer heller werden und dort von eher blonden Tönen abgelöst werden. Braun kommt ebenfalls häufig bei den Ureinwohnern von Australien, Neuguinea und Melanesien vor.
Natürlich blonde Haare behalten bis ins Erwachsenenalter nur etwa 2 % der Weltbevölkerung. Sie waren ursprünglich am häufigsten in Nord- und Osteuropa (sowie nach der europäischen Expansion bei deren Nachkommen in aller Welt). In Südwest- und Zentralasien sowie in Nordwest-Afrika kommen blonde Haare lokal vor. Dies ist vermutlich auf die Kontakte mit Nordeuropäern seit der Völkerwanderung zurückzuführen. Außerdem kommt blondes Haar – allerdings vorwiegend bei Kindern und Frauen – häufig bei den Aborigines Zentral- und Westaustraliens vor. Lokale Vorkommen blonder Haare finden sich darüber hinaus in Neuguinea und Melanesien. Zahlreiche Legenden erzählen von blonden oder rothaarigen Indianern, die schon vor Kolumbus in Amerika gelebt hätten. Tatsächlich kommen deutlich aufgehellte Haare beim Volk der Mandan am Missouri und bei den Nachfahren der Chachapoya in Peru vor. Die Ursache kann entweder auf einer Mutation wie bei den Melanesiern beruhen oder auf europäischen Einflüssen vor der Kolonialzeit. Letzteres wird von der Wissenschaft eher abgelehnt.
Eine ähnliche Verteilung haben rote Haare. Mit 1–2 % der Weltbevölkerung ist es die seltenste Haarfarbe. Die größte Häufigkeit findet man in Schottland, Wales und Irland, so haben 13 % der Schotten rote Haare. Wie man an der Karte erkennen kann, sind lokale Vorkommen roter Haare häufig dort zu finden, wo auch blonde Haare vereinzelt vorkommen.[2]
Ergrauen des menschlichen Haares
Graue Haare gibt es genau genommen nicht. Der optische Eindruck vom grauen Haar kommt von der Mischung aus pigmentierten und pigmentlosen Haaren. Entweder ist es weiß oder farblos.[3] Haar ergraut nicht plötzlich, sondern Schritt für Schritt. Ein Grund für das Ergrauen (Canities) ist, dass der Körper im Alter oder aufgrund bestimmter Erkrankungen keine ausreichenden Mengen der Aminosäure Tyrosin produziert, die für die Melaninproduktion essenziell ist. So kann nachlassende Katalase-Aktivität über die Ansammlung von Wasserstoffperoxid im Haarschaft dazu führen, dass oxidative Schäden im aktiven Zentrum des Enzyms Tyrosinase nur noch eingeschränkt repariert werden.[4][5] Der Mangel an Melanin führt zu einer Hypopigmentierung und wird durch Einlagerung von Luftbläschen in den Haarschaft ersetzt. Solche Haare erscheinen dem Betrachter weiß.
Ein anderer Grund für die Ergrauung wird im Untergang von Stammzellen im Haarfollikel gesehen. Melanozyten-Stammzellen werden demnach, unter anderem durch die altersbedingte Ansammlung von DNA-Schäden, dazu gebracht, sich entweder in reife Melanozyten zu differenzieren oder den programmierten Zelltod (Apoptose) einzuleiten.[6][7] Im Schnitt leben Haare drei bis sieben Jahre, dann fallen sie aus, und ein neues Haar wächst an dieser Stelle. Nach und nach überwiegt der Anteil des weißen Haares. Haare an den Schläfen haben eine kürzere Lebensdauer, genau wie Barthaare. Deshalb ergrauen die meisten Menschen hier zuerst.
Auch Tierhaare werden im Alter grau bzw. weiß. Bei Mäusen wurde aufgezeigt, dass eine stressbedingte Ausschüttung von Noradrenalin die Zahl der Stammzellen verringert und vorzeitig zu weißem Fell führt.[8]
Kulturelle Rolle des Haarefärbens
Haarfärbung ist bis in die altägyptische Zeit nachweisbar. Die Praxis der künstlichen Veränderung der Haarfarbe war oft von moralischer Kritik begleitet. Dies änderte sich mit der Vermarktung der Haarfärbemittel. Der Kosmetikindustrie gelang es nach der Entdeckung von fortgeschrittenen Haarfärbemethoden um 1860, gefärbtes Haar einerseits natürlicher aussehen zu lassen und andererseits im Kontext blonder Hollywoodstars in Szene zu setzen. Zu den herausragenden medialen Inszenierungen von Haarfärbung gehören unter anderem Alfred Hitchcocks Vertigo (1958) und Jean Echenoz’ Roman Les grandes blondes (1995).[9]
Verwandte Themen
- Neben Albinismus und Piebaldismus gibt es bei Tieren auch Melanismus, der zu einer schwarzen Farbe des Fells, der Haut oder der Schuppen führt.
- Melanocyt (Pigmentzelle der Haut)
- „Oma-Grau“ als künstliche Haarfärbung
Siehe auch
Literatur
- H. Zahn: Das Haar aus der Sicht des Chemikers. In: Chemie in unserer Zeit. 23. Jahrg. Nr. 5, 1989, ISSN 0009-2851, S. 141.
- Ralf Junkerjürgen: Haarfarben: eine Kulturgeschichte in Europa seit der Antike. Böhlau, Köln u. a. 2009, ISBN 978-3-412-20392-4.
Einzelnachweise
- brünett ist die eingedeutschte Form des franz. brunette, der weiblichen Form des Adjektivs brunet („mit bräunlichem Haar“, „braunhaarig“), das sich wiederum von brun (braun) herleitet.
- siehe umfangreiche Literaturangaben der Karte.
- Graue Haare: Mythen und Fakten. auf: frisuren.t-online.de
- J. M. Wood u. a.: Senile hair graying: H2O2-mediated oxidative stress affects human hair color by blunting methionine sulfoxide repair. In: FASEB Journal. 23(7), 2009, S. 2065–2075. doi:10.1096/fj.08-12543. PMID 19237503
- Petra Giegerich: Graue Haare im Alter: Wasserstoffperoxid hemmt die Bildung von Melanin. In: Informationsdienst Wissenschaft. 3. März 2009.
- E. K. Nishimura u. a.: Mechanisms of hair graying: incomplete melanocyte stem cell maintenance in the niche. In: Science. 307(5710), 2004, S. 720–724. doi:10.1126/science.1099593. PMID 15618488
- K. Inomata u. a.: Genotoxic stress abrogates renewal of melanocyte stem cells by triggering their differentiation. In: Cell. 137(6), 2009, S. 1088–1099. doi:10.1016/j.cell.2009.03.037. PMID 19524511
- Annika Röcker: Warum Stress für graue Haare sorgt. In: spektrum.de. 22. Januar 2020, abgerufen am 15. April 2021.
- Ralf Junkerjürgen: Schwindel, Sturz, blondierte Locken: Zur Mythologie der falschen Blondine. In: Grenzgänge. Beiträge zu einer modernen Romanistik. (33), 2010, S. 68–84. (Abstract)