Hülsta-Werke Hüls
Die Hülsta-Werke Hüls GmbH & Co. KG ist ein deutscher Möbelhersteller mit Sitz in Stadtlohn. Die Bezeichnung Hülsta (Eigenschreibweise hülsta, hülsta-werke) leitet sich aus dem Namen der Gründerfamilie Hüls und dem Unternehmenssitz Stadtlohn ab und ist ein eingetragenes Warenzeichen.
hülsta-werke Hüls GmbH & Co. KG | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1940 |
Sitz | Stadtlohn, Deutschland |
Leitung | Geschäftsführer:
Thomas C. Knecht |
Mitarbeiterzahl | 600 (Jahresmittel 2018)[1] |
Umsatz | 253,8 Mio. Euro (2010)[1] |
Branche | Möbelindustrie |
Website | www.huelsta.com |
Das Unternehmen wurde 1940 als Handwerksbetrieb in Stadtlohn (Nordrhein-Westfalen) gegründet, befindet sich seitdem am selben Ort und verblieb bis 2019 in Familienbesitz. Die Produktpalette der Hülsta-Werke wird ausschließlich im westlichen Münsterland produziert und weltweit für den Vertrieb im Facheinzelhandel ausgeliefert. Im Umfeld der Hüls-Unternehmensgruppe hat sich eine Zulieferindustrie entwickelt.
Hülsta ist Teil der Hüls-Unternehmensgruppe, zu der unter anderem von 1998 bis 2018 Rolf Benz gehörte. Nachdem die Hüls-Gruppe ab 2014 in wirtschaftliche Schwierigkeiten kam[2] wurden bis 2019 wesentliche Beteiligungen (Polstermöbelhersteller Rolf Benz, Bettenhersteller Ruf, Parketthersteller Parador, Schlafzimmerhersteller Loddenkemper, Bettenhersteller Femira) veräußert und das Geschäft auf die Kernmarke Hülsta konzentriert.
Produktion und Vertrieb
Unter den Markennamen hülsta und now! by hülsta gestalten, produzieren und vertreiben die Hülsta-Werke Möbel für unterschiedliche Einrichtungsbereiche und den internationalen Markt.[3] Am Unternehmenssitz in Stadtlohn befindet sich ein 6.000 m² großer Showroom, in dem das gesamte Produktsortiment präsentiert wird. Weitere Produktausstellungen befinden sich in London,[4] Moskau und Shanghai. Exportschwerpunkte des Unternehmens sind Europa und Asien (hier vorwiegend China und Indien).
Geschichte
Alois Hüls eröffnete 1940 mit zehn Mitarbeitern im münsterländischen Stadtlohn (Nordrhein-Westfalen) eine Tischlerei und legte damit den Grundstein des Unternehmens. 1953 trat Karl Hüls, Sohn von Alois Hüls, in das Unternehmen ein. Die Hüls-Möbelwerke spezialisierten sich auf die Produktion von Schlafzimmermöbeln. Der Markenname hülsta wurde 1959 etabliert. Nach einem Holzingenieur-Studium übernahm 1960 Karl Hüls die Unternehmensleitung. Die Marke hülsta wurde 1961 beim Patentamt München eingetragen.
Mit durchgehenden Türen beim Schranksystem Intermat ersetzte Hülsta 1962 die bis dato üblichen Aufsatz- und Unterschränke. Die Marke hülsta wurde 1964 international geschützt. Hülsta eröffnete eine zweite Fertigungsstätte in Heek (Nordrhein-Westfalen, Münsterland). Mit Hülstamat führte Hülsta den ersten Schlafzimmer-Hochschrank in Anbauweise auf dem Markt ein. Hülsta produzierte 1965 die ersten Federholzrahmen unter dem Sortimentsnamen Rumat. In Ottenstein (Nordrhein-Westfalen) eröffnete 1967 Hülsta eine dritte Fertigungsstätte. Mit Allwand brachte das Unternehmen das erste Wohnmöbelprogramm in Endlosbauweise mit frei gerasterter Front auf den Markt.[5] Zeitgleich entstand das Baukastensystem mit dem Wohnprogramm Universa. Das Hülsta-Stammwerk zog 1969 in das Stadtlohner Industriegebiet Wenningfeld um. Hülsta brachte 1970 ein Jugendmöbel-Programm auf den Markt. Alois Hüls starb am 28. April 1970. Die Erstauflage des Einrichtungsbuches „Vorbildlich Wohnen“ erschien 1975. Das Unternehmen errichtete 1983 am Firmensitz in Stadtlohn ein neues Schulungszentrums für Verkäufer und Monteure aus dem Möbelfachhandel. Hülsta war 1985 laut Stern-Markenprofile mit 58 % die bekannteste Herstellermöbelmarke in Deutschland. 1986 etablierte das Unternehmen das Segment Wohnbüro. Karl Hüls erhielt 1987 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.
Ludwig Hüls, dritter von vier Söhnen von Gertrud und Karl Hüls, trat 1993 als gesamttechnischer Leiter in die Hülsta-Werke ein. Unter dem Namen now! by hülsta führt Hülsta 1994 erste Markenmöbel im Mitnahmesegment ein. Zum ersten Mal engagierte sich das Unternehmen als Co-Sponsor beim ATP-Tennisturnier „Gerry Weber Open“ in Halle. Hülsta erreichte 1998 laut Stern-Markenprofile[6] eine Bekanntheit von 49 %. Hülsta etablierte 2000 die Soft-Techniken für selbsttätiges und geräuscharmes Schließen von Schubladen und Türen. Karl Hüls erhielt 2001 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und verstarb am 5. Oktober gleichen Jahres. Mit Esszimmertischen und -stühlen erweitert Hülsta 2002 sein Sortiment um das Segment „Speisen“. Die Gerhart-Hauptmann-Straße in Stadtlohn wurde 2003 in „Karl-Hüls-Straße“ umbenannt. Die LGA Bayern verlieh dem Unternehmen 2004 als erstem und einzigem Möbelhersteller das Gütesiegel „Premium Qualität“.[7][8] Das Unternehmen wurde in das Kompendium „Marken des Jahrhunderts“ aufgenommen.[9]
Die Standort-Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler verlieh Hülsta die Auszeichnung „Ausgewählter Ort 2007“.[10][11] Der Möbelhersteller war eine von 365 für jeden Tag des Jahres ausgezeichneten Organisationen, die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit in Deutschland repräsentieren sollen.
Aufgrund einer Nachfrageschwäche wurden 2008/2009 Werke zusammengelegt und ein Teil der Produktion ausgelagert, nach Unternehmensangaben unter anderem Furnierherstellung und Zuschnitt.[12] Im Rahmen dieser Umstrukturierung übernahmen Zulieferungsbetriebe bisherige Hülsta-Mitarbeiter. Ein gruppeneigenes Furnierwerk übernahm die Aufgabe mehrerer kleinerer Zulieferbetriebe. Ausgehend von etwa 1.400 Mitarbeitern halbierte sich die Zahl der Werktätigen in etwa in den Jahren 2008 bis 2016.[13] Der Ort Heek verlor durch die Umstrukturierungen den größten Arbeitgeber, das dortige frühere Werk wurde 2019 abgerissen.[14] Tochterunternehmen, wie halco in Coesfeld und Stadtlohn, gingen mit langjährigen Mitarbeitern in die Insolvenz, ohne dass Abfindungen gezahlt wurden.[15]
Eine internationale Print- und Radio-Kampagne erfolgte 2010 zum 70. Jubiläum der Marke. Die Familie Hüls ist mittlerweile nicht mehr in der Geschäftsführung des Unternehmens vertreten.
2016 wurde der 19 Jahre lang zur Hüls-Gruppe gehörende Bettenanbieter Ruf Betten an die Nord Holding, Hannover, veräußert, die auch zuvor bereits den Parketthersteller Parador von der Hüls-Gruppe erworben hatte.[16]
Wegen illegaler Methoden zur Preisdurchsetzung auf günstigere Möbelhändler hat das Bundeskartellamt im Dezember 2016 Bußgelder von 4,43 Millionen Euro gegen fünf deutsche Möbelhersteller verhängt. Betroffen hiervon war auch die Hülsta-Werke. Bei einigen der Möbelhersteller seien die Strafen zudem gesenkt worden, weil sie finanziell angeschlagen seien und einen Sanierungs- oder Umstrukturierungsprozess durchliefen.[17]
Im März 2018 wurde von der Hüls-Gruppe der Polstermöbelhersteller Rolf Benz an den Möbelhersteller Jason Furniture, Hangzhou, China, veräußert.[18]
Mit Wirkung zum 1. Oktober 2018 wurden der Schlafzimmerhersteller Loddenkemper und der Bettenhersteller Femira von der hülsta-werke Hüls GmbH & Co. KG an die Oeseder Möbel-Industrie Mathias Wiemann GmbH & Co. KG, Georgsmarienhütte, veräußert.[19] Im August 2019 stieg Thomas Knecht als seither größter Einzelgesellschafter und neuer Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Muttergesellschaft der Hüls-Gruppe ein.[20]
Marketing
Hülsta investiert rund 6 % seines Umsatzes (2009)[21] in Werbung und Verkaufsförderung. Zum Marketing-Mix gehören Einrichtungsbücher mit lifestyle-orientierter Gestaltung, Printkampagnen in Form von Anzeigen und Beiheftern in der überregionalen wie internationalen Publikumspresse sowie Websites. Das Unternehmen schaltete zwei TV-Kampagnen in den Jahren 2003 und 2006.
Kernzielgruppe der Marke hülsta sind potentielle Käufer im Alter ab 40 Jahren aufwärts, die Wert auf langlebige, zeitlose Möbel im mittleren bis oberen Preisniveau legen. now! by hülsta richtet sich mit mitnahmefähigen Möbeln primär an Ersteinrichter im Alter von 28 bis 35 Jahren. Beide Marken haben einen unabhängigen Marktauftritt mit eigenen Kampagnen.
Außerdem veranstaltet der Möbelhersteller Planungsevents mit Fachhändlern. Am Unternehmenssitz in Stadtlohn finden die „Tage des Wohnens“ statt, die sich an Handel wie Endverbraucher richten. Zum Marketing-Mix gehören ebenfalls Sponsoring-Aktivitäten in den Bereichen Kunst, Musik und Sport. Laut einer Umfrage ist Hülsta in Europa die bekannteste Herstellermöbelmarke (Quelle: GfK, Nürnberg). Im deutschen Markt lag der Bekanntheitsgrad zwischenzeitlich bei rund 60 % und im Premiumsegment bei 80 % (Quelle: Institut für Demoskopie, Allensbach).
Corporate Design
Das Logo der Marke hülsta besteht aus dem Schriftzug „hülsta“ und einem stilisierten H in Schwarz auf weißem Grund. Für now! by hülsta wird der Schriftzug „now! by hülsta“ in Weiß auf schwarzem Grund verwendet. Die Markenschriftzüge sind in Minuskeln, die Programmnamen der konventionellen Hülsta-Kollektion in Majuskeln abgesetzt.
Patente
Hülsta hält eine große Zahl nationaler und internationaler Patente für Erfindungen auf dem Möbelmarkt.[22] Dazu gehört zum Beispiel der gedämpfte Selbsteinzug von Schubladen[23] auf Basis laufruhiger Führungsschienen mit Quadro-Kugellagern, den Hülsta unter dem Namen “hülsta-SoftFlow” vertreibt. 2008 meldet Hülsta eine Hochglanzlack-Oberfläche, die unter UV-Licht sekundenschnell aushärtet, zum Patent an. Die Lacktechnik mit dem Namen EverGloss setzte einen Standard in der Gebrauchstauglichkeit von Hochglanzoberflächen.
Auszeichnungen
Das Hülsta-Sortiment ist mit dem Blauen Engel und dem Gütesiegel „Premium Qualität“ der LGA Bayern ausgezeichnet. Im Jahr 1982 erhielten elf Produkte durch die Stiftung Warentest die Noten „gut“. Testsieger waren unter anderem 1999 der Federholzrahmen All Flex, 2006 der Kinder- und Jugendschreibtisch Xpert (Note „sehr gut“)[24] und 2009 die Matratze Top Point 4000.[25] Beim internationalen Red Dot Design Award ist Hülsta in der Kategorie Product Design 2017 für den Tisch T70 und 2019 für den Tisch Solid mit „Winner“ ausgezeichnet worden. Des Weiteren hat der Rat für Formgebung die Badmöbel-Kollektion mit dem Design Award 2020 prämiert. Zuletzt wurden beim Iconic Award, ebenfalls vom Rat für Formgebung initiiert, 2020 das Bett Neo und 2019 der Raumteiler Navis ausgezeichnet.
Weblinks
Einzelnachweise
- huelsta.de
- Aus dem Schwarzwald: Sofahersteller Rolf Benz wird an Chinesen verkauft Bericht auf der Internetpräsenz der Tageszeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. März 2018, abgerufen am 8. September 2019
- Historie. In: hülsta - Designmöbel made in Germany. Abgerufen am 17. Februar 2020 (deutsch).
- moebelkultur.de (Memento des Originals vom 15. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ihk-nordwestfalen.de (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Stern: Markenprofile 9 (Memento vom 16. August 2011 im Internet Archive)
- moebelkultur.de (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- moebelkultur.de (Memento des Originals vom 22. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- marken-des-jahrhunderts.de
- Kern und Motor der Wirtschaft. (Memento des Originals vom 15. Dezember 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. IHK Nordrhein-Westfalen, S. 2.
- Land der Ideen: Ort des Tages. (Memento des Originals vom 10. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- moebelkultur.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Hülsta plant ambitioniert; RuhrNachrichten.de, abgerufen am 17. Februar 2020.
- Hülsta-Werk in Heek liegt fast komplett in Trümmern, MuensterlandZeitung.de, abgerufen am 17. Februar 2020.
- Allgemeine Zeitung Coesfeld: Fünf Millionen Euro für Schalke und für uns nichts, Sa., 9. Mai 2020, Buch Coesfeld, als Memento gespeichert am 10. Mai 2010
- Ruf: Die Details zum Verkauf Bericht vom 30. September 2016 auf dem Branchenportal Möbelkultur.de, abgerufen am 7. September 2019.
- Fallbericht des Bundeskartellamts vom 11. Januar 2017 – Bußgelder wegen vertikaler Preisbindung beim Vertrieb von Möbeln. (PDF) Bundeskartellamt, 11. Januar 2017, abgerufen am 15. Januar 2017.
- Hüls-Gruppe bestätigt Verkauf: Verkauf des Luxus-Möbelherstellers Rolf Benz an Chinesen verärgert die Konkurrenz. In: Handelsblatt am 2. März 2018 (handelsblatt.com, abgerufen am 8. September 2019).
- Wiemann: Unterzeichnet Kaufvertrag für Loddenkemper und Femira Bericht auf dem Branchenportal Möbelmarkt.de vom 14. September 2018, abgerufen am 8. September 2019.
- Hüls-Gruppe:Investor steigt beim Hülsta-Eigner ein Bericht am 14. August 2019 auf dem Branchenportal Moebelmarkt.de, abgerufen am 8. September 2019.
- huelsta.de
- Espacenet Suchergebnisse (Anmelder "HUELSTA WERKE HUELS KG"). Espacenet, abgerufen am 16. Februar 2022.
- Patent DE19945781B4: Führungsbeschlag für ein Möbel, mit Selbsteinzug. Angemeldet am 24. September 1999, veröffentlicht am 13. April 2006, Anmelder: Hülstra-Werke Hüls GmbH & Co KG, Erfinder: Ludwig Hüls.
- Stiftung Warentest: Schülerschreibtische: Der teuerste ist mangelhaft. In: test. 06/2006.
- Stiftung Warentest: Matratzen: 232 Matratzen im Test. auf: test.de, 25. Oktober 2012.