Gymnasium Carolinum (Ansbach)
Das Gymnasium Carolinum Illustre ist das kleinste der drei heute bestehenden Gymnasien im mittelfränkischen Ansbach und nach dem Melanchthon-Gymnasium Nürnberg das zweitälteste nichtklösterliche Gymnasium in Bayern.[4]
Gymnasium Carolinum Illustre | |
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Schulform | Gymnasium |
Schulnummer | 0010[1] |
Gründung | 1528 |
Adresse |
Reuterstraße 9 |
Ort | Ansbach |
Land | Bayern |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 49° 18′ 4″ N, 10° 34′ 11″ O |
Träger | Stadt Ansbach[2] |
Schüler | 357 (Stand: 2020/21)[1] |
Lehrkräfte | 33 (Stand: 2020/21)[1] |
Leitung | Petrus Müller[3] |
Website | www.gymnasium-carolinum.de |
Gründungsgeschichte des Gymnasiums
Im Jahr 1528 gründete Markgraf Georg der Fromme eine Lateinschule in Ansbach, dem damaligen Onolzbach. Sie sollte sich bald zum Bildungszentrum des Ansbacher Unterlandes entwickeln. Im Jahr 1736 zog die Schule in das bis heute bestehende Gebäude. Dieses wurde 1727 als geplantes Zuchthaus erbaut, jedoch bereits 1736 zum Gymnasium umkonzipiert. Nach Auflösung der Heilsbronner Fürstenschule wurde die Ansbacher Lateinschule zum Gymnasium Carolinum Illustre erhoben (Stiftungsbrief vom 1. Mai 1737). Die Namensgebung erfolgte nach ihrem Gönner, dem Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich.
Bauliche Erscheinung
Die heutige Schule befindet sich in dem barocken Gebäude des frühen 18. Jahrhunderts mit einem dicken Turm, in dem Bibliotheken und das Lehrerzimmer untergebracht sind. Bei einer Komplettsanierung in den 1960er Jahren wurde das gesamte Gebäude entkernt und von Grund auf modernisiert. Besonders auffällig ist die rosa Außenfarbe sowie der moderne Aufbau des „dritten Stocks“, der in den 1990er Jahren (Einweihung am 1. März 1996) dem alten Gebäude einem Hut gleich aufgesetzt wurde. Eine Besonderheit waren die beiden von Arkaden gesäumten Innenhöfe, von denen einer wegen Platzmangel umgewandelt wurde. In ihm entstanden zwei aufeinandergesetzte würfelförmige Räume, in denen kleinere Gruppen unterrichtet werden können. Im Erdgeschoss des ehemaligen Hofes wurde auch eine kleine moderne Mensa eingerichtet.
Beim Betreten der Schule fällt der Blick auf eine massive Bronzetafel an der Wand, auf der die Worte des griechischen Dichters Pindar die Leser mahnen wollen, dass der Krieg dem Unerfahrenen zwar als süße Herausforderung erscheinen mag, dem aber, der ihn erlebt hat, als Schrecken unvergesslich bleibt.
Zweige und Wahlmöglichkeiten
Neben dem sprachlichen/humanistischen Zweig mit Latein ab der 5. Klasse, Englisch als zweiter Sprache und dann wahlweise Altgriechisch oder Französisch ist auch der Ausbildungsweg über den musischen Zweig möglich.
Veranstaltungen
Gerade von Seiten der „Musen“, wie die Schüler des musischen Zweigs schulintern genannt werden, wurden Konzerte angeboten. Besonders großen Erfolg konnte die Rockoper nox antea (lat., „die Nacht davor“) in den Jahren 1994/1995 erzielen. Weitere von der Schule organisierte und dargebotene Oratorien waren Der verlorene Sohn (1982) sowie Exodus (1987/1988).
Daneben sorgte auch die Theatergruppe durch ihre Aufführungen für Aufmerksamkeit. Höhepunkte waren beispielsweise die Aufführungen der antiken Stücke Lysistrate von Aristophanes und Antigone von Sophokles.
Amoklauf
Am 17. September 2009 ereignete sich an dieser Schule ein Amoklauf, der unter dem Namen Amoklauf von Ansbach bekannt wurde.[5]
Persönlichkeiten
Bekannte Lehrer
- Johann Matthias Gesner (1691–1761), Rektor von 1729–1730
- Georg Ludwig Oeder (1694–1760), Rektor von 1730 bis 1760, in dieser Zeit 1737 erster Rektor des neu eingeweihten Gymnasiums
- Nicolaus Schwebel (1713–1773), Philologe, Dichter und Pädagoge, von 1764 bis 1773 Rektor der Schule
- Johann Zacharias Leonhard Junkheim (1729–1790), von 1760 bis 1763 Rektor der Schule
- Carl Buzengeiger (1771–1835), Mathematiker, Mineraloge und Hochschullehrer, Professor der Mathematik von 1798 bis 1819
- Julius Conrad von Yelin (1771–1826), Physiker, Mathematiker und Finanzbeamter, Vorlesungen von 1794 bis 1806
- Johann Simon Erhardt (1776–1829), Philosoph
- Karl Ulmer (1811–1894), Lehrer und Schriftsteller, 1854 bis 1881 Studienlehrer an der Königlichen Studienanstalt in Ansbach
Bekannte Schüler
- Johann Matthias Gesner (1691–1761), klassischer Philologe und Bibliothekar
- Johann Peter Uz (1720–1796), Dichter
- Carl von Hänlein (1760–1819), Gesandter
- Ludwig von Haenlein (1790–1858), Sohn von Carl von Haenlein, Gesandter
- Heinrich Christoph Büttner (1766–1816), Jurist, Topograf und Historiker
- Wolfgang Heinrich Puchta (1769–1845), Rechtswissenschaftler und Richter
- Julius Conrad von Yelin (1771–1826), Physiker, Mathematiker und Finanzbeamter
- Karl von Staudt (1798–1867), Mathematiker[6]
- Georg Oberhäuser (1798–1868), Optiker
- Johann Friedrich Hunger (1800–1837), Rechtswissenschaftler
- Ludwig Feuerbach (1804–1872), Philosoph
- Johann Matthias von Meyer (1814–1882), Geistlicher und Oberkonsistorialpräsident der Landeskirche in Bayern
- Friedrich Krafft von Crailsheim (1841–1926), Bayerischer Ministerpräsident
- Anton von Ulsamer (1842–1917), Präsident des Bayerischen Obersten Rechnungshofs
- Philipp Zorn (1850–1928), Kirchen- und Staatsrechtler
- Hermann von Bezzel (1861–1917), Rektor der Diakonissenanstalt Neuendettelsau, Leiter des Oberkonsistoriums
- Christian Bürckstümmer (1874–1924), Hochschullehrer an der Universität Erlangen
- Georg Leyh (1877–1968), Bibliothekar und Bibliothekswissenschaftler
- Gottfried Feder (1883–1941), Ingenieur und Nationalsozialist
- Hermann Göring (1893–1946), Politiker der NSDAP, Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Hauptkriegsverbrecher[7]
- Robert Limpert (1925–1945), Widerstandskämpfer
- Ernst-Günther Zumach (1926–2012), von 1971 bis 1990 Oberbürgermeister der Stadt Ansbach
- Ernst Eichinger (1929–2015), Künstler
- Walter Brandmüller (* 1929), Theologe, Kirchenhistoriker, Kardinal
- Rudolf Fritsch (1939–2018), Mathematiker und Mathematikdidaktiker[6]
- Norbert Winner (* 1956), katholischer Pfarrer
- Lisa Herzog (* 1983), Philosophin, Volkswirtin
- Martina Trumpp (* 1986), Violinistin und Pädagogin
Weblinks
Einzelnachweise
- Gymnasium Carolinum Ansbach auf den Seiten des Kultusministeriums Bayern (km.bayern.de, abgerufen am 21. Oktober 2017)
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Schulverzeichnis 2013/14. Juli 2014, S. 96–97 (PDF [abgerufen am 7. August 2014]). PDF (Memento vom 8. Oktober 2014 im Internet Archive)
- Schulleitung. In: gymnasium-carolinum.de. Abgerufen am 5. März 2020.
- Hermann Dallhammer, Werner Bürger: Ansbach: Geschichte einer Stadt. Hercynia, Ansbach 1993, ISBN 978-3-925063-35-0.
- Spiegel Online: Amoklauf von Ansbach (abgefragt am 10. Dezember 2009)
- Rudolf Fritsch: Karl Georg Christian von Staudt – Mathematische und biografische Notizen. In: Rudolf Seising, Menso Folkerts, Ulf Hashagen: Form, Zahl, Ordnung. Studien zur Wissenschafts- und Technikgeschichte. Festschrift für Ivo Schneider zum 65. Geburtstag. Steiner, Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08525-4, S. 381.
- Thomas Greif: Frankens braune Wallfahrt: der Hesselberg im Dritten Reich. Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 2007, ISBN 978-3-87707-698-9, S. 194.