Guy de Pesteils
Guy II. de Pesteils (* um 1344 in Avignon; † 1403) war päpstlicher Kapitän, Ritter des Bistums Tulle, Seigneur de Salers, des Tours de Merle[1], de Bonnieux, de la Valmasque et de Maubec; er ist der Sohn von Aymeric II. de Pesteils und Florence de Besse, der Schwester von Nicolas de Besse, dem Kardinal von Limoges[2].
Leben
Als Großneffe von Clemens VI. und Vetter von Raimond de Turenne[3], nahm er an den Feldzügen gegen die Familie Visconti teil, sowie an der Rückkehr des Papstes Gregor XI. nach Rom. Während des gesamten Krieges, den der Vicomte de Turenne in der Provence gegen das Avignonesische Papsttum und Marie de Blois, Gräfin von Provence, führte, befand sich Guy de Pesteils an seines Seite, sei es, um Krieg zu führen, sei es, um in seinem Namen wichtige Verhandlungen mit Clemens VII. und Benedikt XIII. zu führen.
Der Nepotismus Clemens’ VI.
Guy II. de Pesteils wurde in Avignon geboren, wo seine Eltern seit 1343 wohnten. Clemens VI., der in seinem Pontifikat den Nepotismus zur Institution erhob, machte erst aus Nicolas de Besse einen Kirchenfürsten, indem er ihn am 19. Mai 1344 zum Kardinaldiakon von Santa Maria in Via Lata ernannte. Anschließend kümmerte er sich um die Zukunft der Familie seiner Nichte.
Aymeric de Pesteils erhielt am 26. Oktober 1346 die Terre de Branzac. Ein Jahr später, am 26. Mai, verhandelte er mit Rigaud de Carbonnières und erhielt als Adelssitz das Hôtel de Pesteils innerhalb des Château de Merle.
Der Tod ihres Onkels am 6. Dezember 1352 machte dem Erwerb von Lehen für die Familie kein Ende. Mit Hilfe des Kardinals de Limoges konnte sein Schwager vom mächtigen Arnaud Via, Vicomte de Villemur, Großneffe von Johannes XXII., Renten auf die Burgen von Salers und Fontanges erwerben. Der Vertrag wurde am 17. Februar 1357 paraphiert, Aymeric de Pesteils unterzeichnete ihn als Ritter, Seigneur de Merle et de Branzac. Sein Sohn Guy heiratete einige Zeit später Hélis de Fontanges.
Der Tod des Kardinals von Limoges am 5. November 1369 markierte ein vorläufiges Ende des Erwerbs von Lehen für die Pesteils. Die Wahl ihres Vetters Gregor XI. zum Papst Ende 1370 war dann eine zweite Chance.
Guy II. de Pesteils, päpstlicher Kapitän
Am Ende des Sommers 1371 zog Guy an der Seite seines Vetters Raimond de Turenne nach Piemont und in die Lombardei gegen die Visconti. Vor seiner Abreise erhielt er die Zusicherung, dass die Waffen seiner Familie in der Kathedrale von Avignon platziert werden würden.[4] Er nahm sein Quartier in Demonte und war angewiesen, mit seinen Truppen, den Durchgang des Tals des Stura di Demonte zu sichern, der den Larche-Pass kontrollierte.[5] Guy kehrte 1373 nach Avignon zurück, und erfuhr erst jetzt von seinem Bruder Jean, der Kaplan Gregors XI. geworden war, dass seine Frau gestorben war.[6]
Zu Beginn des Sommers 1375 heiratete Guy de Pesteils in Villeneuve-lès-Avignon Anna d’Albars.[7] Die Rückkehr Gregors XI. nach Rom 1376 beendete seinen Aufenthalt in Avignon. Raimond de Turenne, Generalkapitän der päpstlichen Armeen, engagierte ihn als einer seiner Leutnants. In Italien nahm Guy im Lauf des April 1377 an der Expedition gegen Viterbo und Bolsena teil, zwei Städten, die sich im Aufstand gegen den Papst befanden, und wurde dabei gefangen genommen.[8]
Als Rektor des Comtat Venaissin gewährte ihm sein Cousin Guillaume III. Roger de Beaufort zur Belohnung für seine Verdienste im Jahre 1377 Rechte und Einkommen auf Bonnieux und la Valmasque bei Ménerbes.
Auf Befehl Raimond de Turennes blieb Guy de Pesteils nach dem Tod Gregors XI. in Italien. Nach den letzten päpstlichen Wünschen hatte er bereits im Mai 1378 die militärische Besetzung der Engelsburg in Rom zur Aufgabe. In Begleitung von Gefolgsleuten des Generalkapitäns der päpstlichen Armeen und anderen Angehörigen seiner Familie[9] blieb er 14 Monate bei den Truppen Urbans VI.
Das Abendländische Schisma ab 1378 führte im September des Jahres zum Versiegen von Guys Einnahmen. Er erhielt das ausstehende Geld erst nach dem 1. März 1379. Seine Lehen wurden dann gegen das von Maubec ausgetauscht.[10]
Der Bevollmächtigte Raimond de Turennes
Während des langen Kriegs, den Raimond in der Provence gegen zwei Gegenpäpste und die Regentin der Grafschaft führte, war Guy de Pesteils zumindest bei zwei Gelegenheiten sein Bevollmächtigter bei der Gegenseite.
Beim ersten Mal, zwischen Mitte und Ende September 1386, war er beauftragt, im Namen des Vicomte geheime Verhandlungen mit Marie de Blois und Clemens VII. zu führen.[11]
Als im Juni 1398 Gespräche zwischen Raymond de Turenne und Benedikt XIII. begannen, wurden diese erneut von zwischengeschalteten Bevollmächtigten geführt. Der Vicomte wählte wiederum seinen Cousin Guy aus, sowie Pierre Chalon und Mérigot de Palisses als weitere Unterhändler.[12]
Der Vertraute des Vicomte
Der scharfsinnige Unterhändler konnte plötzlich ein Krieger werden. Dies war im Dezember 1390 der Fall. Guy de Pesteils kam an der Spitze eines Armeekommandos zu Raymond de Turenne nach Maubec im Luberon. Gemeinsam begannen die Vettern damit, das Gebiet um Apt und Sault zu plündern, um für den Vicomte an der Familie Agoult/Simiane Rache zu nehmen, die die Marseillaiser angestachelt hatten, seine Lehen und Zölle in der Basse Provence anzugreifen.[13]
Im Lauf des Sommers 1395 zog Guy de Pesteils im Zuge des Scheiterns der Verhandlungen als von Raimond de Turenne für die in der Provence auferlegten patis (oder suffertes) mit seiner Frau nach Mison.[14] Sein Vetter hatte ihm die Aufgabe übertragen, den ordnungsgemäßen Eingang der von Gantonnet d’Abzac angeordneten Lösegeldzahlungen der Städte und Dörfer zu überwachen, sowie Konflikte zu lösen, die zwischen seinen verschiedenen Kapitänen ausbrechen könnten.
Guy de Pesteils kehrte 1399 mit seinem Vetter Raimond ins Limousin zurück. Er verfasste 1403 sein Testament. Aus seinen Ehen hatte er drei Kinder, darunter Guy III. de Pesteils, genannt Guinot, der seine Lehen im Limousin und der Auvergne erbte.
Literatur
- Robert Brun, Annales avignonnaises de 1382 à 1410 extraites des archives Datini, Mémoire de l’Institut historique de Provence, 1935–1938
- Régis Veydarier, Raymond de Turenne, la deuxième maison d’Anjou et de Provence: étude d’une rébellion nobiliaire à la fin du Moyen Âge, thèse de l’Université de Montréal(Québec), 1994.
Weblinks
Anmerkungen
- In Saint-Geniez-ô-Merle
- Florence und Nicolas de Besse waren Nichte bzw. Neffe von Papst Clemens VI. durch ihre Mutter Delphine Roger, der Ehefrau von Jacques de Besse.
- Nach Veydarier wuchsen Guy de Pesteils und Raymond de Turenne gemeinsam auf.
- Archives d’Anglars de Bassignac im Château de Branzac. Kopie vom 2. Mai 1779 zum Jahr 1371: À Avignon, quittance donnée à Guy de Pesteils par les frères mineurs d’Avignon pour 1 000 florins légués à eux par son oncle le chanoine Guy, pour sa fondation à la chapelle Saint-Martial [de Notre-Dame des Doms] à charge de célébrer deux anniversaires par an, de refaire la voûte de l’église et y mettre les armes des seigneurs de Pesteils – "In Avignon eine Quittung, die Guy de Pesteils von den Minoriten von Avignon für 1.000 Gulden erhalten hatte, die ihm sein Onkel, der Kanoniker Guy, für seine Gründung in der Kapelle Saint-Martial [in Notre-Dame des Doms] hinterlassen hatte, zwei Jahrestage im Jahr zu feiern, das Gewölbe der Kirche wieder aufzubauen und hierher die Waffen der Herren von Pesteils zu legen."
- Im Dezember 1373, als Gregor XI. in Avignon mit Raimond de Turenne und seinen Kapitänen sprach, ersetzte Nicola Spinelli, der Seneschall von Provence und Piemont, Guy de Pesteils durch Franceschino Bolleris, Herr von Roccasparvera und Kastellan von Demonte. (Archivio di Stato di Torino, Inv. 20, Liv. 2 Cuneo, Mazzo 6, fasc. 14 Demonte, S. 74).
- Jean de Pesteils, Archidiakon von Gerona war 1372 Erzpriester von Mauriac und 1373 Kaplan des Papstes geworden. Er verfasste sein Testament 1378.
- Zu diesem Anlass, am 4. August 1375, erhielten Guy II. de Pesteils, Ritter, und seine Frau, die edle Dame Anne d'Albars, von Gregor XI. einen tragbaren Altar (Archiv des Anglars de Bassignac im Château de Branzac).
- Der Angriff auf Bolsena durch den Generalkapitän wurde ein bitterer Misserfolg. Francesco di Vico, der Präfekt von Rom, vor dem Kommen der päpstlichen Truppen gewarnt, überfiel Raymond de Turenne und nahm ihn mit zwanzig Rittern gefangen, alles Verwandte des Papstes und der Kardinäle. Vgl. Guillaume Mollat, Lettres secrètes et curiales du pape Grégoire XI intéressant les autres pays que la France, Bibliothèque des écoles françaises d’Athènes et de Rome, 1962 – 1965. Die beiden Briefe des Papstes datieren vom 24. und 25. August 1377. Sie wurden aus Anagni an Pierre d’Estaing, Kardinal von Ostia, und Nicola Spinelli, neapolitanischer Kanzler, gesandt.
- Vor seinem Tod hatte Gregor XI. den Befehl erteilt, die Engelsburg nur auf persönliche Entscheidung der in Avignon verbliebenen Kardinäle zu verlassen. Neben Guy de Pesteils wurde die römische Festung von Pierre Mauroux und Yvon Trébignon, Knappen von Raymond de Turenne, Tristan, dem Bastard von Beaufort, seinem Onkel, Hugues de la Roche und dessen Sohn Gérald, sein Onkel und sein Vetter, verteidigt.
- Dies sagt uns Francesco Boninsegna, der Bote von Francesco Datini in Avignon, durch einen Brief, den er nach Prato sendet, datiert vom 24. September 1389. Bevor Boninsegna zu Guillaume III. Roger de Beaufort nach Pertuis wegen einer dunklen Geschichte um eine durch seinen Gehilfen Filippo unbezahlte Maut reiste, machte er Halt bei Messire Guy in Maubec. Vgl. Brun.
- In seinem Journal deutet Jean le Fèvre unter dem Datum 14. September an: Item, a la requeste du chamberlan du Pape, j’ai scellé un saulf-conduit à XV jours pour messire Gui de Pesteil. – „Am gleichen Tag, auf Anforderung des päpstlichen Kämmerers, habe ich einen Geleitbrief über 15 Tage für Messire Guy de Pesteil gesiegelt.“ Vgl. Journal de Jean Le Fèvre, évêque de Chartres, chancelier des rois de Sicile Louis 1er et Louis II d’Anjou, Ed. Henri Moranvillé, Paris, 1887.
- Der Vicomte forderte die Freilassung von Paul Triboulet und Jean David. Die beiden waren im Februar 1395 beauftragt worden, dem Papst in Avignon die Demandes que Moussen Raimon, viconte de Turenne, fait à nostre Saint Père le pape et à son chambellan zu überbringen. Auf dem Rückweg wurden sie ès vignes d’Avignon von den Männern Jean de Brogny, dem Kardinal von Viviers, verhaftet. Sie wurden anfangs in Mondragon eingekerkert, dann in Savoyen. Vgl. Archive Nationales, Serie K 1144, Nr. 37, unter der Überschrift Demande d’indemnités [Beihilfe] de Raymond de Turenne à Benoît XIII, 1395.
- Dies war durch die Pilgerfahrt von Raymond d'Agoult, Seigneur de Sault, an das Grab von Urban V. nach Marseille ausgelöst worden. (Vgl. Le peuple des Saints, Mémoires de l’Académie du Vaucluse, Colloque d’Avignon, 1984) Während dieser Zeit hat der ehemalige Seneschall der Provence im Namen von Clemens VII. den Stadtrat von Marseille dazu angeregt, Le Puy-Sainte-Réparade und Les Pennes zu attackieren, sowie den Hafen von Port Bouc, der sie versorgte. Im Gegenzug warf sich der Vicomte auf Gardanne, Apt, Castellet, Rustrel, Villars, Lioux, Sault, Revest-du-Bion und andere Orte, die den Agoult / Simiane gehörten.
- Vgl. Testament de Hélie, alias Gantonnet d’Abzac, in: Bulletin du Périgord (November/Dezember 1912).