Gutshaus Siethen
Das Gutshaus Siethen (offizielle Bezeichnung in der Landesdenkmalliste Gutsanlage, bestehend aus Herrenhaus (Potsdamer Chaussee 11), Gutspark sowie Wirtschaftshof (Siethener Dorfstraße 2) mit Verwalterhaus, Schuppen, Rinderstall, Taubenhaus und Hofmauer) ist ein denkmalgeschütztes Herrenhaus in Siethen, einem Ortsteil der Stadt Ludwigsfelde im Landkreis Teltow-Fläming im Land Brandenburg.
Lage
Die Landstraße 795 führt von Norden kommend in südlicher Richtung durch den Ort. Von ihr zweigt die Landstraße 793 als Siethener Dorfstraße in westlicher Richtung ab. Das Gutshaus steht nordwestlich dieser Kreuzung auf einem Grundstück, das mit einer Mauer eingefriedet ist. Südwestlich befindet sich die Dorfkirche Siethen.
Geschichte
Im Jahr 1879 musste der damalige Besitzer der Gutsanlage, Karl von Jagow, das Anwesen für 180.000 Taler an den Berliner Kaufmann Hermann Badewitz verkaufen. Ein Jahr später ließ er ein vorhandenes Gutshaus im Stil der Neorenaissance umbauen. Ebenso wurde der zum Gut gehörende Landschaftspark erweitert und umgestaltet. Nach seinem Tod im Jahr 1897 wurde das Bauwerk von seinem Sohn, Gottfried Badewitz, im Jahr 1898 nochmals erweitert. Er beauftragte den Berliner Architekten Franz Schwechten mit der Ausarbeitung der Pläne. Das zuvor neunachsige Gebäude besaß nun 17 Achsen. Gottfried Badewitz wurde 1914 in den Adelsstand erhoben.[1]
Noch im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude als Lazarett, später als Flüchtlingsheim und Jugend- bzw. Kinderheim genutzt. Im Jahr 1952 wurde daher umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt, um das Gebäude an die neuen Nutzungsbedingungen anzupassen. Das Dachgeschoss wurde aufgestockt und dabei vereinfacht. Im Jahr 1985 zog ein Jugendwerkhof in das Herrenhaus ein, der bis zur Wende bestand. Es diente anschließend als Jugendheim und wurde von der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam betrieben. 2017 erwarb die Familie von dem Knesebeck das Anwesen, sanierte es und richtete anschließend Privatwohnungen ein, die verkauft wurden.
Baubeschreibung
Hiltrud und Carsten Preuß beschreiben das ursprüngliche Gutshaus als ein „typisch märkisches Gutshaus“. Es besaß neun Achsen auf einem erhöhten Erdgeschoss sowie einem Mezzanin, darauf ein Satteldach mit einer Fledermausgaube, die mittig über dem Eingang angebracht war. Nach dem Umbau im Jahr 1880, in einigen Quellen sogar als faktischer Neubau bezeichnet, besaß es weiterhin neun Achsen, jedoch wurde die Hofseite nun durch einen dreiachsigen Mittelrisalit betont. Anstelle des Zwischengeschosses gab es nun zwei Vollgeschosse mit Mansarddach. Oberhalb des Eingangs befand sich ein Balkon, der auf vier Säulen ruhte. Dieses Bauwerk wurde um acht Achsen erweitert und ergab nun, so Hiltrud und Carsten Preuß und weiter, ein „schlossartiges Herrenhaus“. Es entstanden ein neuer, großzügiger Speisesaal sowie ein neues Treppenhaus. Der Zugang erfolgte nun nicht mehr mittig, sondern durch einen ebenfalls eigens errichteten Anbau von Osten her. Nach schriftlichen Überlieferungen gab es im Gutshaus "ein vorzügliches" lebensgroßes Bildnis eines friderizianisches Offiziers in Dreiviertelfigur, Öl auf Leinwand. Selbst für die Fachleute jener Zeit blieb offen ob der Dargestellte ein von Schlabrendorff geweisen sei.[2] Nach dem erneuten Umbau in den 1950er-Jahren besaß das Gebäude ein schlichtes Obergeschoss mit schmucklosen, hochrechteckigen Fenstern.
Rittergut Siethen
Neben repräsentativen Aufgaben waren Gutshäuser zu allen Zeiten der Sitz des Grundbesitzers, von dort wurde ein landwirtschaftlicher Betrieb geleitet. Es war Familiensitz und zugleich Zentrum eines Rittergutes. Von 1879 bis 1929 sind in den mehrfach publizierten Adressbüchern der Gutsbesitzer, anzusehen als amtlicher Nachweis, zunächst der Königlichen Behörden, die Betriebsgrößen der Gutsbesitzungen einsehbar. Unter verschiedenen Verlagen veröffentlicht bilden sie die Hauptquelle für die Forschung. Zum Zeitpunkt kurz der Nobilitierung der Familie Badewitz-Siethen 1914 werden für Siethen 1.232 ha aufgezeigt. Zu Siethen gehörte auch das Rittergut im benachbarten Gröben.[3]
Gutspark
Der Gutspark hatte eine Größe von ungefähr sieben Hektar und reichte bis an den Siethener See heran.[4] Dort war ein tribünenartiger Vorbau, der Schöne Aussicht genannt wurde, weiterhin ein Badehäuschen mit einem Steg. Im Park wuchsen zahlreiche, freistehende Bäume, darunter Platanen, eine Blutbuche sowie zahlreiche Eichen. Lt. dem 1941 veröffentlichen Kunstdenkmäler-Band des Kreises Teltow soll im Siethener Park ein Grabstein für Charlotte Dorothea Freiin von Berdy, geborene Freiin von Keller (1760–1807), gestanden haben. Der Park gehört nun nach der Wende der Berliner Stadtgutliegenschafts-Management GmbH & Co. Grundstücks KG (BSGM), die auch den See bewirtschaftet.
Literatur
- Hiltrud und Carsten Preuß: Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming. Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, 1. Auflage, 29. November 2011, ISBN 978-3-86732-100-6, S. 244
- Georg Dehio (Bearb. Gerhard Vinken u. a.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09105927 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
Einzelnachweise
- Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. In: Gesamtreihe GHdA. Adelige Häuser B (Briefadel) XXV, 135 d. laufenden Reihe. C. A. Starke, 2004, ISSN 0435-2408, S. 1–6 (google.de [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- Hans Erich Kubach, Joachim Seeger.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Teltow. In: Brandenburgischer Provinzialverband (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, in mehreren Bänden; unvollendet. Band 4.1.. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1941, S. 177 (d-nb.info [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- Ernst Seyfert: Güter=Adreßbuch für die Provinz Brandenburg. In: Niekammer (Hrsg.): Niekammer`Güter-Adressbücher. 2. Auflage. Band VII. Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 152 f. (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- Irmgard von Künßberg, geborene von Badewitz-Siethen: Lebensbilder aus Siethen und Wernstein. Hrsg.: Anita Eichholz. epubli, Berlin 2014, ISBN 978-3-8442-8441-6, S. 63 f. (google.de [abgerufen am 27. Juni 2021]).