Gustav Koken
Gustav Koken (vollständiger Name: Gustav Heinrich Julius Koken, * 8. August 1850 in Hannover; † 6. Juli 1910 ebenda) war ein deutscher Maler und Radierer.
Leben
Gustav Koken war der Neffe von Edmund Koken und der Vater von Änne Koken.[1]
Geboren in Hannover, der Residenzstadt des seinerzeitigen Königreichs Hannover, erhielt Gustav zunächst bei seinem Onkel Edmund Koken Malunterricht. Nachdem er für einige Zeit Hannover verlassen hatte um längere Reisen anzutreten, studierte er ab Januar 1872 an der Kunstschule Weimar bei Theodor Hagen.[2] Neben der Malerei betätigte er sich auch als Radierer. Bis 1878 besaß er in Weimar ein eigenes Atelier.
Ab 1878 wohnte Gustav Koken wieder in seiner Geburtsstadt Hannover, wo er Mitglied im Hannoverschen Künstlerverein wurde. Dort setzte sich Koken „für eine Neueinrichtung von Galerien sowie für eine Neuorganisation des Ausstellungswesens und für eine Neuorganisation des [damaligen] Kunstgewerbemuseums“[2] im Leibnizhauses ein.[3] An der Einrichtung des Leibnizhauses als Kunstmuseum war Koken ebenfalls beteiligt.[2] Um sich neue Motive zu erschließen ging Koken immer wieder auf Reisen. Er malte im Emsland, im Raum Oldenburg (Oldenburg), im Teutoburger Wald, in der Lüneburger Heide bei Bispingen und in der Südheide bei Hermannsburg. Dem Künstler wurde eine Professur an der Kunstakademie Königsberg angeboten. Er lehnte diese aber ab, da er seine Heimat nicht verlassen wollte. Er gründete in Hannover eine private Malschule. Wahrscheinlich war Koken der erste Künstler der die Kieselgurgruben im Gebiet der Südheide malte. Neben der Landschaftsmalerei war einer seiner Schwerpunkte die Porträtmalerei.
Koken war mit dem Opernsänger Georg Nollet befreundet, für den er in dessen Wohnhaus – gemeinsam mit den Künstlern Hermann Schaper, Oscar Wichtendahl und Ernst Pasqual Jordan – der sogenannten Salle Nollet ausmalte.[4] Das Zimmer gegenüber dem Neuen Rathaus von Hannover wird von dem heutigen Hotel Mercure insbesondere für Festlichkeiten genutzt.
Einen Monat vor seinem 60. Geburtstag starb Koken Anfang Juli 1910 überraschend an einem Herzinfarkt. Im Todesjahr fand eine Ausstellung des künstlerischen Nachlasses des Malers statt.[3] 2004 präsentierte das Historische Museum Hannover eine umfangreiche Retrospektive der hannoverschen Malerfamilie Edmund, Paul und Gustav Koken.[5]
Auszeichnungen
- 1876 erhielt Koken für eine Winterlandschaft eine Goldmedaille,
- 1880/81 bekam er auf der Weltausstellung in Melbourne ebenfalls eine Goldmedaille und eine Auszeichnung mit einem zweiten Platz.
Werke
Viele bekannte Museen sind im Besitz der Werke von Koken. Unter anderem das Historische Museum Hannover, das Niedersächsische Landesmuseum Hannover, das Herrenhausen-Museum Hannover, das Bomann-Museum in Celle, das Emslandmuseum in Lingen, die Kunstsammlungen zu Weimar und das Städtische Museum Zwickau.
Sein Bild Hof bei Lutterloh, das er bei seinen häufigen Aufenthalten in der Südheide malte, wurde der Prinzessin Maria-Luise von Hannover-Cumberland zu ihrer Hochzeit mit Prinz Maximilian von Baden geschenkt.
Literatur
- Klaus Homann: Maler sehen die Lüneburger Heide. Albert-König-Museum, Unterlüß 2008, ISBN 978-3-927399-39-6.
- Koken, Gustav. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 21: Knip–Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 214.
- Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie. Band 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866. Sponholtz, Hannover 1912, S. 351.
- Dirck Töllner: Gustav Koken. In: Kathrin Umbach (Red.): Edmund, Gustav & Paul Koken. Von Sehnsucht und Erfolg einer Malerfamilie (= Schriften des Historischen Museums Hannover. Band 23), Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 16. Mai bis 1. August 2004 im Historischen Museum Hannover, Hannover: Historisches Museum, 2004, ISBN 3-910073-25-5, S. 72–127
- Hugo Thielen: Koken, (4) Gustav. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 207 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Kathrin Umbach, Ulrike Weiß (Red.): Gustav Koken (1850 -1910), in diess.: Edmund, Gustav & Paul Koken. Von Sehnsucht und Erfolg einer Malerfamilie (= Schriften des Historischen Museums Hannover, Band 23), Begleitschrift zur Ausstellung im Historische Museum Hannover vom 16. Mai bis 1. August 2004, Hannover: Historisches Museum, 2004, ISBN 978-3-910073-25-8 und ISBN 3-910073-25-5
- Hugo Thielen: Koken, (4) Gustav. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 362 (Leseprobe, books.google.de).
Weblinks
- Koken in der Neuen Deutschen Biographie
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Das Hannoversche Biographische Lexikon wie auch das Stadtlexikon Hannover hat hier bei den Abkürzungen durch Ziffern für die Familie versehentlich die Zahl 3 anstelle von 4 angegeben.
- Hugo Thielen: Koken, (4) Gustav. In: Hannoversches Biographisches Lexikon. S. 207.
- Waldemar R. Röhrbein: Kunstgewerbemuseum im Leibnizhaus. In: Stadtlexikon Hannover. S. 377.
- Alheidis von Rohr: Das königliche Zimmer des Georg Nollet in Hannover – ein Geburtstagsgeschenk. In: Thomas Schwark, Kathleen Biercamp (Red.), Andreas Urban: Deutungen, Bedeutungen. Beiträge zu Hannovers Stadt- und Landesgeschichte. Festschrift für Waldemar R. Röhrbein zum 75. Geburtstag ( = Schriften des Historischen Museums Hannover. Band 38), Hannover: Historisches Museum am Hohen Ufer, 2010, ISBN 978-3-910073-39-5, S. 201–217.
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: 2004. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon. S. 45.