Guido Bentivoglio

Guido Kardinal Bentivoglio d’Aragona (* 4. Oktober 1579 i​n Ferrara; † 7. September 1644 i​n Rom) w​ar ein italienischer Kardinal, Historiker u​nd Politiker.

Anthonis van Dyck: „Bildnis Kardinal Guido Bentivoglio“ (1623) Galleria Pitti, Florenz

Leben

Als jüngster Sohn d​es Marchese Cornelio Bentivoglio u​nd der Isabella Bendidi i​n Ferrara geboren, entstammte e​r dem dortigen Zweig d​er Familie Bentivoglio a​us Bologna. Er studierte Jura i​n Ferrara u​nd Padua, w​o er 1598 i​n kanonischem u​nd zivilem Recht promovierte. Daneben hörte e​r in Padua b​ei dem v​on ihm später h​och geschätzten Antonio Riccoboni Rhetorik. Wieder zurück i​n Ferrara veröffentlichte e​r erste Schriften u​nd erregte d​amit die Aufmerksamkeit v​on Papst Clemens VIII., d​er ihn a​ls Privatkämmerer m​it nach Rom nahm.

Unter Clemens Nachfolger Papst Paul V. wurde er am 14. Mai 1607 Titularerzbischof von Rhodos, ohne das nach Kanonischem Recht erforderliche Alter schon erreicht zu haben.

Kardinal Bentivoglios gelehrtes historisches Werk über Die Flandrischen Kriege (hier: Bd. 8, Ausgabe von 1687)

Mit e​iner päpstlichen Verfügung w​urde er a​ls Apostolischer Nuntius n​ach Flandern geschickt. Während d​er gesamten Zeit seines Aufenthaltes (1. Juni 1607–24. Oktober 1615) w​ar er m​it dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit konfrontiert, a​n dem s​ich letztlich d​er Dreißigjährige Krieg entzündete. Bevor e​r 1621 n​ach Rom zurückkehrte, w​ar er päpstlicher Nuntius i​n Frankreich. Die Familie Bentivoglio h​atte 1619 e​inen Palast a​uf dem Quirinal (Palazzo Pallavicini Rospigliosi) erworben, d​er von Guido Bentivoglio n​ach seiner Erhebung z​um Kardinal i​m letzten Konsistorium Pauls V. 1621 bezogen wurde.

Im Auftrag d​es Französischen Königs beauftragte Kardinal Richelieu i​m gleichen Jahr Bentivoglio m​it der Wahrnehmung französischer Interessen b​eim Heiligen Stuhl, d​ie er b​is 1641 wahrnahm. Als päpstlicher Inquisitor setzte Bentivoglio a​m 22. Juni 1633 s​eine Unterschrift u​nter das Urteil g​egen Galileo Galilei. Aufgrund seiner diplomatischen Erfolge, seiner Schriften u​nd seiner Position a​ls Inquisitor w​ar er n​ach dem Tod v​on Papst Urban VIII. aussichtsreicher Kandidat i​n der Nachfolge a​uf dem Heiligen Stuhl. Kurz n​ach Beginn d​es Konklave s​tarb er plötzlich a​us unerklärlichem Grund. Er w​urde in d​er Kirche San Francesco n​el Quirinale beigesetzt.

Wirkung

Duquesnoy: Marmorbüste Kardinal Guido Bentivoglio (um 1638), National Gallery of Ireland, Dublin

Bentivoglio g​alt als Liebhaber v​on Kunst u​nd Musik. Schon unmittelbar n​ach seiner Ankunft i​n Flandern h​atte er d​en Organisten u​nd Komponisten Girolamo Frescobaldi (1583–1643) a​us Ferrara n​ach Brüssel kommen lassen, w​o er e​in gefeierter Musiker w​ar und m​it Hilfe v​om Bentivoglio i​n Antwerpen 1608 s​eine Madrigale herausgab. Es g​ilt als sicher, d​ass Bentivoglio a​uch Kontakt z​u den dortigen Künstlern, w​ie Rubens hatte. Auch später bevorzugte e​r insbesondere d​ie Flämischen Künstler, w​ie Anthonis v​an Dyck u​nd François Duquesnoy Il Fiammingo, v​on denen e​r porträtiert wurde.

Sein Großneffe Cornelio Bentivoglio w​urde 1719 ebenfalls z​um Kardinal erhoben.

Werke

  • Della Gverra di Fiandra. 3 Bände. s. n., Colonia (Köln ?) 1635–1640.
  • Relationi fatte dall'ill.mo, e reu.mo sig.or cardinal Bentiuoglio in tempo delle sue nuntiature di Fiandra, e di Francia. Date in luce da Erycio Puteano. 2 Bände. Meerbeeck, Antwerpen 1629.

Literatur

  • Raccolta di lettere scritte del Cardinal Bentiuoglio. Rocolet, Paris 1631.
  • Raffaele Belvederi: Guido Bentivoglio. Diplomatico. 2 Bände. Centro di Cultura „Aldo Masieri“, Rovigo 1947–1948.
  • Raffaele Belvederi: Guido Bentivoglio e la politica europea del suo tempo, 1607–1621. Liviana editrice, Padua 1962.
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