Groß Aulosen
Groß Aulosen war bis 1928 eine Gemeinde im Landkreis Osterburg im Regierungsbezirk Magdeburg der Provinz Sachsen im Freistaat Preußen des Deutschen Reiches.
Geografie
Das altmärkische Dorf Groß Aulosen, ein Straßendorf, lag elf Kilometer nordwestlich von Krüden und 17 Kilometer nordwestlich der Hansestadt Seehausen (Altmark). Es ist im östlichen Teil des heutigen Dorfes Aulosen aufgegangen.[1][2] Östlich des Dorfes fließt der Schaugraben,[3] auch Seege genannt.[4]
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Groß Aulosen stammt aus dem Jahre 1319, als Waldemar, Markgraf der Mark Brandenburg, Besitzungen in Aulosen an das Kloster Amelungsborn schenkte. In der Urkunde wird der Hof des Markgrafen (die Burg) als curia Aulosen genannt, zu dem 17 Dörfer gehörten, darunter das Vorwerk Owelose (Groß Aulosen).[5][6][7] 1328 heißt es nur dat bu tu Owelosin.[8]
In der Beschreibung der Mark Brandenburg von 1373 wird die Burg Aulosen als castrum Aulusen, Aulhusen der de Jogo erwähnt.[9] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Oygelose aufgeführt.[10] In Jahren 1405 und 1518 wird ein Schloss genannt.[1]
Im Jahre 1804 gab es das Dorf Groß Auslosen mit den zwei Gütern Alt und Neu-Haus Aulosen.[11] 1842 bestanden neben dem Dorf sogar drei Rittergüter und die zwei Schlösser Alt- und Neuhaus-Aulosen.[12]
Groß Aulosen gehörte zu den Garbedörfern, die das Recht hatten ihr Vieh auf der Garbe zu weiden.[13]
Schlosskapelle Groß Aulosen
Über den Bau der Kapelle wird in einer Sage berichtet, die C. G. Westphal nach 1873 in der Schulchronik von Aulosen aufzeichnete: Vor etwa 400 Jahren lebte der Besitzer des Rittergutes Stresow, der als Ritter in die Türkenkriege zog und dort in Gefangenschaft geriet. Mit Hilfe einer schönen Türkin, der er die Ehe versprach, gelang ihm die Flucht in Frauenkleidern. Als Bettler kamen beide an einem 25. März, dem Marientag Verkündigung des Herrn, auf den Rittergut Stresow an. Sie wurden mit den Resten des Mittagessens des Gesindes beköstigt: Erbssuppe und dann Mohrrüben und Kartoffeln. Danach gab sich der Ritter zu erkennen und erzählte seiner Frau von dem Unglück und seinem Entkommen mit Hilfe der neben ihm stehenden Türkin; aber auch dass er jener versprochen hatte, sein Weib zu werden. Seine Frau freute sich… und sie haben dann in Frieden und vergnügt miteinander gelebt. Aus Dankbarkeit gegen Gott hat er dann eine Kapelle auf den Gütern Aulosen gebaut, einen Prediger und einen Küster derselben angestellt und besoldet… Zum Andenken an diese wunderbare Begebenheit mussten sich alljährlich am Marientage alle armen Kinder und ältere Personen auf dem Gute Stresow versammeln, woselbst sie mit Erbssuppe und dann mit Mohrrüben und Kartoffel bewirtet wurden.[14] Ähnlich ist die Sage Die beiden Frauen zu Aulosen, die jedoch auf Gut Aulosen spielt.[15]
Johann Ernst Fabri berichtete 1796, dass die Schlosskapelle bis 1689 einen eigenen Prediger hatte. Sie war aus Holz mit ausgemauertem Fachwerk und Malereien im Innern und einem Glockenstuhl. In dieser Kapelle stand eine aus Stein gehauene Figur in türkischer Kleidung, von der man angab, dass sie jemanden aus der Familie von Jagow darstelle, der in türkischer Gefangenschaft gewesen sei.[13]
Hermes und Weigelt schrieben 1842: Auf den Gütern befand sich in eine, einfache aber edlen Stil erbaute mit vielen alten Grabdenkmälern gezierte Schlosskapelle, die bis 1690 mater war und nur noch im Privatgebrauch der von Jagow war. Bei Reparaturarbeiten im Jahre 1837 war sie eingestürzt und 1839 abgerissen.[12]
Eingemeindungen
Am 17. Oktober 1928 wurden die Landgemeinde Groß Aulosen und Teile des Gutsbezirks Groß Aulosen mit der Landgemeinde Klein Aulosen zur neuen Landgemeinde Aulosen im Landkreis Osterburg zusammengeschlossen. Die Bezirke Hakenheide und Groß Kapermoor des Gutsbezirkes Groß Aulosen wurden mit der Landgemeinde Gollensdorf vereinigt.[16] Die beiden Landgemeinden wurden nicht als Ortsteile fortgeführt und aus beiden Dörfern wurde ein Dorf.
Gemeinde
|
|
|
Gutsbezirk(e)
|
|
Quelle wenn nicht angegeben:[1]
Religion
Die evangelischen Christen aus Groß Aulosen gehörten zur Kirchengemeinde Klein Aulosen und damit zur Pfarrei Bömenzien.[18]
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 84–88, doi:10.35998/9783830522355.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 177.
Weblinks
- Groß Aulosen im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 84–88, doi:10.35998/9783830522355.
- Karte des Deutschen Reiches Blatt 240: Wittenberge. Reichsamt für Landesaufnahme, 1906, abgerufen am 30. Mai 2019.
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50.000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2003
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 2. Band 1. Berlin 1843, S. 434, 433 (Digitalisat).
- Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Band 2, 5. Teil, 1. Buch. Berlin 1753, V. Kapitel, Spalten 52, 53 (Digitalisat).
- Berent Schwineköper: Handbuch der historischen Stätten. Provinz Sachsen Anhalt. Hrsg.: Berent Schwineköper (= Kröners Taschenausgabe. Band 314). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Band 11. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-31402-9, S. 27, Aulosen (Kr. Osterburg).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 25. Berlin 1863, S. 199 (Digitalisat).
- Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 3 (uni-potsdam.de).
- Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 63 (uni-potsdam.de).
- Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 310 (Digitalisat).
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 363, 3. Groß Aulosen (Digitalisat).
- Johann Ernst Fabri: Von der Stadt Seehausen (= Beyträge zur Geographie, Geschichte und Staatenkunde. Band 2). Schneider und Weigel, 1796, S. 451–454, 5. Das Dorf Groß-Aulosen (Digitalisat).
- Rosemarie Neumann: Aus dem Leben der Dorfschullehrer in Aulosen (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, S. 17–23.
- Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die beiden Frauen zu Aulosen. In: Die Volkssagen der Altmark. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1839 (Wikisource)
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 232.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 177.
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 105 (genealogy.net [Volltext und Scan]).