Grit Boettcher
Grit Boettcher (* 10. August 1938 in Berlin-Spandau) ist eine deutsche Schauspielerin. Bekannt wurde sie durch zahlreiche Rollen im Genre des Boulevardtheaters sowie in Spielfilmen, Fernsehproduktionen und -serien.
Leben
Grit Boettcher wurde als Tochter eines Berufssoldaten 1938 in Berlin-Spandau geboren. Sie verbrachte ihre frühe Kindheit in Gablonz, von wo aus ihre Familie zum Kriegsende 1945 nach Berlin zurück flüchten musste.[1] In ihrer Jugend erarbeitete sie sich als Balletttänzerin und Fotomodell ihre ersten Erfahrungen auf der Bühne und vor der Kamera. Ihre Schauspielausbildung absolvierte Boettcher bei der UFA-Nachwuchsschule, nachdem Regisseur Rolf Thiele ihr schauspielerisches Talent bei den Modelvorführungen bemerkt hatte. Sie wurde von Viktor de Kowa für eine erste Bühnenrolle in dem Stück Ehekarussell engagiert und ging anschließend nach Wien ans Theater in der Josefstadt.[2]
Als Theaterschauspielerin spielte sie im Lauf ihrer Karriere über vierzig verschiedene Rollen, wobei sie vor allem in der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin sowie der Kleinen Komödie in München auf der Bühne stand, aber auch in anderen Theatern Gastspiele gab. Einige Stücke spielte sie im Verlauf ihrer Karriere immer wieder, so zum Beispiel Ingeborg von Curt Goetz (1961, 1978, 1979) oder Die Kaktusblüte von Neil Simon (1966, 1991). Die Inszenierung von Bleib, wie du bist von Peter Yeldham übernahm sie 1987 in München selbst und spielte in dem Stück auch die Hauptrolle.
Ab Ende der 1950er Jahre wurde sie auch für Filmrollen engagiert. Nach einigen Nebenrollen wie beispielsweise in Die Fastnachtsbeichte (1960) besetzte sie bald auch Hauptrollen neben damaligen Filmgrößen wie Heinz Rühmann (in Er kann’s nicht lassen, 1962) oder in Der schwarze Abt und Der Mönch mit der Peitsche (beides Streifen der Edgar-Wallace-Filme, jeweils an der Seite von Joachim Fuchsberger). Die letzte größere Rolle in einem Kinofilm spielte sie 1974 in der Komödie Drei Männer im Schnee, einem allerdings nur mäßig erfolgreichen Remake.
Mit der Verbreitung des Fernsehens in den 1960er Jahren erhielt Boettcher zunehmend Angebote für Fernsehproduktionen. Der ersten Hauptrolle in einer Fernsehserie (in So ein süßes kleines Biest) folgten einige Fernsehfilme. Den Höhepunkt ihrer Karriere erlebte Boettcher in den Jahren ab 1977, in denen sie als Partnerin von Harald Juhnke in der ZDF-Serie Ein verrücktes Paar einem breiten Publikum bekannt wurde. Durch die Serie, die bis 1980 lief und heute als Klassiker der Sketch-Comedy gilt, wurden sowohl Boettcher als auch Juhnke in diesen Jahren zu Publikumslieblingen. 1980 wurde Grit Boettcher mit dem Fernsehpreis Goldene Kamera ausgezeichnet.
1981 drehte sie mit Peer Augustinski die Fernsehkomödie Zwei Männer zum Frühstück und 1983 mit Harald Juhnke Der Mustergatte. Es folgten eine Reihe weiterer Fernsehproduktionen und Serien wie z. B. Hotel Paradies. Weniger gut kam Grit Boettcher mit einer eigenen Sendung (Spaß mit Grit, 1991) bei Publikum und Kritik an. In den 1990er Jahren nahm die Zahl ihrer Rollen und Auftritte ab; es folgten noch Familienserien wie Immer wieder Sonntag und Titus der Satansbraten sowie einige Fernsehfilme und Auftritte in Serien wie Streit um drei. 2004 hatte sie eine Rolle im Kinofilm Der WiXXer und stand danach noch regelmäßig für Fernsehproduktionen vor der Kamera. Seit dem 3. Februar 2010 war sie in der Telenovela Alisa – Folge deinem Herzen zu sehen. Nach der Umbenennung der Telenovela (25. Februar 2010) zu Hanna – Folge deinem Herzen spielte sie weiter in derselben Rolle als Gitti Sommer bis zur Einstellung der Serie im September 2010.
Neben ihrer Karriere auf der Bühne und vor der Kamera schrieb Grit Boettcher 1982 einen Lebensratgeber (Mein Buch. Mach ein Selbst aus Deinem Ich ISBN 3-7962-0084-2), und im Juni 1986 las sie im Münchner „Filmcafe“ aus ihren Gedichten, die sie unter dem Pseudonym Tirg Rechtteob (ihr Name rückwärts geschrieben) in der Zeit nach dem Tod ihres Mannes Wolfgang Belstler (1927–1969), verfasst hatte. Angeregt durch die Fernsehserie Hotel Paradies verfasste sie außerdem 1990 einen Reiseratgeber für Mallorca (Das neue Mallorca. Ein ganz persönlicher Reisebegleiter. ISBN 3926224207). Daneben engagiert sie sich im Aufklärungskampf gegen Osteoporose, seit eine Freundin an dem Knochenleiden erkrankt war.
Grit Boettcher war in zweiter Ehe mit dem Fernsehredakteur Wolfgang Belstler verheiratet. Aus dieser Ehe stammen der Sohn Tristan und die Tochter Nicole Belstler-Boettcher, die ebenfalls Schauspielerin ist (Marienhof, Gute Zeiten, schlechte Zeiten, Tatort).
Filmografie (Auswahl)
- 1958: Solange das Herz schlägt
- 1959: Zwölf Mädchen und ein Mann
- 1959: Gitarren klingen leise durch die Nacht
- 1960: Die Fastnachtsbeichte
- 1960: Himmel, Amor und Zwirn
- 1960: Der Teufel hat gut lachen
- 1961: Stahlnetz – Saison
- 1961: Freddy und der Millionär
- 1962: Er kann’s nicht lassen
- 1962: Liebling, ich muß dich erschießen
- 1963: Liebe will gelernt sein
- 1963: Der schwarze Abt
- 1964: Das Kriminalmuseum – Der Schlüssel
- 1964: Slim Callaghan greift ein – Die Erbschaft
- 1965: Der Spion, der in die Hölle ging (Corrida pour un espion)
- 1966: Die fünfte Kolonne – Ein Auftrag für …
- 1966: Die Gentlemen bitten zur Kasse
- 1966: Spätere Heirat erwünscht (TV)
- 1967: Der Mönch mit der Peitsche
- 1967: Siedlung Arkadien (TV)
- 1968: Der Tod im roten Jaguar
- 1968: Sommersprossen
- 1968: Der Mann, der keinen Mord beging (TV-Mehrteiler)
- 1969: Bitte recht freundlich, es wird geschossen (TV-Zweiteiler)
- 1970: Der scharfe Heinrich
- 1971: Ball im Savoy, TV-Inszenierung der Operette von Paul Abraham
- 1972: Der Kommissar – Überlegungen eines Mörders
- 1973: Bleib wie du bist (TV)
- 1974: Drei Männer im Schnee
- 1977–1980: Ein verrücktes Paar
- 1979: Noch ’ne Oper
- 1980: Leute wie du und ich
- 1982: Wasser für die Blumen
- 1986: Das Traumschiff: Thailand
- 1986: Ich heirate eine Familie (Fernsehserie)
- 1987: Höchste Eisenbahn
- 1987–1990: Wartesaal zum kleinen Glück (Fernsehserie, 2 Staffeln / 37 Folgen)
- 1989: Hotel Paradies
- 1992–1996: Immer wieder Sonntag
- 1998: Titus und der Fluch der Diamanten
- 2003: Das Traumschiff – Südsee
- 2004: Der WiXXer
- 2006: Rotkäppchen – Wege zum Glück
- 2006: Das Schneckenhaus
- 2006: Unser Kindermädchen ist ein Millionär
- 2006–2007: Fünf Sterne
- 2007: Das Traumschiff – Shanghai
- 2007: Liebe auf Umwegen
- 2007: Ein Fall für Nadja
- 2007: Im Tal der wilden Rosen – Liebe im Schatten des Zweifels
- 2008: Kleine Lüge für die Liebe
- 2010: Ein Haus voller Töchter
- 2010: SOKO Stuttgart – Entmündigt
- 2010: Hanna – Folge deinem Herzen (zuvor Alisa – Folge deinem Herzen)
- 2011: In aller Freundschaft – Erwachen
- 2012: Um Himmels Willen – Gott oder die Welt
- 2012: Mensch Mama!
- 2012: Unter Frauen
- 2013: Heldt – Totalschaden
- 2013: Helden – Wenn dein Land dich braucht
- 2015: Kreuzfahrt ins Glück – Hochzeitsreise nach Montenegro
- 2016: Kreuzfahrt ins Glück – Hochzeitsreise an die Loire
- 2016: Das Traumschiff – Kuba
- 2017: Nackt. Das Netz vergisst nie.
- 2017: Um Himmels Willen – Alles oder nichts
- 2017: Sechs Richtige und ich
- 2018: WaPo Bodensee – Alte Liebe
- 2018: Bettys Diagnose – Neues Leben
- 2019: Frühling – Sand unter den Füßen
- 2019, 2020: Kreuzfahrt ins Glück – Hochzeitsreise in die Normandie, Hochzeitsreise nach Menorca
- 2020: Nightlife
Hörspiele
- 1968: Ephraim Kishon: Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht – Regie: Wolfgang Spier
- 1973: Peter Terson: Die Angelpartie – Regie: Horst Loebe
- 1973: Alan Plater: Fred – Regie: Alexander Malachovsky
- 1974: Avery Hopwood: Seinerzeit ausverkauft (Reihe): Der Mustergatte – Regie: Heinz-Günter Stamm
- 1975: John Murray: Und abends in die Komödie (Reihe): Taxifahrt – Regie: Heinz-Günter Stamm
- 1975: Herbert Rosendorfer: Rondo Mortale – Regie: Otto Kurth
- 1976: Rolf und Alexandra Becker: Dickie Dick Dickens & Co. (5. Staffel: 1. Folge: Die Begegnung) – Regie: Peter M. Preissler
- 1976: Rolf und Alexandra Becker: Dickie Dick Dickens & Co. (3. Folge: Was ist los mit der Emmerich-Hütte?) – Regie: Peter M. Preissler
- 1976: Rolf und Alexandra Becker: Dickie Dick Dickens & Co. (4. Folge: Das Geschmeide der Kaiserin) – Regie: Peter M. Preissler
- 1976: Rolf und Alexandra Becker: Dickie Dick Dickens & Co. (6. Folge: Die Delegation aus Hongkong) – Regie: Peter M. Preissler
- 1977: Curt Goetz: Seinerzeit ausverkauft (Reihe): Das Haus in Montevideo – Regie: Heinz-Günter Stamm
- 1977: Georg Lohmeier: Übergang oder Die Geduld – Regie: Hellmuth Kirchammer
- 1986: Franz R. Miller: Fin Gai Gai. Ein Hörspiel um Tiere, Käuze und einen Kobold – Regie: Alexander Malachovsky
Literatur
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 91.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 439.
Weblinks
- Literatur von und über Grit Boettcher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Grit Boettcher in der Internet Movie Database (englisch)
- Grit Boettcher bei filmportal.de
- Grit Boettcher bei der Agentur Mosblech
Einzelnachweise
- Grit Boettcher im Gespräch mit Christoph Lindenmeyer PDF-Datei.
- Grit Boettcher: "Eine neue Liebe? Also bitte! Ich bin jetzt 80" bei abendzeitung-muenchen.de, abgerufen am 21. Februar 2019.
- Über das Leben mit Tochter Nicole und Sohn Tristan: „Ich habe die Zügel in der Hand“ bei bunte.de, abgerufen am 21. Februar 2019.