Gregor Aichinger
Gregor Aichinger (* 1564 in Regensburg; † 21. Februar 1628 in Augsburg) war ein deutscher Komponist der Spätrenaissance.
Leben
Gregor Aichinger ging 1577 im Knabenalter nach München, als Schüler Orlando di Lassos. Er studierte ab 1578 an der Universität Ingolstadt, dort trat er in Kontakt mit seinem Studienkollegen Jakob Fugger, dem späteren Fürstbischof von Konstanz. Aichinger erhielt durch diese Begegnung Kontakte zu weiteren Mitgliedern der Familie Fugger, denen er später zahlreiche seiner Werke widmete. Ein wichtiger Mäzen Aichingers war Jakob III. Fugger (1542–1598), der ihn 1584 zum Organisten, an der von ihm vier Jahre zuvor gestifteten Orgel[1] an der Augsburger Basilika St. Ulrich und Afra bestimmte, sowie Aichinger zu seinem Hauskomponisten und Leiter seiner Kammermusik machte. Fugger ermöglichte Aichinger mehrere Reisen nach Italien. In Venedig wurde er einer der ersten Schüler Giovanni Gabrielis und konvertierte wohl auch in dieser Zeit vom protestantischen zum katholischen Glauben.
Einen erneuten Urlaub bewilligte ihm Fugger 1588, um an der Universität Ingolstadt philosophischen und theologischen Studien nachzugehen. 1600 unternahm Aichinger eine Reise nach Rom, auf der er wahrscheinlich zum Priester geweiht wurde. In Augsburg erhielt eine Anstellung als Kanoniker und Domchorvikar an St. Gertrud, eine Stelle die mit zahlreichen reichen Pfründen dotiert war. Ein Epitaph im Augsburger Domkreuzgang, würdigt ihn als „vir paeter pietatem et caeteras virtutes tum musicae artis peritia et suavitate tum morum elegantia et facilitate mirifice gratus“. Seine umfangreiche Bibliothek, bestehend aus musikwissenschaftlichen, aber auch aus geographischen, theologischen und botanischen Werken berühmter Autoren bestand, kam an das Domkapitel und später zu Teilen an die Staatsbibliotheken Augsburg und München.[2]
Werk
Aichinger schrieb zahlreiche Werke für den kirchlichen Gebrauch, vor allem aber vokale Werke in lateinischer Sprache, auch setzte er als Gabrielischüler die venezianische Mehrchörigkeit ein. (u. a. seine erste Veröffentlichung die vier- bis zehnstimmigen Sacrae cantiones Venedig, 1590). Später komponierte er auch Werke mit Generalbass, sie tritt erstmals 1607 in seinen Cantiones Ecclesiasticae und 1609 in der Divina laudes auf. Aichinger trug erheblich dazu bei, diesen Stil, damals Nuovo musiche genannt, im deutschen Sprachraum zu etablieren.
Literatur
- Erika Bosl: Aichinger, Gregor. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. Pustet, Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2, S. 9 (Digitalisat).
- Arrey von Dommer: Aichinger, Gregor. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 165 f.
- Walter Gerstenberg: Aichinger, Gregor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 116 (Digitalisat).
- James H. Glenn: Gregor Aichinger 1564–1628. UMI, Ann Arbor, Mich. 1982.
- William E. Hetrick: Thetthorough-bass in the works of Gregor Aichinger (1564–1628). UMI, Ann Arbor, Mich. 1969.
Weblinks
- Werke von und über Gregor Aichinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gregor Aichinger im Bayerischen Musiker-Lexikon Online (BMLO)
- Heike Nasritdinova: Aichinger, Gregor. Eintrag in der Datenbank des Oberpfälzer Kulturbundes (derzeit nicht erreichbar)
- Noten und Audiodateien von Gregor Aichinger im International Music Score Library Project
- Gemeinfreie Noten von Gregor Aichinger in der Choral Public Domain Library – ChoralWiki (englisch)
Einzelnachweise
- Geschichte der historischen Fuggerorgel
- Lebenslauf Aichingers (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. im Stadtlexikon Augsburg