Grünbauchamazilie
Die Grünbauchamazilie (Amazilia viridigaster) ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art hat ein großes Verbreitungsgebiet, das die südamerikanischen Länder Brasilien, Guyana, Venezuela und Kolumbien umfasst. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.
Grünbauchamazilie | ||||||||||
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Grünbauchamazilie (Amazilia viridigaster) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Amazilia viridigaster | ||||||||||
(Bourcier, 1843) |
Merkmale
Die Grünbauchamazilie erreicht bei einem Körpergewicht von lediglich ca. 3,8 g eine Körperlänge von etwa 8,9 bis 9,4 cm, wobei der gerade Schnabel 1,8 cm lang ist. Der Unterschnabel ist überwiegend blassrosa. Die Oberseite glänzt überwiegend grün, geht aber im hinteren Rückenbereich, Bürzel und Oberschwanzdecken ins eher bräunliche Gelbbraun über. Die Unterseite schimmert grün. Die Unterschwanzdecken sind zimtfarben. Der leicht gegabelte Schwanz ist kupferfarben violett, wirkt aber in freier Natur schwärzlich.[1]
Verhalten
Wie die meisten Amazilien-Arten sind Grünbauchamazilien sehr kampflustig und territorial. Meist sind sie bei der Futtersuche alleine unterwegs und fliegen kleiner Gebiete mit niederen Sträuchern, Weinreben oder Kräutern an Straßenrändern an. Gelegentlich sammeln sie gemeinsam mit anderen Kolibris an kleineren blühenden Bäumen, wie Inga, Korallenbäumen (Erythrina) oder die zu den Wollbaumgewächsen gehörende Gattung Quararibea.[2] Hierbei verhalten sie sich eher aggressiv.[1]
Lautäußerungen
Ihr Gesang klingt anmutig und ist fast eine Kopie des Gesangs der Kupferbürzelamazilie (Amazilia tobaci (Gmelin, 1788)). Ihr Ruf klinkt wie ein hohes dünnes wehendes di-de-tit, wobei der letzte Ton deutlich höher klingt. Diese Töne werden gelegentlich mehrere Male in schneller Abfolge wiederholt. Diesem Gesang trällern sie in zahlreiche Varianten.[2]
Fortpflanzung
Melbourne Armstrong Carriker hat im Oktober 1947 nahe Cúcuta fünf Grünbauchamazilien in Brutstimmung beobachtet.[1] Im Zeitraum von Dezember 1962 bis Januar 1963 beobachtete der Pater Antonio Olivares Celis (1917–1975) in den östlichen Anden des Departamento de Boyacá sechs Nester der Grünbauchamazilie.[3] Am 21. Februar 1970 entdeckten David William Snow und Barbara Kathleen Snow am Moco Moco-Fluss in den Kanuku-Bergen in der Region Upper Takutu-Upper Essequibo ein Nest der Unterart A. v. cupreicauda. Im Nest befanden sich zwei Küken. Das Nest befand sich in einem kleinen Baum, der aus einer steinigen Spalte nahe einem Wasserfall herauswuchs. Das Nest war in ca. 3 Meter Höhe zwischen zwei dünnen Zweigen am Ende eines Astes gebaut und mit Spinnweben fixiert. Das napfförmige Nest hatte einen inneren Durchmesser von 33 mm, war 14 mm tief, wobei die gesamte Tiefe 28 mm betrug. Es bestand hauptsächlich aus einer dicken Schicht aus Moos und Spinnweben und etwas Dekoration aus Flechten.[4]
Unterarten
Es sind sechs Unterarten bekannt:[5]
- Amazilia viridigaster viridigaster (Bourcier, 1843)[6] – Die Nominatform ist im nördlichen zentralen Kolumbien verbreitet.
- Amazilia viridigaster iodura (Reichenbach, 1854)[7] – Diese Subspezies kommt im Westen Venezuelas vor.
- Amazilia viridigaster duidae (Chapman, 1929)[8] – Diese Unterart ist am Berg Duida im Süden Venezuelas verbreitet.
- Amazilia viridigaster cupreicauda Salvin & Godman, 1884[9] – Die Unterart kommt an den Tepuis im Süden Venezuelas, im Westen Guyanas und im brasilianischen Bundesstaat Roraima im nördlichen zentralen Brasilien vor.
- Amazilia viridigaster laireti (Phelps Jr & Aveledo, 1988)[10] – Diese Unterart ist in der Sierra de Unturán und dem Pico da Neblina und eventuell den Tepuis im Süden Venezuelas verbreitet.
- Amazilia viridigaster pacaraimae (Weller, 2000)[11] – Diese Untart kommt in der Sierra de Pacaraima und eventuell den Bergen des südlichen Venezuelas vor.
Lange wurde A. v. cupreicauda als eigene Art unter der Namen Kupferschwanzamazilie geführt. Das South American Classification Committee hat die beiden Arten zumindest so lange zusammengelegt, bis es gesichertere Daten zu den einzelnen Unterarten gibt.[12]
Etymologie und Forschungsgeschichte
Jules Bourcier beschrieb die Grünbauchamazilie unter dem Namen Trochilus viridigaster.[6] Das Typusexemplar stammte aus Fusagasugá im damaligen Vizekönigreich Neugranada.[13] Im Jahr 1843 führte René Primevère Lesson den neuen Gattungsnamen Amazilia für die Bronzekopfamazilie (Amazilia candida) (Syn: Ornismya Senex) ein.[14] Erst später wurde die Grünbauchamazilie dieser Gattung zugeschlagen. Dieser Name stammt aus einer Novelle von Jean-François Marmontel, der in Les Incas, Ou La Destruction De L'empire Du Pérou von einer Inka Heldin namens Amazili berichtete.[15] Das Artepitheton »viridigaster« setzt sich aus den lateinischen Worten »viridis« für »grün« und »gaster« für »Bauch« zusammen.[16] »Iodura« ist ein griechisches Wortgebilde aus »ioeidēs ιοειδης« für »violettfarben« und »-ouros, oura -ουρος, ουρα« für »-schwänzig, Schwanz«.[17] »Duidae« bezieht sich auf den Sammelort den »Berg Duida«.[18] »Cupreicauda« setzt sich aus den lateinischen Worten »cypreus« für »kupferfarben« und »cauda« für »Schwanz« zusammen.[19] »Laireti« ist dem venezolanischen Kardiologen Andrés Eusebio Lairet Hernandez (1944-) gewidmet.[20] Schließlich bezieht sich »pacaraimae« auf den Lebensraum dieser Unterart.[21]
Literatur
- Steven Leon Hilty, John A. Gwynne, Guy Tudor: Birds of Venezuela. Princeton University Press, Princeton 2002, ISBN 0-691-09250-8 (books.google.de [abgerufen am 11. Januar 2014]).
- Steven Leon Hilty, William Leroy Brown: A guide to the birds of Colombia. Princeton University Press, Princeton 1986, ISBN 0-691-08371-1 (books.google.de [abgerufen am 11. Januar 2014]).
- James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
- Jules Bourcier: Oiseaux-mouches nouveaux. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band 6, 1843, S. 99–104 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 11. Januar 2015]).
- Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach: Aufzählung der Colibris oder Trochilideen in ihrer wahren natürlichen Verwandtschaft, nebst Schlüssel ihrer Systematik. In: Journal für Ornithologie. Band 2: Extraheft, 1854, S. 1–24 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 11. Januar 2015]).
- Frank Michler Chapman: Descriptions of new birds from Mt. Duida, Venezuela. In: American Museum novitates. Nr. 380, 1921, S. 1–28 (digitallibrary.amnh.org [PDF; 2,7 MB; abgerufen am 11. Januar 2015]).
- Osbert Salvin, Frederick DuCane Godman: Notes on Birds from British Guiana Part III. In: The Ibis. Serie 5, Band 2, Nr. 46, 1884, S. 443–452 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 11. Januar 2015]).
- William Henry Phelps, Jr., Ramón Aveledo Hostos: Una nueva subespecie de aves de la familia (Trochilidae) de la Serrania Tapirapeco, Territorio Amazonas, Venezuela. In: Boletín de la Sociedad Venezolana de Ciencias Naturales. Band 42, Nr. 142, 1988, S. 7–10.
- André-Alexander Weller: A new hummingbird subspecies from southern Bolivar, Venezuela, with notes on biogeography and taxonomy of the Saucerottia viridigaster-cupreicauda species group. In: Ornitologia Neotropical. Band 11, Nr. 2, 2000, S. 143–154 (ibiologia.unam.mx [PDF; 609 kB; abgerufen am 11. Januar 2015]).
- René Primevère Lesson: Complément à l’histoire naturelle des oiseaux-mouches. In: L’Echo du Monde Savant. Serie 2, Band 10, Nr. 32, 1843, S. 755–758 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 29. Februar 2016]).
- René Primevère Lesson, Prosper Garnot: Voyage autour du monde exécuté par Ordre du Roi, sur la Corvette de Sa Majesté, La Coquille pendant les années 1822, 1823, 1824 et 1825, sous le ministère et conformément aux instructions de S. E. M. Marquis de Clermont-Tonnerre, ministre de la marine; et publié sou les auspices de son excellence Mgr le Cte de Chabrol, ministre de la Marine et des colonies, par M. L. Dupppery, capitaine de frégate. chevalier de Saint-Louis et membre de la legion d'honaire, commandant de l’expédition. Band 1: Zoologie, Nr. 2. Arthus-Bertrand, Paris 1828 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 11. Januar 2015]).
- David William Snow, Barbara Kathleen Snow: Breeding of the Green-bellied Hummingbird. In: The Auk. Band 91, Nr. 3, 1974, S. 626 (sora.unm.edu [PDF; 63 kB; abgerufen am 11. Januar 2015]).
- Antonio Olivares Celis: Notas sobre aves de los Andes orientales en Boyacá. In: Boletín de la Sociedad Venezolana de Ciencias Naturales. Band 25, Nr. 106, 1963, ZDB-ID 730565-5, S. 91–125.
Weblinks
- Amazilia viridigaster in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2014.3. Eingestellt von: BirdLife International, 2012. Abgerufen am 11. Januar 2015.
- Factsheet auf BirdLife International
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Green-bellied Hummingbird (Saucerottia viridigaster) in der Internet Bird Collection
- Grünbauchamazilie (Amazilia viridigaster) bei Avibase; abgerufen am 11. Januar 2015.
- Amazilia viridigaster viridigaster im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Green-bellied Hummingbird (Amazilia viridigaster)
Einzelnachweise
- Steven Leon Hilty u. a. (1986), S. 274.
- Steven Leon Hilty u. a. (2002), S. 420.
- Antonio Olivares Celis, S. 91 f.
- David William Snow u. a., S. 626.
- IOC World Bird List Hummingbirds
- Jules Bourcier, S. 103.
- Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach, S. 8.
- Frank Michler Chapman, S. 13.
- Osbert Salvin u. a., S. 452.
- William Henry Phelps, Jr. u. a., S. 7.
- André-Alexander Weller, S. 148.
- Proposal (#168) to South American Classification Committee Proposal – Lump Amazilia cupreicauda with A. viridigaster (Memento vom 23. Februar 2007 im Internet Archive)
- Jules Bourcier u. a., S. 104
- René Primevère Lesson u. a. (1843), Spalte 757
- René Primevère Lesson u. a. (1827), S. 683 (Tafel 3)
- James A. Jobling, S. 403
- James A. Jobling, S. 206.
- Frank Michler Chapman, S. 14.
- James A. Jobling, S. 125.
- William Henry Phelps, Jr. u. a., S. 9.
- André-Alexander Weller, S. 149.