Gottfried Merzbacher
Gottfried Merzbacher (* 9. Dezember 1843 in Baiersdorf; † 14. April 1926 in München) war ein deutscher Geograph, Alpinist und Forschungsreisender.
Leben
Gottfried Merzbacher wurde am 9. Dezember 1843 im mittelfränkischen Baiersdorf bei Erlangen als Sohn des jüdischen Fellhändlers Marcus Merzbacher geboren. Nach dem Verlassen der Realschule Erlangen erlernte er das Kürschnerhandwerk und stieg in das Geschäft seines Vaters ein. In Paris, London und St. Petersburg wurde er zum Kaufmann ausgebildet. 1868 eröffnete er in München in der Residenzstraße 14 sein eigenes Pelzwarengeschäft. Nachdem er sein finanziell sehr gut laufendes Geschäft 1888 verkauft hatte, widmete er sein Leben ganz dem Alpinismus.
Im Jahre 1878 gelang ihm mit den Führern Cesare Tomè und Santo Siorpaes die Erstbesteigung des Monte Schiara. Auch auf dem Totenkirchl im Wilden Kaiser, einem der bekanntesten Kletterberge der Alpen, stand er am 16. Juni 1881 zusammen mit Peter Soyer als erster. 1884 zog er sich aus dem Berufsleben zurück und unternahm ausgedehnte Reisen nach Persien, Kaschmir, Ceylon, in den Kaukasus und zu den Gebirgen Mittelasiens. 1891 folgte im Rahmen einer Kaukasusexpedition mit Ludwig Purtscheller die Besteigung des Elbrus und weiterer Berge. Merzbacher hatte einen erheblichen Anteil an der Erschließung der Alpen, des Kaukasus und von asiatischen Gebirgen wie dem Tian Shan. Auch in den Westalpen unternahm er Touren wie die Überschreitung der Piz Bernina, der Meije und des Matterhorns. Im Jahr 1901 erschien sein zweibändiges Werk Aus den Hochregionen des Kaukasus und eine in der Folgezeit grundlegende Karte dieses Gebirges (Merzbacherkarte).[1] 1901 erhielt er von der Universität München den Ehrendoktortitel, 1902 wurde er zum zweiten Vorsitzenden der Münchner Geographischen Gesellschaft gewählt, im Jahr 1905 erhielt er den Verdienstorden vom Heiligen Michael III. Klasse[2] und 1907 wurde er zum Prof. h. c. ernannt.[3]
1902/03 bereiste Merzbacher auf der Suche nach dem legendären Berg Khan Tengri den Tian Shan in Zentralasien. Er entdeckte den heute als Merzbacher-See bekannten Eisstausee am Inyltschek-Gletscher, der für seine Ausbrüche bekannt und gefürchtet ist.[4] Ein 2009 am Inyltschek-Gletscher errichtetes Hochgebirgsobservatorium wurde ihm zu Ehren Gottfried-Merzbacher-Station genannt.
Gottfried Merzbacher starb am 14. April 1926 mit 82 Jahren nach kurzer Krankheit in München.
Werke
- Gottfried Merzbacher: Aus den Hochregionen des Kaukasus. Wanderungen, Erlebnisse, Beobachtungen. Duncker & Humblot, Leipzig, 1901 (Zweiter Band [abgerufen am 22. April 2017]).
- Gottfried Merzbacher: Der Tian-Schan oder das Himmelsgebirge. Skizze von einer in den Jahren 1902 und 1903 ausgeführten Forschungsreise in den zentralen Tian-Schan. In: Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins. 1906, S. 121 ff. (online in der Österreichischen Nationalbibliothek [abgerufen am 22. März 2013]).
- Gottfried Merzbacher: The Central Tian-Shan Mountains. (PDF; 16,4 MB) An Expedition into the Central Tian-Shan Mountains. Carried out in the years 1902–1903. Royal Geographical Society, 1905, abgerufen am 22. März 2013 (englisch).
- Gottfried Merzbacher: Forschungsreise im Tian-Schan. In: Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften München. 1904, S. 277–369 (zobodat.at [PDF]).
Literatur
- Peter Grimm: Merzbacher, Gottfried. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 205 f. (Digitalisat).
- Hans Dieter Sauer: Die Wiederentdeckung eines Forschungsreisenden. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Akademie Aktuell. Nr. 1, 2007, S. 63–66 (online [PDF]).
- Rollo Steffens: Gottfried Merzbacher und der Tian Shan. In: Berg 2003. Alpenvereinsjahrbuch Band 127, München/Innsbruck/Bozen 2003, S. 76–85.
Weblinks
Einzelnachweise
- Fritz Schmitt: Das Buch vom Wilden Kaiser. Bergverlag Rudolf Rother, München 1982, S. 162f.
- Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern. 1910. R. Oldenburg, München 1910, S. 46.
- Prof. Dr. Gottfried Merzbacher, München
- Hans Dieter Sauer: Die Wiederentdeckung eines Forschungsreisenden. S. 63.