Gnodstadt
Gnodstadt ist ein Gemeindeteil der Stadt Marktbreit im Landkreis Kitzingen (Unterfranken, Bayern) an der südlichsten Stelle des Maindreiecks und gleichzeitig des Mains, obwohl Gnodstadt 2 km vom Main entfernt liegt. Gnodstadt ist einer von zwei Stadtteilen der Stadt Marktbreit und hat etwa 750 Einwohner.
Gnodstadt Stadt Marktbreit | |
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Höhe: | 276 m ü. NHN |
Einwohner: | 643 (25. Mai 1987)[1] |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 97340 |
Vorwahl: | 09332 |
Geografische Lage
Gnodstadt liegt im äußersten Süden des Marktbreiter Gemeindegebietes am Breitbachzufluss Bräubach bzw. Steingraben. Im Norden beginnt in einiger Entfernung das Gebiet der Stadt Ochsenfurt im Landkreis Würzburg. Nordnordöstlich, getrennt durch die Bundesautobahn 7 und die Staatsstraße 2271, ist Marktbreit selbst zu finden, mit dem Gnodstadt über die Kreisstraße KT 18 verbunden ist. Der Südosten wird von Martinsheim-Enheim eingenommen. Im Süden beginnt mit der Gemarkung Geißlingen das Gebiet der Gemeinde Oberickelsheim im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. Im Südwesten verläuft die Bundesstraße 13 teilweise über Gnodstadter Gebiet.[2]
Geschichte
Urkundlich erwähnt wurde die Ortschaft das erste Mal 1130. Auch ein Rittergeschlecht mit dem Namen von Gnodstadt ist schon um diese Zeit belegt. Zwischen 1448 und 1806 war Gnodstadt eines der sogenannten Sechs Maindörfer, die zur Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach gehörten.
In der Nähe des Dorfes, aber noch innerhalb der Ortsmarkung, befindet sich ein Obelisk, der 1773 errichtet wurde. Dieser wird auch als Mautpyramide bezeichnet. Im Dezember 2010 wurde sie von einem Lkw-Fahrer – der paradoxerweise Autobahnmaut sparen wollte – umgefahren, wodurch Gnodstadt auch überregional in die Schlagzeilen geriet.[3]
Zahlreiche historische Häuserfassaden des Ortes sind aus Gnodstädter Sandstein gebaut, der noch am Rand des Ortes gebrochen wird.
Mit der Gemeindegebietsreform, die am 1. Mai 1978 in Kraft trat, wurde das Dorf in die etwa 4 km entfernte Stadt Marktbreit eingemeindet und wechselte somit vom Altlandkreis Ochsenfurt, der mit der einzigen Ausnahme von Gnodstadt dem Landkreis Würzburg zugeschlagen wurde, in den Landkreis Kitzingen.[4] Der Eingemeindung waren große Proteste der Bevölkerung vorausgegangen.[5]
Wappen
Blasonierung: „In Blau die silbern gekleideten Apostelfiguren Petrus (rechts) und Paulus, ersterer die Rechte erhoben, in der Linken einen Schlüssel, letzterer in der Linken ein Schwert, die Rechte mit einem Kreuz zum Segen erhoben.“[6] | |
Wappenbegründung: Die beiden Apostel verweisen seit dem Dreißigjährigen Krieg auf die beiden Kirchenpatrone des Ortes. Zuvor besaß der Ort ein anderes Siegel unbekannten Inhalts, das 1632 von den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach erneuert wurde. Zunächst waren die beiden Apostel hinter einem Tisch sitzend dargestellt, zwischen beiden stand ein Kreuz. |
Sehenswürdigkeiten
Den Mittelpunkt des Ortes bildet die ehemalige Wallfahrtskirche St. Peter und Paul. Ihr Turm geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Später zog eine Madonna Pilger aus weit entfernten Orten dorthin. Im Jahr 1528 führten die Markgrafen von Ansbach die Reformation ein und beendeten die Wallfahrt. Das Gotteshaus besitzt noch wertvolle Ausstattungsstücke, wie eines der ältesten Geläute der Umgebung.
Am nordwestlichen Ortsende Richtung Ochsenfurt steht zwischen drei sogenannten Kreuzbäumen ein Renaissancebildstock aus dem Jahr 1586, der 2001 restauriert wurde, wodurch die hohe künstlerische Qualität der Martersäule mit biblischen Figuren wiederhergestellt wurde.
In der Ortsmitte befindet sich ein malerischer Dorfbrunnen mit Sinnspruch und Jahreszahl (1920). Schon seit 1463 ist die Existenz eines Rathauses bekannt. Das heutige zweistöckige Gebäude mit dem Jugendraum der Landjugend Gnodstadt und einer alten Kanone stammt aus den Jahren 1730–1732 und besitzt einen großen Saal.
Gesellschaftliches Leben
Vereine
Der Turn- und Sportverein TSV Gnodstadt stellt einen erheblichen Teil der Freizeitgestaltung in Gnodstadt dar. Er hat zurzeit 630 Mitglieder. Außer Fußball bietet der TSV auch Wirbelsäulengymnastik, Radfahren, Kinderturnen, Mutter-Vater-Kind-Turnen und Aerobic an. Im Jahr 2006 feierte der TSV sein 100-jähriges Jubiläum mit einer Sportwoche, dem Gaukinderturnfest und weiteren Festlichkeiten.
In Gnodstadt sind sieben Vereine ansässig, Landjugend, TSV Gnodstadt, Männergesangsverein, Landfrauen, Feuerwehrverein, Diakonieverein, Reit- und Fahrverein.
Bildung
Gnodstadt hat einen evangelischen Kindergarten.
Persönlichkeiten
Aufgrund der vielen Schriftsteller und Autoren, die Gnodstadt hervorgebracht hat, wird der Ort auch „Dichterdorf am Maindreieck“ genannt.
- Michael Georg Conrad (1846–1927), Schriftsteller, Gründer und Redakteur der ersten naturalistischen Zeitschrift Die Gesellschaft, Ehemann der Theaterschauspielerin Marie Ramlo
- Matthäus Conrad, Schriftsteller
- Jörg Geuder (1861–1935), Lehrer, Dichter, Sprachpfleger und Gartenschriftsteller
- Fritz Löblein (1886–1954), Chemiker und Erfinder
- Ernst Luther (1894–1966), Redakteur, Heimatdichter, Mitbegründer des Frankenbundes[7]
- Adeline Elisabeth Rohn, Schriftstellerin, unter anderem „Rosen im Glas. Gedichte“ (1927), „Aus der Heimat kommt der Schein. Fränkische Erzählungen aus der Vergangenheit“ (1927)[8]
Literatur
- Hans Bauer: Alte und neue Wappen im Landkreis Kitzingen. In: Jahrbuch des Landkreises Kitzingen 1980. Im Bannkreis des Schwanbergs. Kitzingen 1980. S. 53–70.
- Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
- Johann Kaspar Bundschuh: Gnottstadt. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 338–339 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Gnottstatt. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 334 (Digitalisat).
- Robert von Landmann: Meine Vorfahren. C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1925.
- Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band 2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S. 404 (Digitalisat – Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
- Gottfried Stieber: Gnodstatt. In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, S. 403–407 (Digitalisat).
Weblinks
- http://www.marktbreit.de/rundgang/gnodstadt.htm Gnodstadt auf marktbreit.de
- http://www.landjugend-gnodstadt.de Landjugend Gnodstadt Online
- http://www.tsv-gnodstadt.de TSV Gnodstadt Online
Einzelnachweise
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, S. 365 (Digitalisat).
- Gnodstadt im BayernAtlas
- 40-Tonner prallt gegen historische Mautpyramide | Main-Post (3. Dezember 2010)
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 748.
- Main-Post: Der Volkszorn hat sich gelegt. Main-Post von Montag, 21. Januar 2019. S. 28.
- Bauer, Hans: Alte und neue Wappen im Landkreis Kitzingen. S. 62.
- Ernst Luther † (Nachruf) http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/1966_49.pdf
- o. A.: Kalendarium. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1962. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1962. S. 19.