Glasmine 43
Die Glasmine 43 ist eine deutsche Antipersonenmine aus Glas, die im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde.
Hintergrund
Die Glasmine 43 wurde entwickelt, um mit geringstem Metallanteil die Wirkung der verbesserten Minensuchgeräte mit Metalldetektoren einzuschränken und möglichst nicht mehr aufspürbar zu sein. Insofern ist diese metallarme Mine mit moderneren Kunststoffminen vergleichbar. Glassplitter sind auf Röntgenbildern schlecht sichtbar, daher schwierig zu entfernen und sie bergen ein hohes Infektionsrisiko. So war eine nachhaltige, häufig lebensgefährliche Schädigung des Opfers selbst bei äußerlich gering erscheinenden Verletzungen gegeben.
Während die ersten Typen noch einen geringen Metallanteil im Zünder (Hebelzünder 44) hatten, wurde dieser bei den folgenden Typen durch einen chemischen Zünder ersetzt. Das Minengehäuse bestand gänzlich aus Glas und war in Form, Größe und Gewicht einem Blumentopf ähnlich (Gewicht 1,2 kg, Durchmesser 150 mm, Höhe 105 mm).[2] Der Glasdeckel brach bereits bei einer Belastung mit etwa zehn Kilogramm Gewicht und löste den Zünder aus.[3] Im Hebelzünder 44 schlug bei der Auslösung ein Schlagbolzen auf ein Zündhütchen.[4] Es zündete eine Verstärkerladung, die unmittelbar die eigentliche Sprengladung zum Explodieren brachte. Chemische Zünder dagegen bestehen aus zwei Flüssigkeiten in getrennten Glaskolben. Diese zerbrechen bei Belastung, die zusammenkommenden Flüssigkeiten reagieren explosiv und zünden die angeschraubte Sprengladung (Sprengmittel 28, 200 g). Ebenfalls waren chemische Zünder in Verwendung, deren Reaktionsstoffe aus einer Flüssigkeit und einem reaktiven Pulver bestanden. Auch bei diesem Zünder führte das Vereinigen der Stoffe zu einer explosiven Reaktion. Die Sprengladung betrug 200 g TNT. Die Minen konnten nicht gefahrlos transportiert und verlegt werden.
In den Jahren 1944 und 1945 wurden rund elf Millionen Minen dieses Typs hergestellt, nach dem Kriegsende waren noch etwa 9,7 Millionen Stück in den Beständen.[5] Die Herstellung erfolgte dezentral im gesamten deutschen Reich. Nachweislich beteiligt waren folgende Firmen, wenngleich von weiteren Produzenten, zumal im deutsch besetzten Ausland auszugehen ist:
- Gifhorner Glashütte, Niedersachsen
- Annahütte, H. Heye Glas, Brandenburg
- Glasfabrik H. Heye Germersheim, Rheinland-Pfalz
- Glashütte Bernsdorf, Sachsen
- Marienhütte Gnarrenburg, Niedersachsen
- Ruhrglas Essen, Nordrhein-Westfalen
- Siemens Glas AG Freital, Sachsen
- Glashütte Kritzow, Mecklenburg-Vorpommern
- Glasfabrik Brockwitz, Sachsen
- Glashütte Noelle & von Campe, Niedersachsen[6]
Das Räumen von Glasminen ist sehr zeit- und materialaufwendig. Glasminen müssen entweder langsam von Hand mit einer Minensuchnadel oder mechanisch mit entsprechendem Großgerät wie dem Minenräumpanzer „Keiler“ geräumt werden, wobei zu bedenken ist, dass der „Keiler“ eine entsprechende Fehlerquote aufweist, da er aus taktischen Gründen vorwiegend zum Anlegen von Minengassen zum Einsatz kommt. Minen dieses Typs gibt es zum Beispiel im Nationalpark Eifel auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatz Vogelsang.[7]
Laut kolumbianischen Regierungsquellen seien 2004 hausgemachte Minen ähnlicher Konstruktion von Guerillas in Kolumbien eingesetzt worden.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- Office of the Chief of Ordnance: Catalog Of Enemy Ordnance Materiel 1945, OCLC 464601649.
- Glasmine (abgerufen am 28. September 2012)
- Wirkungsweise, Aufbau und Bilder von Glasminen (englisch) (Memento vom 22. Januar 2009 im Internet Archive), abgerufen am 11. Juni 2012.
- Hebelzünder 44 (Memento vom 2. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 11. Juni 2012.
- TM-E 30-451 Handbook on German Military Forces (englisch), abgerufen am 11. Juni 2012.
- Uwe Spiekermann: Eine Waffe auch aus Boffzen – Die Glasmine 43. 6. November 2020, abgerufen am 16. Februar 2021.
- Dieter Wulf: Am Rande des Nationalparks Eifel. 5. April 2009 in Deutschlandfunk, abgerufen am 8. September 2013.
- Antipersonenmine GMMI 43, aufgerufen am 19. November 2017.