Aschenhaus
Ein Aschenhaus (auch: Aschenhütte) war ein Nebenbetrieb frühneuzeitlicher Glashütten. Diese benötigten als Ausgangsstoffe zur Glasherstellung nebst Quarz und Kalk auch Pottasche. Letztere diente als Flussmittel, das heißt, durch ihre Beimengung zum Quarzsand wurde dessen sehr hoher Schmelzpunkt deutlich abgesenkt. Zur Erzeugung der Pottasche richteten die Hütten in ihrer Nachbarschaft Aschenhäuser ein, in denen von Aschenbrennern das Salz aus Pflanzen- und Holzasche in Wasser in Lösung gebracht wurde, das dann verdampft wurde; den gesamten Prozess bezeichnet man als Auslaugen.
Der Zeitzeuge Lukas Grünenwald, Lehrer und Heimatforscher, berichtet aus seinen Erinnerungen an seine Jugendzeit in Dernbach (Pfalz)[1]:
„Diese Pottaschhütten waren kleine, viereckige Steinhäuser mit einer Stube und Küche und Holzlage darüber. In der Küchenecke stand ein großer, runder Eisenkessel im gemauerten Herde zum Pottaschsieden und ein Kamin stieg von da über das Satteldach empor. In den drei Wänden dem Eingange gegenüber waren kleine Fenster.
Die nötige Holzasche wurde in allen Dörfern weithin gekauft und in Säcken auf Handkarren und Wagen auf den damals noch schlechten Straßen oft mühsam heimgebracht. In der Hütte wurde sie zuerst kalt beigesetzt, d.h. in grauen Weidenkörben, die innen mit Leinwand ausgeschlagen waren und über Laugbütten standen, mit Bachwasser übergossen und durchsickert, bis sie ganz ausgelaugt war.
Die Mutterlauge wurde dann im Herde solange gesotten, bis nur noch die weiße, kostbare Pottasche übrig blieb, die um teuren Preis an Glashütten verkauft wurde.“
Der Holzbedarf bei der Pottascheherstellung war außerordentlich hoch, weshalb die Glashütten häufig in ausgedehnten Wäldern angesiedelt wurden (Waldglas). So ergibt sich aus den Unterlagen der Waldglashütte von Spiegelberg in den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen (1705–1822 in Betrieb) ein jährlicher Bedarf an Pottasche von rund 800 Zentnern. Da ein Festmeter Holz (rund 750 kg) nur 1 kg Pottasche ergab, mussten somit jährlich für den Pottaschenbedarf nur dieser Glashütte rund 40.000 Festmeter Holz eingeschlagen werden.
Noch heute erinnern die Namen von Siedlungen an einstige Aschenhäuser bzw. Aschenhütten, siehe Aschenhütte. So lauten etwa die Namen von gleich zwei Wohnplätzen im Bereich der Gemeinde Mainhardt Aschenhütte.
Literatur
- Marianne Hasenmayer: Die Glashütten im Mainhardter Wald und in den Löwensteiner Bergen. In: Paul Strähle (Hrsg.): Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. 4. überarbeitete und ergänzte Auflage. Theiss, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-2033-6, S. 108–128 (Natur – Heimat – Wandern).
Einzelnachweise
- Helmut Seebach: Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz. Band 3: Pfälzerwald. Waldbauern, Waldarbeiter, Waldprodukte- und Holzwarenhandel, Waldindustrie und Holztransport. Bachstelz-Verlag, Annweiler-Queichhambach u. a. 1994, ISBN 3-924115-13-3, S. 116.