Giorgia Meloni
Giorgia Meloni (* 15. Januar 1977 in Rom) ist eine italienische Politikerin.
Sie ist seit 2014 Vorsitzende der Partei Fratelli d’Italia und seit September 2020 Präsidentin der Europapartei Europäische Konservative und Reformer (EKR).[1] In Silvio Berlusconis viertem Kabinett war sie von Mai 2008 bis November 2011 Ministerin für Jugend und Sport.
Jugend
Meloni wuchs als Tochter einer Sizilianerin und eines Sarden im römischen Viertel Garbatella auf.[2] Mit 15 Jahren trat sie der Fronte della Gioventù („Jugendfront“) bei, der Jugendorganisation des neofaschistischen Movimento Sociale Italiano (MSI)[3], denn die habe eigener Aussage zufolge »mit den Gaunereien und der Korruption jener Jahre« nichts zu tun gehabt.[4] Außerdem gründete und organisierte sie noch als Schülerin die Protestbewegung Gli Antenati (dt.: „Die Vorfahren“, aber auch der italienische Name der Zeichentrickserie Familie Feuerstein) gegen die von der christdemokratischen Unterrichtsministerin Rosa Russo Iervolino eingeleitete Schulreform. 1996 schloss sie eine Sprachenausbildung an einer Hotelfachschule ab.[5] Nach eigenen Angaben arbeitete sie zeitweilig als Kellnerin, als Barfrau in der Diskothek Piper und als Kindermädchen im Haushalt des Showmasters Fiorello.[6]
Politischer Werdegang
1996 wurde sie an die Spitze der Azione Studentesca, der Studentenorganisation der Partei Alleanza Nazionale (AN; Nachfolgepartei des MSI, die sich inzwischen vom Faschismus abgewendet hatte), gewählt und vertrat diese im vom Bildungsministerium geschaffenen Forum aller Studentenvereinigungen. Von 1998 bis 2002 saß sie für ihre Partei im Provinzrat von Rom. Im Jahr 2000 rückte sie an die Führungsspitze der Azione Giovane (Jugendorganisation der AN) auf, zu deren nationaler Vorsitzenden sie 2004 gewählt wurde.
Bei den Parlamentswahlen 2006 trat sie für die AN im Wahlbezirk Latium 1 an; sie wurde in die Abgeordnetenkammer gewählt und bekleidete in der 15. Legislaturperiode (2006–2008) als jüngste Abgeordnete das Amt der Vizepräsidentin der unteren Parlamentskammer.
Nach ihrer Wiederwahl bei den vorgezogenen Wahlen 2008 und dem deutlichen Sieg von Berlusconis neuem Mitte-rechts-Bündnis Popolo della Libertà (PdL) wurde sie am 8. Mai 2008 mit 31 Jahren, als damals jüngste Ressortchefin in der Geschichte der italienischen Republik[4], Jugend- und Sportministerin der neuen Regierung. Das Amt hatte sie bis November 2011 inne. Nachdem AN und Forza Italia 2009 zur PdL fusionierten, wurde sie Vorsitzende von deren Jugendorganisation Giovane Italia („Junges Italien“), die sie bis 2012 führte.
Aus Unzufriedenheit über Berlusconis Führungsstil gründete Meloni im Dezember 2012 zusammen mit Ignazio La Russa und anderen die Partei Fratelli d’Italia, zu deren Vorsitzender sie im März 2014 gewählt wurde. Bei der Kommunalwahl in Rom 2016 trat sie als Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin an und kam mit 20,7 % auf den dritten Platz.
Positionen
Eine Zusammenarbeit mit der Partito Democratico und der Fünf-Sterne-Bewegung lehnt sie kategorisch ab. Meloni spricht sich für eine konservative Gesellschaftspolitik aus und spart dabei Agitationen gegen Homosexuelle nicht aus. Über die Gründung der FdI sagte Meloni, dass die Rechte in der Spätphase Berlusconis damals zu verschwinden drohte und dass sie und ihre FdI-Mitgründer den Gedanken nicht ertragen hätten, „als die Generation in die Geschichtsbücher einzugehen, die die Rechte ermordet hatte“. Sie wolle die Rechte »stärker denn je« machen und der italienischen »Nation wieder eine patriotische Regierung geben«. Zum Faschismus gab sie einmal an »ein unbeschwertes Verhältnis« zu haben. Eigenen Angaben zufolge hat sie sich nie rassistisch und homophob geäußert.[4]
Privates
Meloni schrieb mit Io sono Giorgia (dt. übersetzung: »Ich bin Giorgia«) eine Autobiografie.[4]
Literatur
- Barbie Latza Nadeau: Femme Fascista: How Giorgia Meloni became the star of Italy's far right. In: World Policy Journal. Vol. 35, Nr. 2, Summer 2018, S. 14–21 (Digitalisat).
Weblinks
- Meloni, Giorgia. In: Enciclopedie on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 8. Februar 2021.
- Offizielle Website (italienisch)
- Biografie bei der Italienischen Regierung (italienisch)
- Profil bei der Italienischen Abgeordnetenkammer (italienisch)
- Profil bei openpolis.it (italienisch)
Einzelnachweise
- Press release: ECR party elects new presidency. In: ecrparty.eu. 29. September 2020, abgerufen am 30. September 2020 (englisch).
- Giorgia Meloni: biografia, studi e carriera politica, curriculum. In: The Italian Times, 27. Mai 2019.
- Giorgia Meloni: gli inizi nel Fronte della Gioventù. In: Corriere del Veneto, 9. Mai 2019.
- Frank Hornig: Italien - Giorgia Meloni: Ich, ich, ich. In: Der Spiegel. Abgerufen am 9. August 2021.
- Biografia di Giorgia Meloni. Governo italiano, Stand November 2011, abgerufen am 4. Juni 2019.
- Giorgia Meloni: «Io militante ventenne e i Lego con la figlia di Fiorello». In: Corriere della Sera (online), 17. Januar 2013.