Georg Koppmann
Georg Koppmann (* 15. Juli 1842 in Hamburg; † 4. Juli 1909 ebenda)[1] war ein deutscher Unternehmer und Fotograf für Architektur.
Leben
Georg Koppmann betrieb ein fotografisches Gewerbe in Hamburg. Koppmann bezog im Jahr 1865 das fotografische Atelier im Neuer Wall 38,[2] das von 1860 bis 1865 von dem Portraitmaler und Fotografen Carl von Wieland genutzt worden war. Die anfängliche Zusammenarbeit mit Herrn Seyfarth wurde nach kurzer Zeit beendet. Koppmann zeigte erstmals Fotografien von mecklenburgischen Höfen im Jahr 1867.[3] Ab 1870 war Koppmanns Atelier im Neuer Wall 5 für die Dauer von 25 Jahren.[4] Als es wegen des Ausbruchs des Deutsch-Französischen Krieges im August 1870 die Aufträge aussetzten, verließ er vorübergehend Hamburg und suchte auswärts Arbeit.[5][6]
Zu der Zeit hatte der Hildesheimer Senator Hermann Roemer auf seinen Reisen durch Deutschland sicher beobachtet, dass es überall, insbesondere in Berlin, nicht jedoch in Hildesheim, großformatige Fotografien mit Stadtansichten zu kaufen gab. Im Schriftverkehr zwischen Roemer und dem Hildesheimer Verleger Gerstenberg setzte sich Roemer persönlich für Aufnahmen von Hildesheim ein. Einer der beiden Herren hatte dabei „wohl zufällig“ Georg Koppmann kennengelernt.[7] Als Georg Koppmann gegen Ende 1870 in Braunschweig arbeitete, erhielt er so den Auftrag zur Herstellung einer Bildreihe über Hildesheim.[5]
Der Verlag der Gebrüder Gerstenberg hatte zu Weihnachten 1871 in einem Inserat insgesamt 20 Ansichten von Kirchen und Profanbauten angeboten.[8] „Ganz neue Originalaufnahmen […] von einer Trefflichkeit der Ausführung, wie auch nur annähernd Aehnliches bisher nicht vorhanden war“, konnten als Einzelaufnahme auf Karton erworben werden. Diese Fotografien knüpften die bis dahin übliche Tradition an, Stahlstich- und Lithografie-Serien von Sehenswürdigkeiten als Kunstblätter und Reiseerinnerungen zu kaufen.[5]
Vermutlich wird er in Erfurt tätig gewesen sein, wie aus der Veröffentlichung eines entsprechenden Albums zu schließen ist. Auch in Köln muss er sich aufgehalten haben. Der Architekt August Hartel gab 1886 ein Buch über alte und neuere Architekturen Kölns mit 28 Fotografien von Koppmann heraus.[9]
Georg Koppmann hatte im Auftrag der Hamburgischen Baudeputation die historisch Gebäude und Straßen fotografisch zu dokumentieren, die dem Bau einer Speicherstadt für ein Freihafengelände niedergelegt werden sollten. Fotografien von Koppmann & Co. wurden später auf Ansichtskarten durch den Hamburger Verlag Knackstedt & Näther vertrieben.[10]
Im Jahre 1900 beteiligte sich Koppmann mit 32 Aufnahmen an der Präsentation des Hamburger Friedhofs Ohlsdorf auf der Pariser Weltausstellung, wo Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes und der Hamburger Senat mit einem Grand Prix ausgezeichnet wurden.[11]
Werke (Auswahl)
- Kirchen Hamburgs und Altonas, Mausoleum des Herrn Baron von Schröder, architektonische und landwirtschaftliche Aufnahmen vorgestellt auf einer Ausstellung 1869 in Altona.[12]
- Ansichten von Hildesheim, 20 Blatt, quart Folio, Gerstenbegrsche Buchhandlung, Hildesheim o. J. (1872)[13][14]
- Ansichten von Leipzig, 15 Blatt, quart Folio, in Comm. Pernitzsch und Klein, Leipzig o. J. (1873)[15]
- Album von Erfurt, 17 Blatt, quart Folio, Neumann, Erfurt o. J. (1873)[16][17]
- August Hartel (Hg.): Cöln (Köln) in seinen alten und neueren Architekturen, Dorn & Merfeld, Leipzig, 1886, (mit Orign. Aufnahmen nach der Natur, 28 Tafeln).
- August Hartel (Hg.): Moderne Kirchenbauten, Dorn & Merfeld, Leipzig, 1886, (10 Lichtdrucktafeln in Mappe).[18]
- Hamburg vor dem Zollanschluss 1883/ 84. 20 Tafeln in Leporello-Faltung Praeger, Berlin [ca. 1890].
- Hamburg aus dem Freihafengebiet. Aufgenommen und herausgegeben von G. Koppmann & Co. Photographen. Hamburg 1888, Digitalisat
- Mappenwerke
- Hamburg 1883. Ansichten aus dem niederzulegenden Stadttheil. (Digitalisat , unterhalb des Bildes Titel und Datierung.)
- Hamburg 1884. Ansichten aus dem niederzulegenden Stadttheil.
- Hamburg. Aufgenommen und herausgegeben von G. Koppmann & Co. Photographen. 32 Bildtafeln, 1. Auflage, Verlag Otto Meissner, Hamburg, 1887.
- St. Michaelis Gedächtnis-Mappe. Sammlung von Originalaufnahmen der Großen Michaeliskirche. Hrsg. zur Erinnerung an die Brandkatastrophe vom 3. Juli 1906. 23 Original-Fotografien, (Fotogröße ca. 22 × 18 cm, Kartongröße ca. 32 × 25 cm) Koppmann & Cie., Hamburg 1906.
Auszeichnungen
- Bronzemedaille für Interieurs (Dritte Gruppe) auf der Hamburger Ausstellung [für Photographie] im November 1868[19]
- Verdienst-Medaille für Architectur-Aufnahmen anlässlich der Weltausstellung 1873 in Wien (Abt. Photographie)[20]
In Erinnerung an den Künstler und sein Werk vergibt die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in Kooperation mit der Stiftung Historische Museen Hamburg seit 2018 alljährlich den mit 8000 € dotierten Georg-Koppmann-Preis für Hamburger Stadtfotografie.[21]
Literatur
- Olaf Matthes, u. a.: Stadt Bild Wandel. Fotografie in Hamburg 1870–1914. Hrsg.: Olaf Matthes, Museum für Hamburgische Geschichte,. Junius, Hamburg 2014, ISBN 978-3-88506-055-0 (Enthält Aufsätze zu und Fotografien von Koppmann).
- Ulrich Pohlmann, Dietmar Siegert (Hrsg.): Zwischen Biedermeier und Gründerzeit. Deutschland in frühen Photographien 1840-1890 aus der Sammlung Siegert. Schirmer/Mosel, München 2012, ISBN 978-3-8296-0626-4 (Katalog zur Ausstellung im Münchner Stadtmuseum vom 30. November 2012 bis 20. Mai 2013; enthält zahlreiche Fotografien von Koppmann).[22]
- Joachim Frank, Iris Groschek: Der Michel brennt! Geschichte eines Hamburger Wahrzeichens Auflage. Edition Temmen, Bremen 2006, ISBN 3-86108-085-0, S. 158.
- Ludwig Hoerner: Photographie und Photographen in Hannover und Hildesheim. Festschrift zum 150jährigen Geburtstag der Photographie. Hrsg.: Photographen-Innungen Hannover und Hildesheim. Berufsförderungswerk, Bad Pyrmont 1989, S. 76.
Einzelnachweise
- Rolf Müller und Rüdiger Wagner: Hamburg heute und gestern. Verlag Das Topographikon, Hamburg 1982, ISBN 3-920953-19-3
- Feier aus Anlass des 40 jährigen Bestehens (Oktober) 1905. (Quelle: Geschäftliche Nachrichten. In: Der Photograph, 14. Jg. Nr. 41, Hannober, 1905, S. 163.)
- Miscellen. Das Wanderalbum pro 1867. In: Photographische Korrespondenz, 1868, S. 53.
- Die Angaben erschließen sich aus Einträgen in den entsprechenden Hamburger Adressbüchern.
- Ludwig Hoerner, S. 76.
- Stadtarchiv Hildesheim, Nr. 424 V46 sowie Aufzeichnungen von Georg Koppmann, Hamburg, um 1909, in: Mappe Koppmann. Staatsarchiv Hamburg.
- Koppmann hatte bereits auf einer Ausstellung 1869 in Altona Aufnahmen von „Kirchen Hamburgs und Altonas, Mausoleum des Herrn Baron von Schröder, architektonische und landwirtschaftliche Aufnahmen“ präsentiert. Koppmann war daher für die Qualität seiner Gebäudeaufnahmen bereits bekannt, weshalb man sich wohl nicht „zufällig“ getroffen hatte.
- Neuigkeiten im photographischen Kunsthandel. Blatt 1–3 Dom (innere u. äussere Ansicht), Bl. 4, 5, 6a und 6b Michaeliskirche (innere Ansichten), 7. u. 8. Godehardkirche, 9. Andreaskirche, 10.–12. Marktplatz, 13.–16. Bürgerhaus, 17. Hohewegstraße, 18. Straße am Andreaskirchhof, 19. Königl. Andreaneum. In: Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Korrespondenz, 9. Jg., Verlag der photographischen Korrespondenz, Wien, 1872, S. 162.
- Ein Exemplar dieses Werkes befindet sich in der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln.
- Vintage CA 1900 Postcard AK Germany Hamburg hof brauerknechtgraben (Memento des Originals vom 18. November 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf delcampe.de
- Barbara Scharf: Der Ohlsdorfer Friedhof im Spiegelbild großer Ausstellungen. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 78, Hamburg 1992, S. 135f., (Fotografien ab Seite 141 [151], Digitalisat).
- o.N.: Ausstellung Altona 1869 Catalog nebst Führer, Hermann Uflacker, Altona, 1869, S. 12 (Digitalisat )
- Neuigkeiten im photographischen Kunsthandel. In: Photographische Correspondenz. Neunter Jahrgang, 1872, S. 162
- Sie gehören zu den ältesten erhaltenen Fotografien der Stadt. Von diesen im Römer- und Pelizaeus-Museum aufgefundenen Werken sind nur zwei signiert, die anderen wurden nicht einmal aufgezogen und sind vermutlich Probeabzüge (Quelle: Hörner)
- Neuigkeiten im photographischen Kunsthandel. In: Photographische Correspondenz. Zehnter Jahrgang, 1873, S. 38
- Neuigkeiten im photographischen Kunsthandel. Juli. In: Photographische Correspondenz. Zehnter Jahrgang, 1873, S. 158
- Frank Heidtmann: Bibliografie der Photographie, Deutschsprachige Publikationen der Jahre 1839-1984, Walter de Gruyter, 1989, S. 570, Nr. 17374
- Frank Heidtmann: Bibliografie der Photographie, Deutschsprachige Publikationen der Jahre 1839-1984, Walter de Gruyter, 1989, S. 443, Nr. 13135
- Hermann Vogel (Hrsg.): Photographische Mitteilungen, 5. Jg., Louis Gerschel Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1869, S. 239ff., (online).
- Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, 10. Jg., Wien, 1873, S. 85ff., (online).
- Georg Koppmann Preis für Stadtfotografie | shmh.de. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- Rezension von Roman Bucheli (Bericht Neue Zürcher Zeitung vom 25. Januar 2013): Frühe Fotografien aus Deutschland – Aus dem Mittelalter in die Moderne auf nzz.ch (Mit Fotos von Georg Koppmann)
Weblinks
- Marc-Oliver Rehrmann: Als 20.000 Hamburger der Speicherstadt wichen. In: Hamburg Journal. NDR.de, 27. Oktober 2013, abgerufen am 31. März 2017.
- Hamburg und seine Brücken. In: Museum der Arbeit. www.kultur-online.net, artCore – Verein zur Förderung von Online-Kulturberichterstattung und Kunstpräsentationen im Internet, abgerufen am 31. März 2017 (Ausstellung vom 17. Juli 2009 bis 18. Juli 2010, enthält Fotos von Koppmann).
- Fotografien:
- Hamburg Reloaded, Koppmann 1883. Abgerufen am 10. März 2019 (Verortung aller Fotos aus "Hamburg 1883").
- Koppmann. In: Sammlung Online. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, abgerufen am 31. März 2017.
- Georg Koppmann. In: Sammlung Online. Münchner Stadtmuseum, abgerufen am 18. Februar 2022.