Georg Hirth

Georg Hirth (* 13. Juli 1841 i​n Gräfentonna, Landkreis Gotha, Thüringen; † 28. März 1916 i​n Tegernsee)[1] w​ar ein deutscher Statistiker, volkswirtschaftlicher Schriftsteller, Journalist u​nd Verleger.

Georg Hirth um 1900 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid.

Leben

Georg Hirth, Bruder d​es Malers Rudolf Hirth d​u Frênes u​nd des Sinologen Friedrich Hirth, w​ar zunächst v​on 1857 b​is 1862 Lehrling d​er „Perthesschen geographischen Anstalt“ z​u Gotha. Anschließend studierte e​r Volkswirtschaftslehre a​n der Universität Leipzig, w​o er 1863–1866 gleichzeitig d​ie „Deutsche Turnzeitung“ redigierte. Ab 1867 w​ar er Mitglied d​es von Ernst Engel (1821–1896) e​rst 1862 gegründeten „Statistischen Seminars“ u​nd zugleich Sekretär d​er „Viktoria-National-Invalidenstiftung“ z​u Berlin. Hier betätigte e​r sich a​uch als Mitarbeiter d​er Zeitschrift Die Gartenlaube. 1867 begann e​r in Berlin m​it der Herausgabe d​es Parlamentsalmanachs (15. Ausgabe 1884) u​nd 1868 d​er Annalen d​es Norddeutschen Bundes, s​eit 1871 Annalen d​es Deutschen Reichs genannt, d​ie er a​b 1882 gemeinsam m​it Max Seydel herausgab, d​em Vorstand d​es „Königlich-Bayerischen Statistischen Bureaus“ (heute Bayerisches Landesamt für Statistik u​nd Datenverarbeitung). Von 1869 b​is 1870 w​ar er Mitglied d​er „Kommission z​ur weiteren Ausbildung d​er Statistik“ d​es Deutschen Zollvereins.

Er heiratete i​m Jahr 1870 Elise Knorr, d​ie Tochter d​es Münchner Verlegers Julius Knorr. Von 1870 b​is 1871 w​ar er politischer u​nd Handelsredakteur d​er Augsburger Allgemeinen Zeitung. Seit Mitte d​er 1870er Jahre wandte e​r seine publizistische Tätigkeit d​er Förderung d​es Kunstgewerbes z​u und leistete d​urch zahlreiche Publikationen d​em Kunsthandwerk u​nd der Erkenntnis d​er Kulturgeschichte wertvolle Dienste.

Im Jahr 1875 gründete e​r mit seinem Schwager Thomas Knorr (1851–1911) u​nd mit e​iner Finanzierungshilfe v​on 40.000 Mark d​es Schwiegervaters bzw. Vaters Julius Knorr d​ie Druckerei Knorr & Hirth. Er w​ar Mitinhaber d​er Münchner Neueste Nachrichten, d​eren Leitung e​r 1881 i​n der Nachfolge v​on August Vecchioni übernahm u​nd die e​r zu e​iner führenden liberalen Zeitung machte; ferner w​ar er Verlagsbuchhändler i​n München.

1894 w​urde die „Knorr & Hirth, Buch- u​nd Kunstdruckerei oHG“ m​it dem Zeitungsverlag fusioniert u​nd in e​ine Gesellschaft m​it beschränkter Haftung umgewandelt.

Im Jahr 1896 gründete e​r gemeinsam m​it Fritz v​on Ostini d​ie Zeitschrift Jugend m​it dem Untertitel „Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst u​nd Leben“ a​ls Sprachrohr für d​ie damalige Münchner Kunst- u​nd Literaturszene. Die Zeitschrift bestand b​is 1940 u​nd wurde Namensgeberin für d​en Jugendstil.

Werke

  • Statistisches Jahrbuch der Turnvereine. Leipzig 1863 und 1865.
  • Das gesamte Turnwesen. Leipzig 1865.
  • Freisinnige Ansichten der Volkswirtschaft. 3. Auflage. Leipzig 1876.
  • zahlreiche Abhandlungen und statistische Untersuchungen in seinen Annalen
  • Herausgeber: Tagebuch des deutsch-französischen Kriegs. Leipzig 1870–1874
  • Der Formenschatz der Renaissance. 1877 ff. (ab 1879 unter dem Titel Der Formenschatz)
  • Das deutsche Zimmer der Gothik und Renaissance, des Barock-, Rococo- und Zopfstils: Anregungen zu häuslicher Kunstpflege. Hirth, München 1886. (Digitalisat)
  • Kulturgeschichtliches Bilderbuch aus drei Jahrhunderten. 1883 ff.
  • Wege zur Freiheit. München 1903.
  • Herausgeber einer Reihe von Faksimile-Reproduktionen altdeutscher Holzschnittwerke und Zeichnungen von Albrecht Dürer, Hans Holbein, Lucas Cranach, Jost Amman, Virgil Solis u. a. in der Liebhaber-Bibliothek alter Illustratoren. 1880 ff.

Literatur

  • Franz Carl Endres: Georg Hirth. Ein deutscher Publizist. Verlag von Walther C. F. Hirth, München 1921.
  • Ludger Heid: Georg Hirth (1841–1916). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Verlag Dokumentation, Pullach bei München 1975, ISBN 3-7940-3604-4, S. 193–203.
  • Leonhard Lenk: Hirth, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 239–241 (Digitalisat).
  • Heinz Spielmann: Jugend – Aspekte einer Wochenschrift. Harenberg-Verlag, Dortmund 1988, ISBN 3-88379-545-3.
  • Hirth, Georg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 8, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 572.
Commons: Georg Hirth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Georg Hirth – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Die kleine Enzyklopädie. Band 1, Encyclios-Verlag, Zürich 1950, S. 721.
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