Georg Germann
Georg Germann (* 5. Januar 1935 in Basel; † 11. September 2016 in Bern[1], heimatberechtigt in Frauenfeld) war ein Schweizer Architekturhistoriker.
Leben
Georg Germann wurde geboren als Sohn des Professors für Strafrecht an der Universität Basel Oscar Adolf Germann und seiner Frau Elisabeth, Tochter des Fürsprechers Carl Martin.
Germann studierte in Basel Kunstgeschichte bei Joseph Gantner, Emil Maurer und Hans Reinhardt, an der Sorbonne 1956–1957 bei André Chastel und Elie Lambert, an der Università dello Stato in Rom 1958–1959 bei Carlo Cecchelli und Mario Salmi. Seine Doktorarbeit über den protestantischen Kirchenbau in der Schweiz, vorgelegt in Basel 1962 und veröffentlicht in Zürich 1963, wurde günstig aufgenommen. Germann wandte sich darauf der Inventarisierung des Patrimoniums zu und veröffentlichte 1967 in der Reihe Die Kunstdenkmäler der Schweiz den Band über Bezirk und Kloster Muri, Kanton Aargau.
Von 1969 bis 1971 genoss er ein Stipendium, das ihm einen mehrmonatigen Aufenthalt in London und das Studium der Geschichte und Theorie der Neugotik erlaubte. Er legte das Ergebnis 1971 in Basel als Habilitationsschrift vor und veröffentlichte diese 1972 auf Englisch, 1974 auf Deutsch.
Mit Unterstützung der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte und des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung begründete er 1972 das Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920 (11 Bände, 1984–2004).
1978 wurde er Mitarbeiter des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft in Zürich (SIK–ISEA) und führte dort von 1980 bis 1983 die Abteilung Redaktion. Er wurde Mitglied und 1983 Präsident der Kantonalen Denkmalpflegekommission von Zürich.
Von 1984 bis 1996 leitete er das Bernische Historische Museum. In dieser Zeit veranstalteten die vier Abteilungen (Geschichte, Archäologie, Völkerkunde, Numismatik) zahlreiche namhafte Ausstellungen und begannen (inzwischen erfolgreich abgeschlossene und publizierte) Bestandskataloge.
Neben den genannten Tätigkeiten lehrte Germann an der ETH Zürich und der Universität Zürich sowie an den Universitäten Basel, Bern, Genf, Lausanne und Neuenburg. Er unterrichtete hernach 1997 bis 2010 an der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau (AHB Burgdorf BE) im Master-Studium Denkmalpflege und Umnutzung, das er mitbegründet hat.
Von den breiten Interessen dieses polyglotten Lehrers und Forschers zeugen Schriften zum Architektur-Vokabular, zur Architekturtheorie, zu historischen Lehrbüchern und Techniken der Bauingenieure sowie zur Ethik der Denkmalpflege. Ihre Liste findet sich im Anhang von Aux origines du patrimoine bâti (2009).
Georg Germann heiratete 1976 Katharina Christen und wurde Vater von Zwillingen.
Schriften (Auswahl)
- Der protestantische Kirchenbau in der Schweiz. Von der Reformation bis zur Romantik. Zürich 1963.
- Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau V. Der Bezirk Muri (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 55). Basel 1967.
- Gothic Revival in Europe and Britain. Sources, Influences and Ideas. London 1972 / Cambridge (Mass.) 1973.
- Neugotik, Geschichte ihrer Architekturtheorie. Stuttgart 1974.
- Einführung in die Geschichte der Architekturtheorie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980; 3. Auflage 1993.
- Vitruve et le vitruvianisme. Introduction à l’histoire de la théorie architecturale. Lausanne 1991.
- Aux origines du patrimoine bâti. Gollion 2009.
- Das Multitalent Philipp Gosset 1838–1911. Alpinist, Gletscherforscher, Ingenieur, Landschaftsgärtner, Topograf. Baden 2014.
Weblinks
Quellen
- Jahresberichte des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft
- Jahresberichte des Bernischen Historischen Museums.
Einzelnachweise
- Todesanzeigenportal.ch ; Peter Hoegger, «Zum Gedenken an Georg Germann», Kunst+Architektur in der Schweiz 2016/4, S. 81.