Georg Erasmus von Tschernembl
Georg Erasmus Freiherr von Tschernembl (* 26. Januar 1567 Schwertberg, Oberösterreich; † 18. November 1626 in Genf, Schweiz) war ein Calvinist und Wortführer der Stände in Österreich ob der Enns.
Leben
Georg Erasmus war der Sohn des Hans von Tschernembl. Am 13. Oktober 1599 heiratete er Elise Preuner (Breuner).
Als Calvinist stand er dem Hause Habsburg ablehnend gegenüber und strebte eine Union der Protestanten in den habsburgischen Ländern und in Deutschland an. Im Bruderzwist des Hauses Habsburg unterstützte er aber Erzherzog Matthias bei der Auseinandersetzung mit Kaiser Rudolf II.
Am 12. August 1606 war er Vertreter der oberösterreichischen Stände bei den Verhandlungen in Wien. Vor allem 1608 verhandelte er mit Ständevertretern in Böhmen, Mähren und Ungarn. Nachdem Rudolf II. auf seine Herrschaft in Österreich und Ungarn verzichtet hatte, wollten die Stände Zugeständnisse von König Matthias erreichen („Bewegung von Horn“ – Horner Bund). Die Verhandlungen darüber zogen sich in die Länge, mit der „Capitalations-Resolution“ vom 19. März 1609 erreichten die Stände freie Religionsausübung.
Als Matthias 1619 starb, wurde Ferdinand II. sein Nachfolger, der die Gegenreformation mit allen Mitteln durchsetzen wollte. Tschernembl stand an der Spitze der Stände von Oberösterreich, die eine Huldigung verweigerten und am 16. August 1619 ein Bündnis mit den aufständischen böhmischen Ständen schlossen. Als Tilly im Sommer 1620 mit seinem Heer in Oberösterreich einmarschierte, flüchtete Tschernembl mit Gesinnungsgenossen zu den böhmischen Truppen nach Eggenburg in Niederösterreich und mit diesen weiteren nach Prag, wo er auf Bitten böhmischer Landoffiziere Präsident im Kriegsrat wurde. Nach der Niederlage der böhmischen Stände bei der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) ging er über die Oberpfalz, Württemberg und Heidelberg nach Genf ins Exil, wo er verarmt starb.
Publikationen
- Thomas Lansius widmete ihm 1602 seine unter dem Vorsitz von David Magirus präsentierte Dissertation mit dem Titel De lege Regia, die sich inhaltlich mit der Legitimation der Macht des Königs befasste, ein Thema das auch Gegenstand der nachstehend angeführten Publikation Tschernembls De resistentia subditorum adversus principem legitima ist.[1]
- De resistentia subditorum adversus principem legitima, 1600, unveröffentlichtes Manuskript, HHStA Wien, Hs. Bl. 381, fol. 442-469v
- Politische Geschichte Siebenbürgens zwischen 1520 und 1614. Verlauf mit Siebenbürgen fürnemblich seit König Johannis de Zapolia Zeit bis hieher, 1614, Manuscript aus dem Nachlass, veröffentlicht 1934 von Kuno von Klebelsberg und von Imre Likinich im Jahrbuch des Wiener Ungarische-Historischen Institutes, S. 133 ff.
- Consultationes, 1624[2]
Literatur
- Franz von Krones: Tschernembl, Georg Erasmus Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 711–714.
- Helmuth Feigl: Beiträge zur Biographie des Freiherrn Georg Erasmus von Tschernembl. Dissertation der Universität Wien, 1949.
- Rudolf Leeb u. a.: Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Antike bis zur Gegenwart. Uebereuter, Wien 2003, ISBN 3-8000-3914-1.
- Hans Sturmberger: Georg Erasmus Tschernembl. Religion, Libertät und Widerstand. Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation und des Landes ob der Enns. Linz 1953.
- Günter Merz: Fröhliche Auferstehung: Von der Reformation geprägte Grabdenkmäler in Oberösterreich. Hrsg. vom Evangelischen Museum Oberösterreich, Rutzenmoos. Salzburg/Wien 2010, ISBN 978-3902606105, S. 45 (über das Epitaph der Georg Erasmus von Tschernembl in der Pfarrkirche Schwertberg).
Weblinks
Einzelnachweise
- Hans Sturmberger: Georg Erasmus Tschernembl, Linz, 1953, S. 97ff.
- Bayrische Staatsbibliothek, Sign. 4 Diss. 2685