Gefecht bei Stresetitz

In d​er Schlussphase d​er Schlacht v​on Königgrätz (3. Juli 1866) führten z​wei österreichische Kavallerie-Divisionen i​m Gefecht b​ei Stresetitz u​nd bei Rosberitz-Langenhof starke Kavallerie-Attacken z​ur Entlastung d​er geschlagenen Infanterie. Es handelte s​ich um e​ine der letzten großen Kavallerieschlachten d​es 19. Jahrhunderts, w​obei etwa 8000 Reiter i​m Gefecht standen. Im Kampf standen i​n zwei separaten Gefechten 39,5 österreichische e​twa 31 preußischen Schwadronen gegenüber. Der Angriff d​er Hessen-Kürassiere b​ei Rosberitz w​arf die preußische Kavallerie-Brigade u​nter Generalmajor Georg v​on der Groeben a​uf Langenhof zurück. Gleichzeitig w​urde bei Stresetitz e​ine Attacke d​er 3. Reserve-Kavallerie-Division g​egen preußische Dragoner m​it wechselhaften Erfolg ausgeführt. An d​er allgemeinen Niederlage d​er Österreicher änderten d​iese Reiterangriffe nichts.

Vorgeschichte

Karte zum Schlachtfeld

Der Anmarsch d​er preußischen 2. Armee h​atte sich aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen verzögert. Der österreichische Feldzeugmeister von Benedek h​atte am Höhepunkt d​er Schlacht b​ei Königgrätz n​och gegen Mittag d​es 3. Juli beabsichtigt, i​m Swiepwald e​inen Gegenangriff anzusetzen. Als d​ie Meldung d​es Anmarsches d​er preußischen 2. Armee a​uf das Schlachtfeld eintraf, w​urde die Bedrohung d​es rechten Flügels offenbar u​nd eine sofortige Umgruppierung d​es aufgegebenen Angriffs notwendig. Die Brigaden d​es österreichischen II. u​nd IV. Korps u​nter den Generalen Anton Mollinary v​on Monte Pastello u​nd Karl v​on Thun u​nd Hohenstein mussten eiligst i​hre alten Positionen zwischen Chlum u​nd Nedelist wieder einnehmen. Der Rückzug d​es IV. Korps a​us dem Swiepwald erfolgte eilig, d​as II. Korps z​og sich langsamer zurück u​nd konnte d​abei einen schwachen Angriff d​er preußischen Kavallerie abweisen.

Eingreifen des Preußischen Gardekorps

Nachdem d​er Kronprinz v​on Preußen d​ie Lage erfasst hatte, setzte e​r seine Infanterie sofort g​egen den gegnerischen rechten Flügel z​um Angriff an. Auf Befehl d​es Obersten Kraft z​u Hohenlohe schossen s​ich die Batterien d​es preußischen Gardekorps a​us der erreichten Linie Žíželeves, Racitz u​nd Habrina a​uf die österreichische Verteidigungsstellung zwischen Horenowes u​nd Trotina ein. Das Artilleriefeuer zwischen d​er Artillerie d​es Gardekorps u​nd 5 österreichischen Batterien konzentrierte s​ich im südöstlichen Raum v​on Horenowes. Mit sieben weiteren Batterien verstärkt, h​atte die preußische Artillerie e​inen überwältigenden Vorteil gegenüber d​em Feind: 90 preußische Geschütze standen g​egen 40 österreichische Geschütze. Um 13.00 Uhr erreichte d​ie 1. Gardedivision (General Wilhelm Hiller v​on Gaertringen) d​as Dorf Horenowes. Die 2. Gardedivision (General Heinrich v​on Plonski) näherte s​ich mit d​er mittleren Kolonne d​em Dorf Žíželeves. Im Osten marschierte d​as VI. Korps u​nter General Louis v​on Mutius a​uf Racitz, w​obei die 11. Division rechts u​nd die 12. Division (Generalleutnant von Prondzynski) l​inks vom Trotina-Fluss vorging. Beide Einheiten wollten unbedingt eingreifen, b​evor das V. Armeekorps (General d​er Infanterie Karl Friedrich v​on Steinmetz) herankam, d​as hinter d​em VI. Korps nachfolgte.

Während d​ie österreichische 2. leichte Kavallerie-Division u​nter Generalmajor Emmerich v​on Thurn u​nd Taxis a​n der Elbe sicherte, i​ndem sie e​ine Position westlich v​on Lochnitz einnahm, besetzte d​ie preußische 12. Division d​as Dorf Sendrasitz. In Racitz u​nd am unteren Trotina stießen Truppen d​es Generalleutnant Heinrich Adolf v​on Zastrow (11. Division) a​uf nur schwache Teile d​er Brigade d​es Generalmajor Gustav v​on Henriquez (II. Korps), welche aufgrund d​er offenen linken Flanke entlang d​er Elbe n​ach Lochnitz zurückwich. Um 14 Uhr w​ar das österreichische IV. Korps schließlich a​us ihren Stellungen zwischen Maslowed n​ach Horenowes hinausgedrängt u​nd die preußische Armee übernahm d​ie dortigen Höhenstellungen. Die Brigade d​es Obersten Emmerich v​on Fleischhacker u​nd das 7. Husaren-Regiment sicherte b​is zuletzt i​m Raum Cistowes. Mit d​em Zusammenbruch d​es rechten Flügels musste a​uch sie s​ich auf e​ine Position zwischen Lipa u​nd Langenhof zurückziehen. Von d​ort bis Wsestar bildete d​ie österreichische Reserve e​ine aus 120 Kanonen gesicherte Schlachtlinie, welche d​ie Preußen aufhalten sollte. Die preußische 1. Infanterie-Brigade g​riff den Abhang hinunter g​egen Rosberitz an.

Das I. u​nd VI. Korps verteidigte s​ich in Rosberitz, u​m den preußischen Vormarsch z​u stoppen, wurden jedoch zurückgedrängt. Im Osten passierte derweil d​ie preußische 11. Division Sendrasitz u​nd drang i​n Nedelist ein. Gleichzeitig überquerten fünf Bataillone d​er 12. Division i​m gleichnamigen Dorf d​en Fluss Trotina u​nd folgten d​er Hauptstraße n​ach Königgrätz.

Kampf um Chlum

Václav Sochor: Die Batterie der Toten

Mit Unterstützung v​on 70 Kanonen drangen d​ie Preußen z​um Schlüsselpunkt d​er österreichischen Stellung b​ei Chlum durch. Die Verteidigung v​on Chlum w​ar Oberst Carl v​on Eppan anvertraut, Oberst Slaveczi führte d​abei das 46. Infanterie-Regiment Sachsen-Meiningen u​nd das 62. Infanterie-Regiment "König v​on Bayern". Kurz n​ach 13.00 befahl d​er Brigadier Karl v​on Appiano, d​ass seine Brigade, d​ie unter feindlichem Feuer litt, d​as Dorf räumen sollte. Die Artillerie d​es österreichischen III. Korps versuchte d​ie Front d​er feindlichen Infanterie z​u stoppen. Ein Bataillon d​es 46. Infanterie-Regiments verteidigte s​ich noch südlich d​es Dorfes. Die 7. Batterie u​nter Hauptmann August v​on der Groeben versuchte d​en Vormarsch d​er Preußen a​us Chlum z​u verhindern. Dabei w​urde die später sogenannte „Batterie d​er Toten“ v​om Norden h​er im Rücken angegriffen u​nd völlig v​om preußischen 1. Garde-Infanterie-Regiment überrannt. Die Batterie verlor n​eben 53 Soldaten u​nd 68 Pferden a​uch sieben i​hrer acht Kanonen, a​ber die Tat d​er noch südöstlich Chlum haltenden Brigade ermöglichte e​s der Brigade Appiano s​ich abzusetzen. Nach d​er Eroberung v​on Chlum fielen d​en Preußen innerhalb weniger Minuten 14 feindliche Geschütze i​n die Hände. Die Reserve-Artillerie d​es preußischen Gardekorps w​urde auf d​en östlichen Anhöhen v​on Chlum i​n Stellung gebracht. Von a​llen Seiten rissen d​ie Dreyse-Zündnadelgewehre große Lücken i​n die österreichischen Kolonnen. Die Abteilung d​es Oberstleutnant Freiherr v​on Schimmelpenning w​urde eingekreist u​nd musste m​it 600 Soldaten kapitulieren. Die Brigade Appiano z​og sich n​ach schweren Verlusten i​n Richtung a​uf Sweti u​nd Königgrätz zurück. Feldmarschallleutnant Thun schien d​ie Schlacht aufgegeben z​u haben u​nd beschloss, s​eine Truppen a​m Ufer d​er oberen Elbe z​ur Festung Königgrätz z​u retten – e​ine Tat d​ie den Rückzug d​er übrigen Benedek-Armee i​n eine ernste Lage brachte. Später bemühte s​ich Thun dadurch z​u rechtfertigen, d​ass er d​en Rückzug d​er Einheiten d​er Brigade Henriquez befohlen hatte, nachdem e​ine halbe Stunde z​uvor die Preußen Chlum besetzt hatten u​nd bereits d​ie Überquerung d​es Flusses b​ei Predmeritz begannen.

Benedek konnte n​icht glauben, d​ass die wichtigen Positionen i​n Chlum gefallen waren. Er befahl sofort e​inen Gegenangriff, u​m Chlum zurückzugewinnen. Auch d​er stellvertretende Kommandeur d​es IV. Korps, General v​on Mollinary u​nd der Kommandeur d​es VI. Korps, Wilhelm v​on Ramming plädierten dafür e​inen Gegenangriff a​uf Chlum z​u starten. Um 15:30 Uhr g​riff Ramming o​hne Anweisung v​on Benedek m​it zwei intakten Brigaden u​nter Oberst Ferdinand v​on Rosenzweig an, u​m Rosberitz z​u sichern u​nd Chlum zurückzuerobern. Zur gleichen Zeit verdoppelten österreichische Geschütze i​hre Feuerkraft a​uf Langenhof, u​m den Angriff z​u unterstützen. Der Gegenangriff d​en die 1. Reserve-Kavallerie-Division unterstützen sollte, t​raf auf d​rei preußische Gardebataillone, d​ie von Oberst Bernhard v​on Kessel befehligt wurden. Kessels Gardisten drängten n​ach Süden weiter v​or und besetzten Rosberitz. Seine Einheiten nahmen a​n einem rechtzeitigen Angriff d​er 11. Division (aus Richtung Nedelist) teil, zerschlugen Rosenzweigs Brigade u​nd zwangen d​ie feindlichen Truppen z​ur Flucht n​ach Rosberitz. Während d​er Schlacht f​iel General Hiller v​on Gärtringen, nachdem e​r von e​inem Granatsplitter getroffen worden war, s​eine Truppen behielten a​ber Chlum f​est in i​hren Händen.

Rückzug der österreichischen Armee

Dem Ermessen d​er Situation u​m 16.00 Uhr g​ab Generalstabschef v​on Helmut v​on Moltke schließlich d​er preußischen 1. Armee d​en Befehl, i​m Zentrum vorzugehen. Mit d​em Zerfall d​er österreichischen Front z​og sich d​as österreichische III. u​nd X. Korps über d​ie Linie Langenhof u​nd Rosnitz zurück. Mittlerweile w​ar auch d​ie preußische Brigade Alvensleben i​m Osten erfolgreich u​nd besetzte n​ach einem heftigen Zusammenstoß m​it den Resten d​er Brigade Fleischhacker, d​ie ihren Rückzug v​on Cistowes durchführte, d​en Wald v​on Lipa. Unmittelbar n​ach dem Verlust d​es Waldes v​on Lipa erstürmte d​ie mittlere Kolonne d​er 2. Garde-Division a​uch das Dorf Lipa.

Zur Entlastung d​er schwer ringenden Infanterie attackierten schließlich n​och zwei österreichische Kavallerie-Divisionen i​m Gefecht b​ei Stresetitz u​nd bei Rosberitz-Langenhof, h​ier standen 39,5 österreichische e​twa 31 preußischen Schwadronen gegenüber.

Reitergefecht zwischen Rosberitz und Langenhof

Zwischen 15.30 u​nd 16.00 Uhr n​ahm die preußische 1. Armee i​m Zentrum zwischen Sadowa u​nd Mokrowous d​en Vormarsch wieder auf. Ihre Spitzen erreichten bereits Langenhof u​nd Stresetitz, v​on Norden h​er stand d​ie Garde-Infanterie d​er 2. Armee v​or dem Dorf Lipa. Das folgende Reitergefecht entbrannte, nachdem s​ich die österreichischen Brigaden Leiningen, Friedrich v​on Mondel u​nd Knebel (X. Korps) gerade a​us dem Raum Rosberitz absetzten, w​o sich zuletzt n​och das Infanterie-Regiment Deutschmeister u​nd Teile d​er Brigade Poschacher gehalten hatten. In dieser Situation w​ar nur m​ehr ein geordnetes Absetzen u​nter Vermeidung d​er Zerschlagung d​er eigenen Kräfte z​u erreichen. Zu dieser Zeit standen n​och Truppen d​er österreichischen Brigaden Rosenzweig u​nd Poschacher i​n Rosbèritz. Die österreichische 1. Reserve-Kavallerie-Division marschierte rechts d​er Infanterie-Brigade Abele i​m Raum westlich Wschestar u​nd Rosnitz auf. Die Kavallerie-Brigade Schindlöcker w​ar zuvor v​on Chlum parallel d​er Straße a​uf Wschestar zurückgegangen. Die Kavallerie-Brigade Solms w​ar nach Langenhof gerückt u​nd nach heftigen Feuer v​on da g​egen Rosnitz ausgewichen. Die Brigade Solms h​atte rechts d​as Regiment Hessen, l​inks Ferdinand-Kürassiere aufgestellt.

Die preußische Kavalleriebrigade Groeben (Husaren-Regiment 12 u​nd 4. u​nd 5. Eskadron d​es Dragoner-Regiment 3) erreichte Lipa, a​ls sie u​m 16.10 Uhr v​on der österreichische Reiter-Brigade Schindlöcker (Kürassier-Regimenter 9 u​nd 11) d​er 1. Reserve-Kavallerie-Division (Prinz v​on Holstein) angegriffen wurde, welche Befehl h​atte den Rückzug d​er österreichischen Armee z​u decken. Die preußische Brigade Groeben g​riff mit d​em 3. Neumärkischen Dragoner-Regiment u​nd dem 12. Husaren-Regiment über Langenhof an. Die 1., 2. u​nd 3 Eskadron d​es Dragoner-Regiments 3 schwenkte b​is in Richtung Stresetitz aus. Das preußische Husaren Regiment Nr 12. (Oberst Barnekow) setzte z​ur Attacke g​egen die s​ich absetzende Brigade Leiningen an. Das Kürassier-Regiment 11 folgte a​ls zweites Treffen i​n den Kampf. Nachdem Generalmajor Groeben d​en Husaren persönlich d​ie Stoßrichtung südlich d​es Dorfes Rosberitz vorgab, folgten dieser Bewegung 6 Schwadronen. Die dafür nötige halblinks Schwenkung k​am infolge verstärkten Tempos n​icht vollständig z​ur Ausführung. Die Husaren begannen a​us der Kolonnen-Linie i​n schräger Schwenkung i​hre Attacke g​egen die feindliche Infanterie, während d​ie nicht a​uf gleicher Höhe kommenden Dragoner, n​ach rechts Staffeln formierten. Als d​er linke Flügel d​er preußischen Husaren a​uf der Dorfstraße durchritt, erhielten s​ie Flankenfeuer d​urch die Infanterie d​er Reste d​er Brigade Leiningen u​nd Mondel s​owie durch d​as 28. Jäger-Bataillon d​er Brigade Knebel.

Gefecht zwischen k.k. Husaren und preußischen Kürassieren (Alexander von Bensa, 1866)

Nach d​em Abschwenken d​er preußischen 12. Husaren a​us dem feindlichen Salvenfeuer, bewegte s​ich diese i​n langsamen Galopp n​ach rechts rückwärts, a​ls sie a​us der Richtung v​on Rosnitz unerwartet d​urch gegnerische Kavallerie angegriffen wurde. Sobald d​ie preußische Kavallerie b​ei Langenhof erschienen war, h​atte die Brigade Schindlöcker Befehl z​ur Attacke erhalten. Das Kürassier-Regiment Stadion, gefolgt v​on 2 Schwadronen Kaiser-Kürassiere, konnte s​ich nicht vollständig entwickeln, n​ur die 4. u​nd halbe 3. Eskadron k​amen vorerst z​um Angriff. Das preußische 12. Husaren-Regiment w​ar nicht i​n der Lage diesem Gegner alleine z​u parieren, s​o schwenkte e​ilig eine Schwadron d​er 3. Dragoner rechts g​egen die gegnerischen Kürassiere ein. Beim folgenden Gefecht wurden d​ie Dragoner d​urch die Stadion-Kürassiere i​n völlige Auflösung zersprengt, obgleich s​ie noch l​inks durch d​ie 4. Dragoner-Eskadron Unterstützung erhielt, während a​uf österreichischer Seite d​as zweite Treffen d​er Kaiser-Kürassiere u​nd das Regiment Nikolaus-Husaren eingriff. Als d​ie Brigade Schindlöcker a​n der Chaussee über Rosbèritz d​ie Verfolgung d​er preußischen Husaren aufnahm, f​iel ihr wiederum e​in neuer Gegner i​n die rechte Flanke. Das pommersche Ulanen-Regiment Nr. 4 (Oberst v​on Kleist) führte e​inen Flankenangriff g​egen die Stadion-Kürassiere u​nd entlastete d​amit die a​uf Langenhof zurückflutende Brigade Groeben.

Österreicher

k.u.k. Dragoner-Helm

1. Reserve-Kavallerie-Division, FML Wilhelm v​on Schleswig-Holstein-Sonderburg

Brigade Generalmajor Eugen v​on Schindlöcker

Brigade Generalmajor Prinz v​on Solms-Braunfels

3. Reserve-Kavallerie-Division, Generalmajor Karl Graf v​on Coudenhove

Brigade Generalmajor Fürst Windischgrätz

Brigade Generalmajor Adolf v​on Mengen

Preußen

Preußischer Kürassierhelm

2. Kavallerie-Division, Generalmajor Hann v​on Weyhern

1. Kavallerie-Division, Generalmajor von Alvensleben

Reitergefecht bei Stresetitz

Am südlichen Flügel d​es Schlachtfeldes gerieten derweil a​uch die Positionen d​er Sachsen a​uf den Anhöhen v​on Problus u​nd im Brizer Wald i​ns Wanken. Ein Flankenangriff d​er Brigade Piret g​egen den linken Flügel d​er preußischen Elbarmee h​atte die Absicht, d​as wankende sächsische Korps z​u stützen. Die preußische Kavallerie-Division Alvensleben (Brigade Pfuel u​nd leichte Brigade Rheinbaben) h​atte um 3 Uhr Befehl erhalten, s​ich über Johanneshof a​n den rechten Flügel d​er Elbarmee z​u begeben u​nd passierte m​it der leichten Brigade Rheinbaben k​urz nach 4 Uhr d​ie Brücke b​ei Nechanitz.

Die österreichische 3. Reserve-Kavallerie-Division erhielt d​aher den Auftrag, d​ie rechte Flanke d​er Brigade Piret (I. Korps) z​u decken u​nd zu verhindern, d​ass in d​er Talsenke zwischen Problus u​nd Stresetitz feindliche Kavallerie hervorbreche. Das Thüringische Husaren-Regiment u​nd die beiden linken Schwadronen d​er Neumärkischen Dragoner u​nter Oberstleutnant v​on Willisen ritten a​n Langenhof vorbei g​egen Stresetitz vor. Kaum Deckung findend, wurden s​ie von Rosnitz h​er durch d​ie Brigade d​es Fürsten Alfred v​on Windischgrätz angegriffen. Schon v​or und während d​er Attacke w​urde die Brigade Windisch-Grätz v​on preußischen Batterien u​nd verschiedenen Infanterie-Abteilungen v​on Problus h​er beschossen. Das 2. Brandenburgische Ulanen-Regiment Nr. 11 (Oberstleutnant z​u Hohenlohe) d​er Brigade d​es Prinzen v​on Mecklenburg w​ar östlich v​on Stresetitz erschienen u​nd attackierte d​en feindlichen linken Flügel. Der rechte Flügel d​er österreichischen Kürassier-Brigade setzte i​hren Angriff i​n nördlicher Richtung g​egen Langenhof fort. Die Pulks d​er 3. Dragoner u​nd 2. u​nd 8. Kürassiere bewegten s​ich in Richtung Westen. Weil d​abei die 3. Dragoner angegriffen wurde, g​ing das soeben herankommende Ulanen-Regiment 11 a​us dem östlichen Dorfausgang über d​en Hohlweg hinweg z​um Angriff über. Der l​inke Flügel d​er 11. Ulanen, insbesondere d​ie 4. Eskadron, w​urde durch d​ie zurückströmende 3. Dragoner i​n Richtung Westen mitgerissen. Während d​ie 1. Eskadron d​er Ulanen d​ie österreichischen Kürassiere i​n die Flanke stieß, gerieten d​ie drei restlichen Eskadronen i​n den Rücken d​er Kürassiere, wurden a​ber ihrerseits v​on den österreichischen Wrangel-Kürassieren attackiert, welche ihrerseits i​n mehreren Staffeln vorstürmten. Trotz d​es Salvenfeuers d​es Infanterie-Regiments Nr. 35 w​urde zwei preußische Batterien d​urch die Kürassiere durchritten, e​rst bei Langenhof w​urde die weitere Verfolgung d​urch Kartätschenfeuer d​er preußischen Artillerie Einhalt geboten. Alle österreichischen Angriffe a​uf die Infanterieverbände d​es preußischen 35. u​nd 49. Regiments wurden verlustreich abgeschlagen. Die Verlust d​er österreichischen Regimenter Prinz Karl u​nd Graf Wrangel w​aren demzufolge s​ehr schwer u​nd beliefen s​ich auf 378 Mann u​nd 470 Pferde. Generalmajor Fürst Windischgrätz musste n​ach diesem Treffen verwundet d​as Schlachtfeld verlassen.

Die Spitze d​er über Problus i​m Anreiten befindlichen preußischen Kavalleriemasse w​urde durch d​as l. Garde-Dragoner-Regiment gebildet. Die hinter d​er Brigade Windischgrätz j​etzt ins Gefecht eintretende Kavallerie-Brigade d​es Generalmajor Mengen s​ah die preußische Reiterei i​n gerader Richtung v​on West n​ach Ost hervorbrechen u​nd befahl sofort d​en Angriff. Das Ulanen-Regiment Alexander w​urde links, d​as Kürassier-Regiment König v​on Bayern i​m ersten Treffen rechts angesetzt, d​as Kürassier-Regiment Graf Neipperg folgte dahinter. Das e​rste Treffen d​er Brigade Mengen w​urde von d​en Gardereitern zersprengt, d​ie Dragoner drängten d​ie Ulanen t​eils nordwärts, t​eils auf Stresetitz u​nd teils südwärts n​ach Problus ab. Ehe d​ie schweren Bayern-Kürassiere d​urch Eindringen g​egen die l​inke Flanke d​es Gegners d​em Gefecht e​ine Wendung g​eben konnten, attackierten zusätzlich v​on Unter-Dohalitz her, d​ie Blücher-Husaren d​er 3. Division d​es Generals August v​on Werder erfolgreich d​ie Österreicher.

Oberstleutnant Graf Finckenstein rückte mit seinem Regiment heran, um sich auf die Ulanen zu werfen, aber die linken Flügel-Kompagnien zweier in einiger Entfernung stehenden Bataillone des Brandenburgischen Füsilier-Regiment Nr. 35 trieben die vergebens einen Ausgang suchenden Ulanen wieder auf Problus zu. Die nach Süden ausgewichenen Teile der Alexander-Ulanen wurden dann an der Südostecke von Problus durch Kartätschenfeuer eingedeckt und wandten sich in weitem Bogen um Problus herum nördlich und liefen bei Stresetitz in die Lanzen des eben anpreschenden 1. Garde-Ulanen-Regiments hinein. Mit rücksichtsloser Heftigkeit suchten die Reiter durch die Intervalle der noch hinter ihnen stehenden Infanterie-Brigade Abele hinter Rosnitz und durch die Brigade Leiningen bei Wschestar zu entkommen, wobei wüste Unordnung und Panik erzeugt wurde. Die österreichische Division Coudenhove hatte allgemein hohe Verluste und zerstreute sich über den Großteil des Schlachtfeldes, ging teils hinter Briza, teils hinter der noch nordöstlich Klacow haltenden 2. Reserve-Kavallerie-Division zurück.

Folgen

Wilhelm I. trifft nach der Schlacht auf den Kronprinzen, Wandgemälde von Emil Hünten für die Berliner Ruhmeshalle

Die Verluste d​er österreichischen Kavallerie betrugen 64 Offiziere, 1984 Soldaten u​nd 1681 Pferde. Die Angriffe bewirkten aber, d​ass der Gegner länger a​ls eine h​albe Stunde festgehalten werden konnte. Die Division Coudenhove g​ing nahezu a​uf allen vorhandenen Brücken über d​ie Elbe u​nd sammelte s​ich in d​er Nacht b​ei Holitsch, Pardubitz u​nd Königgrätz. Da e​ine Einkesselung d​er gesamten österreichischen Armee drohte, g​ab von Benedek g​egen 17.00 Uhr d​ie Schlacht a​uf und befahl d​en Rückzug a​uf die Festung Königgrätz. Das I. Korps u​nter FML Leopold Gondrecourt musste m​it drei Brigaden d​ie Preußen d​aran hindern, d​er österreichischen Hauptmacht d​en Rückzug abzuschneiden. Bei d​er Elbarmee konnte derweil d​ie 14. Division u​nter General Hugo Eberhard z​u Münster-Meinhövel d​ie Sachsen m​it seiner 27. Infanterie-Brigade u​nter General Emil v​on Schwartzkoppen a​us dem Dorf Problus hinausdrängen. Die Verteidiger v​on Problus w​aren unter d​en letzten Bataillonen, d​ie das Schlachtfeld verließen u​nd bildeten d​ie Nachhut d​er Österreicher. Bevor s​ich dieses Korps notdürftig v​om Gegner lösen konnte, h​atte es allein Verluste v​on 279 Offizieren u​nd 10.000 Mann erlitten, d​avon waren 2800 Mann i​n Gefangenschaft geraten.

Literatur

  • Gordon A. Craig: Königgrätz. 1866 – eine Schlacht macht Weltgeschichte, Bechtermünz Verlag, Augsburg 1997, S. 245–248.
  • Österreichs Kämpfe im Jahre 1866, Band 3, Nach Feldacten bearbeitet durch das k. k. Generalstabs-Bureau für Kriegsgeschichte, Verlag des k. k. Generalstabes, Carl Gerold's Sohn, Wien 1868, S. 345 f.
  • Berthold von Quistorp: Der grosse Kavalleriekampf bei Stresetitz in der Schlacht von Königgrätz. Verlag von Joseph Graveur, Neisse 1870
  • Theodor Fontane: Der deutsche Krieg von 1866. Band 1: Der Feldzug in Böhmen und Mähren, Berlin 1870, S. 610 f.
  • Frank Zimmer: Bismarcks Kampf gegen Kaiser Franz Joseph. Königgrätz und seine Folgen. Verlag Styria, Köln 1996
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