Gedenkstätte Berliner Mauer
Die Gedenkstätte Berliner Mauer erinnert an die Teilung Berlins durch die Mauer und die Todesopfer an der Berliner Mauer. Das nationale Denkmal, ein 70 Meter langes Original-Teilstück der Grenzanlagen, wurde 1998 von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Berlin an der Bernauer Straße wieder errichtet (Mauerteile stammen von anderen Abschnitten) und später erweitert. Heute umfasst die Gedenkstätte auf einer Länge von 1,4 Kilometer auf dem ehemaligen Grenzstreifen neben dem Denkmal auch eine Außenausstellung, die Kapelle der Versöhnung, das Dokumentationszentrum Berliner Mauer, das Fenster des Gedenkens sowie das Besucherzentrum und eine Ausstellung im benachbarten S-Bahnhof Nordbahnhof.[1]
Geschichte
Die Gedenkstätte geht auf einen 1994 vom Deutschen Historischen Museum im Auftrag der Bundesregierung durchgeführten Ideenwettbewerb zurück. Die Architekten Kohlhoff & Kohlhoff setzten sich durch. Die Kosten für den Wettbewerb und Bau beliefen sich auf 2,2 Millionen Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 1,66 Millionen Euro). Der Bund übernahm die Baukosten während das Land für die Unterhaltungskosten zuständig ist.[2]
Am 11. September 2008 beschloss das Abgeordnetenhaus von Berlin, zum Jahrestag des Falls der Berliner Mauer am 9. November 2008 die Gedenkstätte Berliner Mauer und die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde in der landeseigenen Stiftung Berliner Mauer zusammenzufassen.
Im Laufe der folgenden Jahre wurde das Gelände der Gedenkstätte entlang der Bernauer Straße erweitert. Die Außenausstellung im Grenzstreifen wurde in Teilabschnitten eröffnet und in eine Erinnerungslandschaft umgestaltet. Dabei wurden originale Relikte der Grenzanlagen als archäologische Fenster freigelegt oder durch Nachzeichnungen aus Stahl am Boden markiert. Der Verlauf der Mauer wurde durch Stäbe rostenden Stahls nachgestaltet. Der Standort eines Grenzbeobachtungsturms an der Strelitzer Straße wurde durch vier Stahlelemente in Originalhöhe markiert. Die Außenausstellung der Gedenkstätte schildert die Geschichte anhand der Ereignisse in der Bernauer Straße und gliedert sich in vier Themengebiete:
- Die Mauer und der Todesstreifen
- Die Zerstörung der Stadt
- Der Bau der Mauer
- Es geschah an der Mauer
An der Bernauer Straße Ecke Gartenstraße wurde am 9. November 2009[3] das Besucherzentrum eröffnet, in dem man sich über das gesamte Gedenkstättengelände informieren kann. Die Außenflächen der Gedenkstätte wurden an der westlichen Seite in Richtung Nordbahnhof zu einer Erinnerungslandschaft umgestaltet. Auf diesem Areal befindet sich auch das Fenster des Gedenkens, das seit 2010 an die Todesopfer der Berliner Mauer erinnert. Zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls am 9. November 2014 wurde dann der letzte Teilabschnitt der Außenausstellung und die neue Dauerausstellung „1961│1989. Die Berliner Mauer“ im renovierten Dokumentationszentrum eröffnet. Damit ist die Erweiterung der Gedenkstätte abgeschlossen.[4]
Anlage
Grenzanlage
Die Gedenkstätte enthält ein 70 Meter langes Stück der Grenzanlage im letzten Ausbauzustand, wie er beim Mauerfall vorhanden war. Vom Westen gesehen folgt hinter der Betonwand aus industriell gefertigten L-förmigen Elementen erst eine Sandfläche. Anschließend folgt der mit Laternen ausgeleuchtete Kolonnenweg, ein Signalzaun und die Hinterlandmauer. Stacheldrahtelemente sind nicht enthalten. Ein dazugehöriger Wachturm im historischen Originalzustand wurde nachträglich innerhalb der Anlage errichtet. Der ursprüngliche Wachturm war kurz nach dem Mauerfall beim Rückbau entfernt worden, bevor die Reste der Berliner Mauer am 2. Oktober 1990 vom Ost-Berliner Magistrat unter Denkmalschutz gestellt worden waren.[4]
Die Anlage kann nicht von Besuchern betreten werden und wurde als Denkmal umgewidmet. Dafür sind beide Enden mit Stahlwänden abgeschlossen worden. Die nördliche Wand trägt die Inschrift: „In Erinnerung an die Teilung der Stadt vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 und zum Gedenken an die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft“.[5]
Dokumentationszentrum Berliner Mauer
Das Dokumentationszentrum im ehemaligen Gemeindezentrum der Versöhnungsgemeinde liegt auf der anderen Seite der Bernauer Straße. Dort befinden sich Seminarräume und Büros der Versöhnungsgemeinde und der Stiftung Berliner Mauer. Die Dauerausstellung des Dokumentationszentrums „1961│1989. Die Berliner Mauer“ kontextualisiert die Geschichte der Berliner Mauer und bietet die historischen Hintergründe der Teilungsgeschichte, des Kalten Krieges und des Mauerbaus bis hin zum Mauerfall und zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten.[6] Teil des Gebäudes ist auch ein fünfstöckiger Beobachtungsturm, von dem das Teilstück der Grenzanlagen betrachtet werden kann.
Kapelle der Versöhnung
Der von den Architekten Peter Sassenroth und Rudolf Reitermann entworfene Kirchenbau hat eine ovale Form mit einer Fassade aus Holzstäben. Im Inneren errichtete der Lehmbaukünstler Martin Rauch in Stampflehmbauweise einen Andachtsraum. Beim Bau wurden auch Materialien der abgerissenen Versöhnungskirche verwendet, u. a. die Glocken. In der Außenanlage ist der Umriss der Versöhnungskirche markiert. Am 9. November 2000 wurde die Kapelle der Versöhnung eingeweiht.
Das Roggenfeld auf dem Todesstreifen
Nach einer Idee des Berliner Künstlers Michael Spengler wächst seit dem Jahr 2005 ein Roggenfeld auf dem ehemaligen Todesstreifen der Berliner Mauer an der Bernauer Straße. Betreut wird das Roggenfeld durch die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität.[7]
Die Idee des Kunstprojektes ist es, Assoziationen im Zusammenhang verschiedener geschichtlicher Epochen Berlins zu erzeugen, wie etwa der ruralen Vergangenheit, aber vor allem auch der Bedeutung des Gebietes als Todesstreifen in der DDR.
Der Roggen wird in der zweiten Septemberhälfte gesät und geht nach der Anlage von Bestockungstrieben in den Winter. Im Juli wird er geerntet. Bei einer extensiven landwirtschaftlichen Nutzung wäre bei der jetzigen Größe der Anbaufläche im Durchschnitt ein Ernteertrag von drei bis vier Doppelzentnern zu erwarten.
In der Vergangenheit wurde der Roggen des kleinen Feldes um die Kapelle herum für die Herstellung spezieller Abendmahls-Oblaten, von Roggenbrötchen und Brot für den Erntedankgottesdienst und im Rahmen einer Kunstaktion für die Herstellung eines speziellen Whiskys (Fine Berlin Wall Whiskey) verwendet.
Fenster des Gedenkens
Im Mai 2010 wurde das Fenster des Gedenkens auf der Erweiterung der Außenausstellung der Gedenkstätte errichtet. Bei dem Mahnmal handelt es sich um eine 12 Meter lange Wand aus rostendem Stahl, in der sich 162 Fenster mit den Porträts jener 130 Menschen befinden, die als Flüchtlinge oder Unbeteiligte an der Berliner Mauer erschossen wurden oder tödlich verunglückten. Der acht getöteten Grenzsoldaten wird an einer Stele in unmittelbarer Nähe gedacht. Unter den Bildern sind die Namen und Lebensdaten der Opfer eingraviert. Das Fenster des Gedenkens befindet sich auf einem Areal südlich der Bernauer Straße, an dem sich einst ein Teil des Sophienfriedhofes befand. Dieser nordwestlich gelegene Teil des Friedhofs wurde in den 1960er Jahren entwidmet und abgetrennt, um die Grenzanlagen ausbauen zu können.[8][9][10]
Weblinks
Einzelnachweise
- Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. In: berlin.de. Abgerufen am 20. Februar 2017.
- bundestag.de: Drucksache 14/1569 (PDF; 561 kB) S. 24
- http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Eroeffnung_des_Mauer-Besucherzentrums_in_Berlin_846476.html
- Zur Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte. In: Webpräsenz der Gedenkstätte Berliner Mauer. Abgerufen am 20. Mai 2015.
- Gedenkstätte Berliner Mauer. In: berlin.de. 13. November 2019, abgerufen am 20. Mai 2020.
- Axel Klausmeier, Kay Kufeke: 1961│1989. Die Berliner Mauer. In: Kulturprojekte Berlin (Hrsg.): Museumsjournal. Nr. 4/2014. Berlin 2014, S. 34–35.
- Ein Roggenfeld im Todesstreifen der Berliner Mauer – Projektseite
- Fenster des Gedenkens. In: Webpräsenz der Gedenkstätte Berliner Mauer. Abgerufen am 11. Oktober 2011.
- „Fenster des Gedenkens“ für Opfer der Mauer. In: Focus. 21. Mai 2010, abgerufen am 10. Oktober 2011.
- Uwe Aulich: Eine Stahlwand erinnert an die Mauertoten. In: Berliner Zeitung. 10. April 2010, abgerufen am 10. Oktober 2011.