Gebhard von Urach

Gebhard v​on Urach (* i​m 11. Jahrhundert; † 11. Januar 1141[1]) w​ar zwischen 1131 u​nd 1141 Fürstbischof v​on Straßburg u​nter der Herrschaft v​on Kaiser Lothar III. u​nd König Konrad III., d​em Pontifikat v​on Innozenz II. u​nd der Schirmherrschaft d​er Metropoliten Adalbert I. v​on Saarbrücken u​nd Adalbert II. v​on Saarbrücken.

Leben und Wirken

Eine schwäbische adelige Herkunft

Stammbaum Urach-Freiburg-Fürstenberg

Gebhard v​on Urach w​ar der Sohn v​on Egino II. (1091–1105), Graf i​m Swiggerstal (Ermstal) u​nd Kunigunde, Gräfin v​on Rheinfelden. Er w​ar der Bruder v​on Egino III. d​em Jüngeren, Udalhild (Gründerin d​es Klosters St. Nicholas) u​nd Alberada u​nd der Neffe d​es Bischofs v​on Speyer, Gebhard, u​nd des Kuno v​on Praeneste. Sein Großvater w​ar Egino I. v​on Dettingen, der Ältere, Graf v​on Achalm u​nd Urach. Eine Seitenlinie d​er Uracher mündete i​n das Fürstenhaus Fürstenberg.

Ein weltlicher und welfischer kriegsführender Bischof

Weil d​er spätere Kaiser Lothar III. d​ie Ernennung v​on Gebhard v​on Urach z​um Bischof v​on Straßburg begünstigte, fühlte s​ich Letzterer d​azu verpflichtet, d​ie Interessen u​nd die Politik v​on dem Kaiser z​u verteidigen. Dabei geriet e​r in Konflikt m​it dem Herzog v​on Schwaben u​nd Elsass, Friedrich II. d​em Einäugigen, d​em ghibellinischen Gegner v​on Lothar, Herzog v​on Sachsen, i​n der Thronfolge v​on Heinrich V.

Rosheim, romanisches Haus

Die Heere d​es Straßburger Bischofs u​nd des schwäbischen Herzogs stießen 1131 b​ei Gougenheim i​m elsässischen Kochersberg aufeinander. Gebhard v​on Urach siegte über d​en truppenmäßig stärkeren Friedrich d​en Einäugigen u​nd bemächtigte s​ich mehrerer Burgen d​es Herzogs v​on Schwaben.

Die Auseinandersetzungen wurden damit nicht beigelegt, denn ein Jahr später nahm Gebhard von Urach die Reichsstadt vom Zehnstädtebund Rosheim ein. Dabei verbrannte ein Großteil der Stadt, unter anderen beide Pfarrkirchen, die Nieder- und Oberkirche.[A 1] 1136 erlitt der Herzog von Schwaben eine neue Niederlage gegen seinen Straßburger Kontrahenten in der Schlacht von Dunzenheim. Die Spannungen zwischen dem Bistum Straßburg und den Staufern legten sich, als Konrad III. zum König gekrönt wurde. 1139 besuchte Konrad III. das Elsass, hielt sich in der Reichsstadt Weißenburg auf und kam von dort aus nach Straßburg im Mai 1139, wo ihm zahlreiche Fürsten und Prälaten einen Besuch abstatten wollten. Der König kam 1140 erneut ins Elsass und residierte in Molsheim.

Verwaltung Gebhards

Im Jahre 1137 weihte Gebhard von Urach die Kirche des Nonnenklosters zu Sindelsberg nahe dem Benediktinerkloster von Marmoutier der allerheiligsten Jungfrau und dem heiligen Blasius zu Ehren ein. Das Nonnenkloster wurde 1115 von Richwin, dem Abt von dem altehrwürdigen Kloster Neuweiler, gestiftet. 1137 verließen einige Stiftsherren den Bruderhof und wandten sich von dem Gemeinschaftsleben ab. Sie zogen jeweils in eine eigene Wohnung in der Stadt ein. Parallel zu der verstärkten Emanzipation der Straßburger Bürger durch die Urkunde des 20. Januar 1129[2] auf Wunsch des Kaisers Lothar III., bildeten die Straßburger Stiftsherren das Hohe Stift (Grand chapitre), das aus 24 Adeligen bestand. Die Domherren verweltlichten sich zunehmend, sodass manche nicht mehr die geistliche Weihe empfingen. Präbendare erfüllten deren Funktionen und bildeten zu diesem Zweck den Hohen Chor (grand coeur). Die Zahl der Präbendare stieg von 9 auf 63 und wurde endlich auf 20 reduziert. Die älteste Urkunde, in der die Präbendare erwähnt sind, ist von 1231. Sie besaßen als Benefiziaten dieselben Rechte und Privilegien, wie die üblichen Stiftsherren der Kollegialen Sankt Thomas oder Sankt Peter. Der Hohe Chor übte Herrschaftsrechte in folgenden Ortschaften aus: Gambsheim, Wantzenau, Honau, Abretzheim, Killstett, Bettnhofen, Reichstett, Suffelweyersheim.

In d​em Jahr 1140 geriet d​as Straßburger Münster w​egen eines Blitzschlags i​n Brand, w​as zum Verlust a​ller Charten u​nd Urkunden führte. Es s​oll Gebhard v​on Urach s​ehr geschmerzt haben.[1] Das Münster h​atte innerhalb v​on 150 Jahren fünfmal gebrannt. 1176 blieben n​ur noch d​ie Krypta u​nd der Chor übrig. 1180 begann d​er Neubau d​er Kathedrale o​hne Holzdecke u​nd mit Steingewölben a​uf der Grundlage d​er Basilika, d​ie der Bischof Werner I. v​on Habsburg a​m Anfang d​es 11. Jahrhunderts b​auen ließ.[3]

Literatur

  • Ludwig Gabriel Glöckler: Geschichte des Bistums Straßburg. Druck Le Roux, Straßburg 1879, 484 Seiten
  • Henry Riegert: Le journal historique de l’Alsace. tome 1. 4ème édition. Editions L’Alsace, Mulhouse 1980, 1995, 120 Seiten.
  • Francis Rapp: Le Diocèse de Strasbourg. Editions Beauchesne, 1. Januar 1982 -, Kollektion Histoire des diocèses de France, Nummer 14, 352 Seiten
  • Werner von Achalm. In: Base numérique du patrimoine d’Alsace (BNPA), Histoire de Strasbourg, Centre régional et départemental de pédagogie (CRDP); abgerufen am 27. Juli 2014
  • Strasbourg: la ville au Moyen Age (Alsace). Kapitel 2, Le Moyen Age: la ville épiscopale 1002–1334, Kap. 2.1 La ville sous l’épiscopat de Wernher – Kap. 2.2. Strasbourg et la querelle des investitures. (französisch) abgerufen am 28. Juli 2014

Anmerkungen

  1. Zitat: « A l’origine, la paroisse de Rosheim est formée de deux églises bien connues à partir du XIè: la Niederkirch, dédiée aux Saints Pierre et Paul, et l’Oberkirch s'honorant du vocable de Saint-Etienne. En 1051 l’église inférieure est possession de l’abbaye des moniales de Hesse. En 1132 les paroisses sont détruites au cours de la lutte entre Frédéric de Souabe et l’évêque Gebhard de Strasbourg. A la suite d’un l’incendie, l’église Saints-Pierre-et-Paul est reconstruite, mais seuls les murs de l’ancienne chapelle de la Vierge remontent à cette époque. En 1137 Saint-Etienne est agrandi, et vers 1150 s’ouvre le nouveau chantier des Saints-Pierre-et-Paul ». Aus: Base numérique du patrimoine d’Alsace. CNDP-CRDP, académie de Strasbourg, abgerufen 30. September 2014.

Einzelnachweise

  1. Glöckler, S. 192
  2. Riegert, S. 89
  3. Riegert, S. 95
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